Lenningen. Ein seltsames Büschel „Gras“ auf trockenem Felsboden – das kann, wenn es an den Felsen und Felsköpfen der Schwäbischen Alb bei Schopfloch auftaucht, eine der gefährdeten Pfingstnelken sein. Zweifelsfrei erkennen kann man die kleine, unscheinbare Pflanze, die auch als „Felsnägele“ bekannt ist, am ehesten in ihrer Blütezeit, wenn sie attraktive, rosaviolette Blüten mit den für Nelken typisch ausgefransten Blütenblättern ausbildet.
Am Samstag haben die Bergwacht-Bereitschaften Lenninger Tal und Stuttgart im Rahmen des Aktionsplanes „Biologische Vielfalt“ des Landes Baden-Württemberg – auch 111-Artenkorb genannt – offiziell die Patenschaft für die Pflanze übernommen. Als Anerkennung überreichte Regierungsvizepräsident Dr. Christian Schneider symbolisch die von Minister Alexander Bonde unterzeichneten Patenschafts-Urkunden des Ministeriums für den Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in der Bergrettungswache der Bergwacht Stuttgart in Schopfloch. „Die Bergwachtmitglieder leisten hier wichtige Arbeit im Sinne des Artenschutzes. Die Geländeverhältnisse erfordern an den Felsen ein hohes Maß an körperlicher Fitness und Einsatzbereitschaft“, sagte Schneider in seiner Ansprache.
Wie die Schutzmaßnahmen aussehen, stellten die Bergwachtmitglieder in einer kurzen Info-Veranstaltung vor. So halten die Bergwacht-Bereitschaften Lenninger Tal und Stuttgart mit regelmäßigen Pflegeeinsätzen die Felsen und Felsköpfe im Naturschutzgebiet „Oberes Lenninger Tal mit Seitentälern“ von starkem Bewuchs frei, um den Erhalt der Pfingstnelke zu gewährleisten – denn auf zu starke Verbuschung und Beschattung reagiert die gefährdete Pflanze sehr empfindlich. Zu ihrem Schutz wurden außerdem im Naturschutzgebiet Besucherlenkungsmaßnahmen und stellenweise auch Kletterverbote ausgesprochen. Außerdem zeigte die Bergwacht Bilder von Geländeeinsätzen, bei denen stets unter Seilsicherung und teilweise auch im Hängen gearbeitet werden musste. Sämtliche regelmäßig notwendigen Pflegemaßnahmen werden ehrenamtlich organisiert. Bereits im vergangenen Jahr engagierte sich die Bereitschaft Lenninger Tal in der Erstpflege an Felsen bei Schlattstall und in diesem Jahr bei einer ersten Nachpflege.
Regierungsvizepräsident Schneider zeigte sich beeindruckt von der ehrenamtlichen Arbeit der Bergwachtmitglieder und ließ es sich trotz winterlichen Wetters nicht nehmen, sich ein Bild der Pfingstnelkenstandorte an der Felsformation „Schwarze Wand“ und der nahe gelegenen „Sylphenwand“ zu machen. „Es ist besonders wichtig, dass gerade die Bergwacht im Pflanzenschutz aktiv ist und dabei auch Kletterer und Bergsportler für die Ansprüche empfindlicher Arten am Fels sensibilisiert“, betonte er.