Kirchheim. Im Café Adoro geht der Kaffee weg wie warme Semmeln. Wie viele der Ein-Kilogramm-Kaffeebeutel täglich aufgebraucht werden, will Bettina Verlinden, die zusammen mit ihrem Lebenspartner Mario Adornetto das Café betreibt, zwar nicht verraten – aber es dürften einige sein. Denn sie und ihre Mutter Mia Zemann haben in den vergangenen Monaten schon über 420 Kaffeetüten zu Tragetaschen verarbeitet.
Die Idee zu den eigenen schwarz-silbernen Taschen, auf denen große Kaffeebohnen abgebildet sind und auf denen unter anderem die Aufschrift „Caffe Adoro“ zu lesen ist, stammt von Bettina Verlinden. Sie fand es schade, die Kaffeetüten einfach wegzuwerfen, und hatte ähnliche, selbst hergestellte Exemplare schon öfter gesehen. „Im Internet gibt es viele entsprechende Blogs, und man kann Schnittmuster herunterladen“, erzählt die 52-Jährige, die sich alsbald an die Arbeit machte. Die Vorteile: Man kann der Umwelt Gutes tun und gleichzeitig einen neuen Werbeträger für das Café kreieren.
Etwa 20 Tragetaschen fertigte sie an – dann ging der viel beschäftigten Kirchheimerin jedoch ein wenig die Puste aus. „Am Anfang hat es Spaß gemacht, aber irgendwann wurde es mir zu viel“, räumt sie ein. Ein Glück, dass es ihre Mutter Mia Zemann gibt: Die 73-Jährige übernahm kurzerhand die Produktion der Café-Adoro-Tragetaschen. Mit viel Elan und Freude ist sie bei der Sache. „Ich bin ganz verrückt darauf“, sagt die jung gebliebene Kirchheimerin schmunzelnd, die sich gerne auf derlei Handarbeiten stürzt. Zum Beispiel hat sie auch das derzeit kursierende Loom-Bandz-Fieber erfasst, bei dem aus kleinen, bunten Silikongummis Armbänder und Ringe in unterschiedlichen Varianten entstehen (wir berichteten).
Doch zurück zu den Taschen: Sechs Kaffeebeutel benötigt Mia Zemann für ein Modell. Sie schneidet, misst ab, klebt und näht die einzelnen Tütenelemente schließlich mit der Nähmaschine zu einem Ganzen zusammen. Am Ende kommen noch Träger dran – und schon ist ein Exemplar fertig. Zum Schneiden, Abmessen und Kleben einer Tasche benötigt die Kirchheimerin etwa eine Stunde, erzählt sie. „Und zum Nähen dann noch 30 Minuten.“ Bei Mia Zemann geht die Taschenproduktion praktisch im Akkord. Ginge es nach ihr, könnten die Gäste des Cafés Adoro noch viel mehr Kaffee trinken, denn sie wartet regelrecht auf Kaffeetüten-Nachschub.
Das Besondere an den Taschen: Ein klein wenig duften sie noch nach frischen Kaffeebohnen – Schnüffler dürften also ihre helle Freude daran haben. Außerdem bestehen sie nicht aus irgendwelchen Kaffeetüten: Verwendet wird die „Hausmarke“ des Cafés Adoro, das in Italien seine eigene Kaffeebohnen-Mischung aus Arabica- und Robusta-Bohnen rösten lässt.
„Die Taschen möchten wir nicht verkaufen, sondern wir wollen unseren Kunden damit eine Freude machen“, betont Bettina Verlinden. Ab und an sehe sie Menschen mit der Tasche durch die Fußgängerzone schlendern, freut sie sich. „Ein Kunde von uns hat sie jeden Tag dabei.“
Die 52-Jährige hat übrigens schon weitere Ideen: Ihr schweben selbst hergestellte Umhängetaschen, Taschen fürs Fahrrad oder Mäppchen im Café-Adoro-Design vor. „Das mache ich vielleicht im Winter – wenn ich Zeit habe . . .“