Das richtige Timing zählt im Basketball nicht nur auf dem Spielfeld. Wer seinen Trainer zu Weihnachten beschenken will, kann nicht viel falsch machen. Siege gehen immer. Spielen Gegner und Kalender mit, lassen sich sogar gleich drei davon in kurzer Folge eintüten. Igor Perovic hat zum Fest endlich bekommen, was kaum einer mehr für möglich hielt: Erfolgserlebnisse in Serie. Weil die serbisch-orthodoxe Kirche der julianischen Zeitrechnung folgt, feiert Kirchheims Headcoach wie die meisten seiner Landsleute Weihnachten wie jedes Jahr am 6. und 7. Januar. Wie gesagt: Das richtige Timing zählt.
Die drei Siege der Knights gegen Ehingen, Nürnberg und Hagen haben das Bild, das sich Mitte Dezember nach fünf erfolglosen Spielen bot, schlagartig verändert. Die Mannschaft hat die Botschaft verstanden und reagiert. Auf die ungewohnt scharfe Kritik ihres Sportchefs Chris Schmidt, der kurz vor Weihnachten auch personelle Konsequenzen nicht mehr ausschloss und in aller Öffentlichkeit die Charakterfrage stellte. Aber auch auf die neue Situation auf dem Spielfeld, wo sich nach der Rückkehr der beiden langzeitverletzten Spielmacher Nico Brauner und Karlo Miksic vieles an zentraler Stelle neu fügen muss. Beide bezeichnet Perovic als Schlüsselfiguren, weil sie Typen verkörpern, die seiner Spielauffassung am nächsten kommen. Brauner als der aggressive Leader, Miksic mit seinem selbstlosen Auftreten und einem Auge für den Mitspieler, das für einen 23-Jährigen eher selten ist. Dass er sich nach kürzester Zeit zu einer verlässlichen Alternative für einen so erfahrenen Spielgestalter wie Richie Williams entwickelt hat, ist ein wesentlicher Grund, weshalb mit Miksic nicht alles, aber vieles besser läuft.
Miksic macht andere besser
Davon profitieren auch Teamkollegen wie Tim Koch oder Andreas Kronhardt, die sich noch zu Weihnachten ebenfalls den Vorwurf gefallen lassen mussten, sie agierten viel zu passiv. „Andi braucht die Bestätigung und das Vertrauen“, meint Igor Perovic. Beides findet er inzwischen beim Trainer. Bei den drei Siegen zuletzt stand Kronhardt mit am längsten auf dem Parkett. Gegen Ehingen war der 31-jährige Center Topscorer in Reihen der Knights, gegen Hagen und Nürnberg jeweils bes- ter Rebounder.
Mit weniger als der gewohnten Einsatzzeit leben zu müssen, ist eine Herausforderung, der sich alle in der Mannschaft stellen müssen. Für manchen mag das neu sein, für Perovic ist es ein Plus, das im Moment spielentscheidende Vorteile verschafft. Die zurzeit wohl größte Rotation in der Zweitliga-Geschichte der Knights war mit ein Grund, weshalb das Hagener Tempospiel gegen Ende verpuffte und die Ritter trotz Schwächephase das Spiel im Schlussviertel noch drehten. Sie ist gleichzeitig eine Art Lebensversicherung angesichts der hohen Foulbelastung, die sich die Mannschaft in schöner Regelmäßigkeit leistet.
Ob das so bleibt, wird sich spätestens Mitte Februar zeigen, wenn die in diesem Jahr verlängerte Transferperiode ausläuft. Klar ist: Fünf Guards sind für Kirchheimer Verhältnisse ein üppiges Polster und das Resultat der frühen Verletztenmisere zu Beginn der Saison. Elijah Strickland musste als Helfer in der Not schon vor Weihnachten die Segel streichen. Ob er der letzte bleiben wird und - falls nein - wen es im Februar treffen könnte, ist eine Frage, die zur Stunde nur schwer zu beantworten ist.
Richie Williams spielt nach einigen Startproblemen einen soliden Part, ist inzwischen bester Vorbereiter in der Pro A und findet zunehmend auch zu offensiver Stärke zurück. Kyle Leufroy hat sich die berechtigte Kritik an seinem oft nachlässigen Abwehrverhalten offenbar zu Herzen genommen und glänzt immerhin als Topscorer der Liga, während der erst 18-jährige Aleksa Bulajic trotz seiner zuweilen ungestümen Art offfensiv wie defensiv eine echte Bereicherung ist. Brauner und Miksic gelten bei Perovic ohnehin als gesetzt. Was also tun? Für Knights-Geschäftsführer Chris Schmidt hat diese Frage vor allem eine finanzielle Dimension. „Wir sind im Moment in der Prüfung“, sagt er. „Nach dem Jena-Spiel am 17. Januar werden wir die Situation auch sportlich noch einmal bewerten.“ Dass alles so bleibt, wie es ist, ist zumindest nicht ausgeschlossen. Angesichts der unsicheren Lage durch Corona sei man im Sommer sehr sparsam mit verfügbaren Mitteln umgegangen, sagt Schmidt. „Wir haben gut gewirtschaftet.“