Lenningen. Lautes Hämmern und Bohrgeräusche dringen aus dem offenen Schuppen des Naturschutzzentrums Schopflocher Alb. Drinnen machen sich 16 Jungs und Mädchen im Alter von zwölf bis 16 Jahren daran, unter Anleitung von Ranger Martin Gienger Nisthilfen für Wildbienen zu basteln. Die Insektenhäuschen dürfen sie später mit nach Hause nehmen, um die kleinen possierlichen Nützlinge beobachten zu können. Der 13-jährige Friedemann aus Bissingen findet es „cool“, Löcher in die zugesägten Buchenholzrollen zu bohren. Daneben schreit die gleichaltrige Anke aus Metzingen auf und zieht blitzartig ihre Hand zurück. Der Bohrer ist doch etwas heiß gelaufen. Das könnte ‘ne Blase geben. Auf dem Werktisch am Tor beginnt Cara, 11, aus Kirchheim, aus Brettchen das Dach der Nisthilfe zusammenzunageln. Belanna, 13, aus Notzingen, mit dem olivgrünen Wildhüterhut, greift ebenfalls zum Hammer. Zuvor hat Ranger Martin Gienger, beim Landkreis angestellter Naturschutzwart, über die Nützlichkeit der kleinen Insekten erzählt und Sinn und Zweck des Wildbienenhäuschens erklärt.
Der Bau der Nisthilfen bildete den Abschluss des zweitägigen Junior Ranger Camps auf der Schopflocher Alb. Danach erhielten die Jungs und Mädchen, die alle drei „Bausteine“ des Camps durchliefen, ihr Zertifikat „Junior Ranger im Biosphärengebiet Schwäbische Alb“. Insgesamt gab es 2012 elf neue Junior Ranger, wie Nicole Siegmund vom Amt für Naturschutz und Naherholung im Landratsamt Esslingen sagte.
2002 organisierte das Landratsamt gemeinsam mit dem Naturschutzzentrum und dem Ranger das erste Camp dieser Art. Das Programm setzt sich jeweils aus drei „Bausteinen“ zusammen: In diesem Jahr gingen die naturinteressierten Jugendlichen im Frühjahr mit dem Ökomobil auf Gewässererkundung. Im Sommer lernten sie Bäume und Tiere des Waldes in einer Expedition durch die Wälder rund um das Naturschutzzentrum kennen, und im Rahmen des zweitägigen dritten Moduls, das vorgestern und gestern im und am Naturschutzzentrum über die Bühne ging, besuchten sie mit Dieter Ruoff die Gutenberger Höhle, erlebten eine Hofführung in der Ziegelhütte und sahen dabei einem Käser über die Schulter. Dann wartete eine knifflige Aufgabe auf die Jungs und Mädchen: Mithilfe von Karte und Kompass mussten sie einen Schatz finden. „Und sie haben ihn gefunden“, bestätigte Nicole Siegmund, die die drei „Bausteine“ organisierte und betreute.
Die Schulung zum Junior Ranger beginnt mit den Junior Ranger Kids zwischen sieben und zwölf Jahren. Dann folgt das Junior Ranger Camp zwischen zwölf und 16 Jahren, und wer dann das Zertifikat in der Tasche hat, kann als aktiver Junior Ranger ab 16 mit Ranger Martin Gienger auf Streifendienst gehen oder das Naturschutzzentrum beim Infostand des Bauernmarktes unterstützen. Inzwischen können Naturschutzwart Gienger und das Naturschutzzentrum auf insgesamt 61 Junior Ranger zurückgreifen. „Einige sind bereits aktiv im Streifendienst und in Naturschutzvereinen oder üben einen grünen Beruf aus“, sagte Nicole Siegmund und sieht das Ziel des Junior Ranger Camp-Projektes erreicht, bei Jugendlichen Freude und Interesse an der Natur zu wecken und sie für deren Schutz zu sensibilisieren.
Im vergangenen Jahr wurde das Programm auf das gesamte Biosphärengebiet ausgeweitet. Auch der Landkreis Reutlingen veranstaltet nun Junior Ranger Camps in seinem Umweltbildungszentrum „Listhof“.
Ob dort auch Nisthilfen gebaut werden? Friedemann mit der grünen Ranger-Baseballkappe hält jedenfalls im Schuppen des Naturschutzzentrums Schopfloch ganz stolz sein Wildbienenhäuschen in der Hand.