Neidlingen. Auf amüsante Weise und mit ganz eigenem Charme gab die Referentin zunächst ihren Lebenslauf preis. Schon hier ließ sie mit ihrer Erzählweise die Landfrauen aus den Grenzen des Alltags ausbrechen. Gleichzeitig machte sie aus dem Alltag Wissenskunst und brachte die ganze Skala der menschlichen Gefühlswelt zum Schwingen.
Was haben Tesafilm, wasserfeste Wimperntusche, Schokoladenquadrate, Modeschmuck, Kleidung und Kaffeefilter gemeinsam? Allesamt – und noch mehr Dinge – wurden von Frauen erfunden. Viele haben sich ihre Ideen und Erfindungen patentieren lassen, wurden dadurch reich und berühmt. Der Umgang mit so manchen Patenten von Frauen ist heute eine Selbstverständlichkeit. Leicht hatten es die Frauen nicht, mit Erfindungen in der Öffentlichkeit zu erscheinen. Denn die Bereitschaft der Mitwelt, das Talent zu erkennen, zu fördern und die äußeren Bedingungen bereitzustellen, galt als wichtige Voraussetzung und wurde nicht um jeden Preis bei Frauen gesucht.
Die Referentin spannte den Bogen über Jahrhunderte und machte die Anwesenden vertraut mit Patenten, die bis heute genutzt werden. Entschlossen und beherzt waren sie, diese Frauen. Und vor allem vertrauten alle ihren eigenen Fähigkeiten.
Bereits im Jahr 1712 reiste Sibylla Masters aus Amerika nach London, um dort ihre Maismehlmaschine noch auf den Namen ihres Ehemanns patentieren zu lassen. Zu Beginn der 1950er-Jahre tauchte in Stuttgart Anni Lang, Mutter von drei Kindern, auf, die traumhafte Ketten kreierte, sich damit zur Frankfurter Messe begab und einen Riesenerfolg einfuhr: „Langani-Schmuck“, bis heute eine Welt-Modeschmuck-Kreation, mit Sitz in Stuttgart.
„Vor etwa 100 Jahren brachte Coco Chanel ihren noch heute weltberühmten Duft ,Chanel No. 5‘ auf den Markt“, sagte die Referentin. Wie Flasche und Parfüm hergestellt werden, wurde ebenso vorgetragen wie die Entstehung des nicht minder berühmten „Coco-Chanel-Kostüms“. In den 1950er-Jahren sei der Rock mit ausgestellten Bahnen, wie auch die Jacke, etwas Besonderes gewesen. Erinnerungen an das geniale Können einer Französin wurden wach. England begeisterte just zu dieser Zeit der „Mini-Rock“, und Helena Rubinstein ließ sich ihre „wasserfeste Wimperntusche“ patentieren. Sie war es auch, die den ersten Schönheitssalon einrichtete und für einen „Schönheitstag“ plädierte. Elisabeth Arden setzte 1934 noch eins drauf: Die erste „Schönheitsfarm“ war da.
Auf der Leipziger Messe 1908 stellte Melitta Bentz ihre Kaffeefilter vor, und in den 1940er-Jahren war es eine Amerikanerin, die sich die erste Wegwerfwindel der Welt patentieren ließ. Eine Schwäbin, gar eine Älblerin aus Tomerdingen, nämlich Clara Ritter geborene Göttle, hatte die zündende Idee, eine Schokolade herzustellen, die in der Tasche getragen wird – bunt und quadratisch: die „Ritter Sport“.
Aufgeklärt wurden die Frauen über die Entstehung von Tesafilm durch Elsa Tesmer. Auch männliche Patente streifte Karin de la Roi-Frey: Hans Klenk aus Ludwigsburg zeichnete für „Hakle-Clopapier“ verantwortlich, und Paul Schlack aus Stetten auf den Fildern war der Erfinder von Perlon/Nylon. Strümpfe, Hemden und Anzüge aus diesem Material waren in den 50er-Jahren absolute Verkaufsschlager. Allein 1951 verkaufte Schlack 30 Millionen Paar Perlonstrümpfe.
Fasziniert hatte die Frauen die Anmerkung, dass eine Amerikanerin 27 Patente erlangen konnte, die nichts mit Mode, Schmuck oder Haushaltsgegenständen zu tun hatten, sondern mit Papiertüten über Motoren und Maschinen.
Ein Fazit ließ sich ziehen: Das Hervortreten von immer mehr weiblichen Talenten in den vergangenen Jahrzehnten beweist, dass Vorurteile gegen Frauen schwinden – mehr und mehr. Und diese Erfolgsstraße ist noch nicht zu Ende!rr