Kinder erhalten Einblicke in das Alltagsleben der vergangenen Jahrhunderte
Waschen wie zu Ur-Omas Zeiten

Beuren. Rauch steigt aus dem Wasch- und Backhaus des Freilichtmuseums Beuren auf. Waschzuber und -bretter sowie Wäschestampfer und -presse stehen vor dem Haus bereit. Unter dem Motto „Der Dreck muss weg“ veranstaltete das Freilichtmuseum als Teil des Ferienprogramms einen Waschtag für Kinder. Von 13 bis 17 Uhr konnten die Kleinen zusammen mit ihren Eltern und Großeltern erleben, wie Wäsche gewaschen wurde, lange bevor es Waschmaschinen und Leitungswasser gab. Bevor es losging, stellten die Museumspädagogen Tabea Schmauder und Nino Epple den Besuchern die Geräte vor, die man damals beim Waschen verwendet hatte. Fasziniert blickten die Besucher immer wieder auf die antiken Geräte.

Zu Beginn folgten die Kinder noch zögernd den Anweisungen der Betreuer. Aufgrund des niedrigen Wasserstands im Bach hinter dem Waschhaus musste das Wasser zuerst mit einem Brett angestaut und das „Kons­trukt“ mit Lehm abgedichtet werden. Das Spielen im Matsch begeisterte die Kinder – und so war die anfängliche Scheu schnell vergessen.

Da das Wasser allerdings auch danach noch nicht zum Waschen reichte, bildeten die Kinder eine Wasserkette, um den Waschkessel und die Zuber zu füllen – ganz wie damals, als das Wasser noch nicht aus dem Wasserhahn kam.

Der Eifer ließ nach, als das Wasser im alten Wasch- und Backhaus in einem Kessel am offenen Feuer erhitzt wurde. Schnell war von den Kindern zu hören: „Puh, das stinkt.“ Denn dem Haus fehlte ein richtiger Kamin. Hinzu kam, dass die Augen der Kleinen aufgrund der starken Rauchbildung sofort zu tränen anfingen.

Das Arbeiten an den Reiben machte den Teilnehmern dann schon wieder mehr Spaß. „Wir haben an der Drehreibe gedreht, und dann kamen kleine Seifen raus“, erzählte eine der Teilnehmerinnen. Mit einer Handraspel und einer Mühle durften die Kinder selbst Seife kleinraspeln.

Anschließend gaben die Teilnehmer die Wäsche und die Seifenraspeln in das heiße Kesselwasser. Mit dem Wäschestampfer wurde die Wäsche kräftig behandelt. „Der Stampfer sieht aus wie eine Glocke. Unten befindet sich ein Sieb. Damit kommt Luft in die Kleidung, und sie wird durchgeblasen. So entsteht auch der Schaum“, erklärte Nino Epple den Kindern. Trotz des Rauchs standen die Kinder Schlange, um die Wäsche zu stampfen, während die Eltern stolz ihren Nachwuchs bei der Arbeit fotografierten.

Das nächste Highlight folgte gleich danach: Nachdem die Wäsche gestampft war, wurde sie nach draußen in die Zuber gebracht. Dort verausgabten sich die Kinder eifrig und mit großem Plätschern an den Waschbrettern. Die Großeltern erzählten derweil, wie sie selbst damals noch von Hand Wäsche gewaschen hatten und wie erleichtert sie gewesen waren, als zuerst die Wäscheschleuder und – bei den meisten in den 1960er-Jahren – die Waschmaschine eingeführt worden waren.

Waschtag im Freilichtmuseum
Waschtag im Freilichtmuseum
Ebenfalls große Freude machte den Kindern das Auswringen und Pressen der Wäsche. Anschließend wurde die Wäsche ausgeschüttelt und in der Sonne zum Trocknen aufgehängt.

„Wäsche zu waschen macht richtig Spaß“, schwärmte Marco Ferro, einer der teilnehmenden Jungen. „Wir sind eine Stunde nach Beuren gefahren. Ich dachte, das Programm hört sich toll an. Und die Kinder sollen erfahren, wie es damals bei Oma war“, erzählte Marcos Mutter Simone Ferro. Das bestätigten die anderen Eltern. Neben dem Spaß für die Kinder war ihnen wichtig, dass ihre Kleinen erleben, wie anstrengend früher die Arbeit gewesen ist, und dass sie so die heutigen Annehmlichkeiten schätzen lernen.

Waschtag im Freilichtmuseum
Waschtag im Freilichtmuseum
Alles in allem war der Waschtag ein großer Erfolg – sowohl für die Veranstalter als auch für die Besucher des Museums. Sogar später eintreffende Gäste blieben an dem original Wasch- und Backhaus aus dem Jahr 1813 stehen und beteiligten sich am Waschen. Die Kinder erfuhren, wie das Alltagsleben früher war – und dass es nicht immer so leicht war, einfach den Wasserhahn aufzudrehen oder auf einen Knopf zu drücken.