Wenn sich im Spätherbst die Tagestemperaturen frisch anfühlen, vielleicht ganz leicht über dem Gefrierpunkt liegen und die Nächte frostig kalt sind – dann erfreut dies besonders des Schneesportlers Herz. Dann nämlich steigt nicht nur die Wahrscheinlichkeit auf natürlichen kristallförmigen Niederschlag sondern auch die Möglichkeit der alpinen Kunstschneeproduktion. Ab minus zwei Grad funktioniert die in den Beschneiungsanlagen vorgenommene Umwandlung von Wasser in Schnee.
Viele Skigebiete haben die nahezu idealen Temperaturen der letzten Wochen ausgenutzt und angefangen, ihre Pisten zu präparieren. Seit dem Wochenende haben bereits fast 50 Skigebiete ihre Lifte und Pisten – zumindest in Teilen – angeworfen und freigegeben. Nach den österreichischen Gletschergebieten Hintertux, Stubai, Sölden, Pitztal, Kaunertal, Kitzsteinhorn und Mölltal sowie den italienischen (Schnalstal) und schweizerischen (Engelberg und Zermatt) Pendants sind nun auch die hoch gelegenen gletschlerlosen Skigebiete wie beispielsweise Sulden (Italien) sowie Gurgl oder Obertauern (beide Österreich) in die Saison eingestiegen. Mit Ischgl und Kitzbühel gesellen sich auch bereits die ersten Party-Hochburgen hinzu. Wer es idyllischer und näher mag, muss aber nicht so weit fahren: im nahegelegenen Kleinwalsertal laufen auch bereits fast die Hälfte der Lifte am Söllereck.
Preisanstiege allerorten
Ob beschaulich oder beschwingt: in jedem Fall ist ein ordentlich gefüllter Geldbeutel notwendig. Die Hotelpreise stiegen je nach Region seit 2022 um bis zu 40 Prozent. Günstige Pensionen und Privatzimmer werden immer seltener. Dafür wachsen Vier-Sterne-Hotels aus dem Boden – zu entsprechend hohen Zimmerraten. Auch die Liftpreise erfuhren mit durchschnittlich rund fünf Prozent heuer noch einmal eine kräftige Erhöhung. Reguläre Tagesliftkarten kosten jetzt zwischen 42 Euro (Feldberg) und 106 Euro (Zermatt). In den hochfrequenten österreichischen Gebieten muss im Schnitt mit rund 80 Euro gerechnet werden. Bruno Panni, stellvertretender Vorsitzender des SVL Kirchheim, hat eine nicht allzu gewagte These parat: „Skisport war in den 1960er Jahren elitär und wir sind nun auf dem besten Weg, genau dort wieder hin zu kommen.“
Not macht erfinderisch
Die Gründe sind aber nicht allein im Klimawandel zu suchen. Seriöse Untersuchungen haben ergeben, dass im Jahr 2050 noch etwa 80 Prozent der heutigen Skigebiete in Betrieb sein werden. Viele Skiorte versuchen aber bereits auf die Negativbremse zu drücken um aus dem Skisport kein Luxusprodukt zu machen. Zum einen wollen sie mit umweltfreundlicher Beschneiung punkten: statt Schneekanonen sind mehr und mehr Skilanzen im Einsatz, die von höher gelegenen Speichern gespeist werden und den natürlichen Wasserdruck statt stromgetriebener Kompressoren verwenden.
Zum anderen stellen die Betreiber das neue Zauberwort zur Kostenreduzierung durch bessere, gleichmäßigere Auslastung in den Mittelpunkt: „Dynamic Pricing“. Das bedeutet: die Schneesportler erwerben ihre Lifttickets, egal ob Tageskarte oder Skipass zu flexiblen Preisen online. Preisentscheidend sind dann das Wetter, die Schneelage, der Wochentag und die Anzahl der Aktiven auf der Piste. Das kann zu unterwöchigen Schnäppchenpreisen bei durchwachsenem Wetter und übersichtlicher Anlagenauslastung führen. Ebenso kann es aber an einem Wochenende mit Kaiserwetter auch ein teures Vergnügen werden.
Besorgnis in der Teckregion
Selbst die seither als preisgünstige Alternative gerne genommenen Bus-Skiausfahrten von Vereinen oder Sportfachgeschäften sind keine Garantie mehr für günstige Preise. „Mit 100 Euro muss man heute pro Person und Tag rechnen“, sagt Michael Braun, Abteilungsleiter Ski bei den SF Dettingen. „Und da hat man noch nichts gegessen oder getrunken.“
Auch andere schneesporttreibende Vereine rund um die Teck sind besorgt. „Wir verzeichnen im Breitensportbereich einen Interessenrückgang am Skifahren“, sagen unisono Nina Schur, Abteilungsleiterin Ski im VfL Kirchheim und Kollege Jochen Gökeler vom TV Unterlenningen. Die Suche nach Alternativen ist in den Wintersportabteilungen des einen oder anderen Teckvereins bereits losgegangen. „Wir wollen die bewährten Ausfahrten und Kurse halten so lang es geht, sind aber auch zukunftsorientiert auf der Suche aus der Abhängigkeit des Skisports“, sagen die Jesinger Ski-Abteilungsleiterin Tamara Fahn und ihr Ohmdener Pendant Sven Binder unisono.

