Nicole Mohn
Großbettlingen. Im Großbettlinger Kulturforum herrschte Gedränge: Zur Verbandsversammlung sind die Wehren und ihre Bürgermeister nahezu vollzählig erschienen. Dass Frank Buß hier große Wertschätzung genießt, ist zu spüren. Sein zehnter und letzter Bericht als Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes Esslingen-Nürtingen (KFV) ist dann auch mehr, als ein bloßer Rechenschaftsbericht des vergangenen Jahres. Buß hält Rückschau über sein Wirken für die Wehren im Kreis.
Im Gedächtnis geblieben sind ihm die Feste und Jubiläen wie zuletzt der Kreisfeuerwehrtag in Weilheim. Sie tragen für ihn nicht nur zum positiven Image der Feuerwehren bei und demonstrieren die Leistungsfähigkeit: „Diese Veranstaltungen zeigen, welche gesellschaftliche Kraft Feuerwehren sind und welche Verantwortung die Ehrenamtlichen tragen“, betont Buß.
Die Grundlagen für diesen freiwilligen Dienst an der Gemeinschaft langfristig abzusichern, dafür hat sich Buß in seiner Amtszeit besonders stark gemacht. So bildeten Gemeindetag, Kreisverband Esslingen und der KFV eine Arbeitsgruppe zur Förderung des Ehrenamtes bei der Feuerwehr. Im Zuge dessen wurde auch eine Anpassung der Unfallversicherung für Feuerwehrangehörige durchgesetzt.
Auf Kreisebene verzeichnet Buß eine spürbare Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen den Wehren. Das Motto „Dein Feuer – mein Feuer“ sei längst überwunden. Spezialisierung und Tagesverfügbarkeiten haben seiner Einschätzung nach feuerwehrübergreifend alle Rettungsdienste enger zusammenrücken lassen. Froh ist er, dass die Gefahren, die dem Ehrenamt mit der Überarbeitung der EU-Arbeitszeitrichtlinie drohten, abgewandt scheinen. „Es hätte sonst nicht nur den Tod vieler Feuerwehren, sondern auch anderer Hilfsdienste bedeutet“, ist er überzeugt. An die Politik appellierte er, die Frage weiter kritisch zu begleiten.
Feuerwehrführerschein, Qualifikation der Einsatz- und Führungskräfte oder die Novellierung der Zuwendungsrichtlinien – schon die wenigen Schlagworte aus dem umfangreichen Bericht machen klar, dass der Vorsitz des KFV ein arbeitsreicher Job ist, zu dem eine Vielzahl repräsentativer Aufgaben gehören. Mit seinem Amt als Bürgermeister einer 14 300 Einwohner zählenden Stadt lasse sich das auf Dauer nicht vereinbaren, begründete Buß seinen Entschluss, nicht mehr als Vorsitzender zu kandidieren. „Die Entscheidung ist mir sehr schwer gefallen, da mir das Wohl der Feuerwehren im Landkreis Esslingen und aller Feuerwehrangehörigen eine Herzensangelegenheit ist“, erklärte er.
In Würdigung seiner Verdienste erhielt Buß aus den Händen von Landrat Heinz Eininger die höchste Auszeichnung, die Nicht-Feuerwehrleute in Deutschland erhalten können: die deutsche Feuerwehrehrenmedaille in Gold. Der Kreischef griff unter den vielen Erfolgen, die Buß in seiner Amtszeit verbuchen durfte, vor allem die gelungene Vereinbarung zur Überlandhilfe und dessen Einsatz für das Ehrenamt heraus. Zudem ist Buß neuer Ehrenvorsitzender des KFV und Träger der Ehrenmedaille des Kreisverbandes.
Zeitgleich mit Buß schied zudem ein Urgestein des Feuerwesens im Landkreis Esslingen aus: Heinz Hanekamm, ehemaliger Kreisbrandmeister und langjähriger stellvertretender Vorsitzender des KFV, trat ebenfalls nicht mehr zur Wahl an. Buß würdigte seinen Vize als „Vorbild für Viele“. „Ich habe mich gewundert, dass es noch eine Ehrung für Hanekamm gibt“, scherzte Landrat Eininger, als er dem „Streiter für die Feuerwehr“ die Ehrenmedaille des Landesfeuerwehrverbandes überreichte. „Jetzt ist Heinz Hanekamm ausgeehrt“, schmunzelte der Kreischef, der sich insbesondere für dessen Einsatz für die Kameradschaft bedankte.
Eine Auszeichnung ging auch an Kreisbrandmeister Bernhard Dittrich. Mit seiner „Berliner Schnauze“ (Buß) spreche er Dinge, die ihm missfallen, klar und deutlich an, um über Eigenerkenntnis auch Hilfestellung zu geben. „Diese gradlinige Art kommt bei der Feuerwehr sehr gut an“, so Buß. Er verlieh Dittrich das Deutsche Feuerwehrkreuz in Silber.
Vorstand als auch Verbandsausschuss schlugen einstimmig Bernd Müller als Nachfolger für Buß vor. Einstimmig fiel auch das Votum der Verbandsversammlung für den Altenrieter Bürgermeister und CDU-Kreisrat aus. Er versprach, er wolle die „hervorragende Arbeit weiterführen“. Für Hanekamm rückt mit Alfred Bidlingmaier ein gestandener Feuerwehrmann in das Amt des Vize nach: Er war 25 Jahre Kommandant der Feuerwehr Notzingen. Feuerwehr, so sagt er über sich selbst, habe er sich im Leben zur Berufung gemacht.
In der anschließenden Dienstsitzung der Kommandanten ließ Kreisbrandmeister Bernhard Dittrich das vergangene Jahr noch einmal aus Feuerwehr-Sicht Revue passieren. Erstmals seit Mitte der 90er Jahre sind wieder über 3 600 Männer und Frauen in den Einsatzabteilungen. Bedingt ist der Anstieg durch die neue Möglichkeit, schon mit 17 Jahren zu den Aktiven zu wechseln. Sieben Einsatzkräfte kommen damit auf 1 000 Einwohner. 8 171 Einsätze wurden von den 44 Wehren insgesamt gefahren, bei der Leitstelle gingen über 60 000 Anrufe via 112 ein.
Positiv bewertet Dittrich, dass die Zahl der Aus- und Weiterbildungen deutlich gestiegen ist, sowohl auf Kreisebene als auch bei der Landesfeuerwehrschule. Nachholbedarf gibt es aus Sicht des Kreisbrandmeisters noch immer bei der Teilnahme an den Leistungsabzeichen. „Das gibt Sicherheit im Einsatz“, warb Dittrich für die Teilnahme.