Siegmund Maier hielt zum Firmenjubiläum den Festvortrag über die Unternehmerpersönlichkeiten Martin Schempp, Wolf Hirth und Klaus Holighaus
Wer Schempp-Hirth zum Premiumhersteller machte

Über „75 Jahre Erfolgsgeschichte“ berichtete Siegmund Maier, der langjährige Vorsitzende der Fliegergruppe Wolf Hirth. In den Mittelpunkt seines Vortrags stellte er die drei „Ausnahmepersönlichkeiten“ Martin Schempp, Wolf Hirth und Klaus Holighaus.

Wer Schempp-Hirth zum Premiumhersteller machte
Wer Schempp-Hirth zum Premiumhersteller machte

Kirchheim. Zunächst ging Siegmund Maier auf das Unternehmen ein, das für ihn nicht einfach nur zu den Premiumherstellern zählt, sondern vielmehr der Premiumhersteller ist: „Die Schempp-Hirth Flugzeugbau GmbH ist in der Segelfliegerwelt der Inbegriff für Qualität, für Hochleistungssport, für Innovation und für partnerschaftliches Miteinander mit Luftsportvereinen und Privatkunden rund um den Globus.“ Schempp-Hirth-Kunden seien nicht nur Käufer, sondern „Freunde des Hauses, Fliegerfreunde.“

Die enge Verbindung zwischen Herstellung und Nutzung des Produkts geht bereits auf die beiden Namensgeber zurück: Martin Schempp und Wolf Hirth. Martin Schempp, Jahrgang 1905, lernte die Fliegerei in den USA kennen – durch keinen Geringeren als Atlantik-Flieger Charles Lindbergh, der ihn bei einem Vortrag „mit dem Fliegervirus infizierte“. In den USA gründete Martin Schempp 1930 sein erstes Flugzeugbau-Unternehmen. Nachdem das aber „nicht so richtig klappte“, wie „Sieger“ Maier ausführte, habe Wolf Hirth seinen Fliegerfreund Martin Schempp wieder ins Schwäbische geholt, zunächst als Fluglehrer. Im Januar 1935 schließlich wurde das Unternehmen „Sportflugzeugbau Martin Schempp Göppingen“ gegründet. Wie die Arbeitsteilung funktionierte, das beschrieb der Festredner folgendermaßen: „Wolf Hirth brachte sich mit seinen Konstruktionen Gö 1 ,Wolf‘ und Gö 3 ,Minimoa‘ ein, während Martin Schempp sich als umsichtiger und hochmotivierter Fertigungsleiter betätigte.“

1938 zog das Unternehmen von Göppingen in die Kirchheimer Krebenstraße um, und Wolf Hirth wurde offiziell Teilhaber. „Die Firma heißt seitdem ,Schempp-Hirth Flugzeugbau‘“, stellte Siegmund Maier fest, bevor er auf die kriegsbedingten Schwierigkeiten der Flugzeugbauer einging. Erst 1951 war der Segelflug in Deutschland wieder zugelassen. Schempp-Hirth fertigte aber bereits „aus den noch vorhandenen Rohstoffen – Holz, Flugzeugsperrholz und Bespannstoffen – vielerlei nicht flugfähige Nutz- und Brauchgegenstände“.

Martin Schempp, der 1945 zum kommissarischen Bürgermeister Kirchheims ernannt

worden war, baute zwar die Kirchheimer Fliegergruppe auf. Aber Segelflugzeuge produzierte er eigentlich erst wieder Anfang der 60er-Jahre, nachdem er den Auftrag zur Lizenzfertigung der österreichischen Konstruktion „Standard Austria“ erhalten hatte.

Wolf Hirth, fünf Jahre älter als Martin Schempp und ebenfalls in Stuttgart geboren, war zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr am Leben. „Am 25. Juli 1959 stürzte er im Landeanflug auf den Dettinger Flugplatz ab“, sagte „Sieger“ Maier und fügte hinzu: „Unser Luftsport verlor mit ihm einen ganz Großen.“

Dafür kam wenige Jahre später ein anderer „Großer“ nach Kirchheim: „Martin Schempp suchte und fand 1964 in der Akademischen Fliegergruppe Darmstadt einen jungen Ingenieur, der die ,Standard Austria‘ technisch verbessern sollte – Klaus Holighaus.“ Dieser trat im November 1965 in die Firma ein. Seine erste komplette Neukonstruktion hatte ihren Erstflug im Januar 1967. Zugleich war der „Cirrus“ auch das erste „Glasfaser-Kunststoff“-Flugzeug von Schempp-Hirth. 1972 übernahm Klaus Holighaus die Geschäftsführung, fünf Jahre später das gesamte Unternehmen.

Am 9. Juli 1984 starb Martin Schempp. Nur zehn Jahre später, am 9. August 1994, kam Klaus Holighaus im Alter von 54 Jahren bei einem Trainingsflug in den Schweizer Alpen ums Leben. Damit begann „eine neue Zeitrechnung bei Schempp-Hirth und in der Familie Holighaus“, wie Siegmund Maier ausführte. Brigitte Holighaus und ihr Sohn Tilo übernahmen die Geschäftsführung, unterstützt vom Sohn beziehungsweise Bruder Ralf Holighaus, der bereits in Berlin ein eigenes Software-Unternehmen aufgebaut hatte. Siegmund Maiers Fazit fiel folgendermaßen aus: „Inzwischen sind 16 Jahre vergangen. Schempp-Hirth hat seine Premium-Position gehalten. Es gibt neue Entwicklungen, allerneueste Technologien, und die Flugzeuge sind nach wie vor schön.“