Ohmdens Jagdpächter befürchtet, Neugierige könnten seltenes Tier vertreiben – „B-Probe“ steht noch aus
Wildkatze sorgt im Wald für WirbelInfo

Kaum ist in Ohmden nach den Turbulenzen um die Bürgermeisterwahl etwas Ruhe im Ort eingekehrt, s orgt das Auftauchen einer Wildkatze im Wald für Aufregung in der 1700-Seelen-Gemeinde.

Wildkatze sorgt im Wald für WirbelInfo
Wildkatze sorgt im Wald für WirbelInfo

Ohmden. „Im Wald laufen jetzt 100 000 Leute rum und suchen nach der Katze“, ärgert sich der Ohmdener Jagdpächter Alfred Haas, der seine Entdeckung gar nicht an die große Glocke hängen wollte. Drei Jahre ist es her, dass Haas nach eigenem Bekunden einer Wildkatze in die Augen blickte. „Sie saß auf einem Baum und ich hatte lange genug Zeit, sie als Wildkatze zu identifizieren“, sagte er gestern gegenüber dem Teckboten. Einen Fotoapparat hatte der Jagdpächter damals nicht dabei. Trotz installierter Wildtierkamera existiert ein Beweisfoto von dem seltenen Tier im Ohmdener Forst bis heute nicht.

Eher beiläufig hatte der Jäger Mitarbeitern der Wildforschungsstelle Aulendorf von seiner Entdeckung berichtet.

Regelmäßigen Kontakt hat Haas zu den Forschern aufgrund des ebenfalls seltenen Vorkommens von Waschbären auf Ohmdener Markung. Um die Existenz der Wildkatze zu beweisen, stellten Ehrenamtliche des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) zwölf Pflöcke im Ohmdener Wald auf und umwickelten sie mit in Baldrian getränkten Klettbändern. Seit 2004 arbeitet der BUND am „Rettungsnetz für die Wildkatze“. Ziel ist, das Überleben der kleinen Tiger in Deutschland zu sichern. Katzen lassen sich von dem Duft anlocken und reiben sich an den Stöcken. Wie die DNA-Analyse durch die Aulendorfer Forscher erbracht hat, stammt ein Haar tatsächlich von einer Wildkatze. „Die B-Probe steht noch aus“, gibt Haas zu bedenken. „Es ist alles also noch gar nicht 100 Prozent sicher.“ Im Winter sollen erneut Lockstöcke im Wald verteilt werden, denn die Katzen gehen nur während der Ranzzeit an die Hölzer.

„Wir waren uns einig, dass wir die Öffentlichkeit nicht informieren“, betont Haas. Verbreitet wurde die Meldung indes von einem Politiker aus dem Landkreis. „Ich habe jetzt das Galama“, so Haas, dem der Hut hochgeht, wenn er Leute im Dickicht auf Katzensuche erwischt. Dabei bräuchten Wildkatzen vor allem Ruhe. „Wenn ich gewusst hätte, was da auf mich zukommt, hätte ich niemandem von der Sache erzählt“, so Haas. Besonders ärgert er sich über Neugierige, die von den Wegen abgehen, kreuz und quer durch den Wald streifen und womöglich noch ihre Hunde frei herumlaufen lassen. „Wir haben so einen tollen Wald. Sonst würden sich bei uns auch keine Waschbären oder Wildkatzen wohlfühlen“, sagt der Jagdpächter, dessen Revier insgesamt 400 Hektar groß ist. Die Rückkehr der Wildkatze, die seit 1912 in Baden-Württemberg als ausgestorben galt und in den vergangenen Jahren in der Rheinebene und in der Region um den Kaiserstuhl wieder nachgewiesen wurde, ausgerechnet in seinem Forst, erfüllt Haas mit Stolz: „Das ist schöner als jede Auszeichnung. Das zeigt mir, dass wir hier eine gute Hege und Pflege betreiben.“ Umso mehr fürchtet der Jäger, dass die Wildkatze das Weite suchen könnte, wenn der Trubel im Ohmdener Wald weiter anhält.

Revierförster Markus König indes hatte in der Gemeinderatssitzung am Montagabend abgewiegelt und stark angezweifelt, dass es im Ohmdener Forst überhaupt eine Wildkatze geben könnte. „Ich habe ihr nicht in die Augen geblickt“, meinte er auf die Frage von Ratsmitglied Dr. Martin Kaimer. Ein einziges Haar sei für ihn noch kein ausreichender Beweis. W

ildkatzen bräuchten ein großes Revier und der Ohmdener Wald reiche viel zu dicht an die Bebauung heran.