Eigentlich wollte sie Schauspielerin werden. „Aber dafür war ich wohl schon zu alt.“ - Dass das im Nachhinein nicht schlimm ist, findet Conny Sieme heute. Denn so öffnete sich eine neue Tür, hinter der sie die Welt von ihren schönsten Seiten sieht. Die gebürtige Bayerin ist seit 17 Jahren im Tourismus tätig und seit vier Jahren Crew-Mitglied bei dem deutschen Reiseveranstalter Phoenix. Getreu dem Motto: „Willkommen an Board, willkommen zu Hause“ arbeitet sie auf den Meeren der Welt.
1992 hat alles durch einen Zufall begonnen. Eine Freundin erzählte Conny Sieme, dass das Reiseunternehmen Aldiana Animateure sucht. Ein Glücksfall für die damals 34-Jährige: Sie bewarb sich und bekam eine Stelle. Damals war sie noch nicht in ihrer Wunschabteilung Sport aktiv, sondern in der Unterhaltung und den Abendveranstaltungen. Wohl fühlte sie sich auch dort, Hauptsache es hat etwas mit Menschen zu tun. „Ich wusste schon als kleines Kind, dass ich später mit Menschen arbeiten will“, blickt sie zurück: „Aber meine Eltern bestanden darauf ,dass ich was Vernünftiges mache. So habe ich nach der Schule eine Ausbildung zur Justiz-Fachangestellten absolviert.“ Gearbeitet hat sie nie in dem Beruf und ist auch froh darüber. Ihr Herz schlägt für die Menschen und für den Tourismus. Wenn sie von ihren Reisen erzählt, kommt sie aus dem Schwärmen nicht mehr heraus: „Man kann so viel auf den Reisen mitnehmen. Jeden Tag kommen wir woanders an und sehen etwas Neues. Am liebsten bin ich in Skandinavien unterwegs. Vor allem am Nordkap verschlägt es mir immer wieder die Sprache. Es ist eine so besondere Atmosphäre dort. Die Luft ist frisch und rein und die Menschen sind sehr herzlich.“ Aber genau so herzlich sind auch ihre Passagiere. Conny Sieme gibt auf den Kreuzfahrtschiffen Sportkurse wie Zumba oder Cardio, und die Gäste kommen sehr gerne zu ihr.
Die Arbeitstage können an Bord sehr lang sein. Es ist nicht unüblich, dass die Ausflüge an Land schon um 7 Uhr beginnen und erst nach Einbruch der Dunkelheit das Schiff wieder erreicht wird. Die Crew-Mitglieder begleiten die Passagiere bei ihren Landgängen. „Das ist immer sehr spannend, weil man da viel über die Regionen und Menschen mitbekommt. Und Dinge erlebt, die man normalerweise nicht tun könnte. Wie zum Beispiel einen Hubschrauberrundflug“, freut sich die Animateurin.
Natürlich genießt sie auch mal ihre Freizeit, wenn an Bord alles erledigt ist. Meistens unternehmen dann alle Crew-Mitglieder zusammen was. „Wir sind wie eine Familie.“ An ein Ereignis erinnert sich Conny Sieme besonders: „Ich erlebte auf Pulau Weh, einer Insel in Indonesien, einen meiner schönsten Momente. Meine Kollegen und ich sind in der Freizeit miteinander essen gegangen in ein unscheinbares Restaurant. Als man uns durch die Hütte geführt hatte, kamen wir plötzlich an einem privaten Bilderbuchstrand raus: türkisfarbenes Wasser, weißer Sand und Palmen. Mir hat es die Sprache verschlagen. Genau in solchen Momenten weiß ich, dass es das Richtige ist, diesen Job zu machen. Für uns haben die Angestellten dann eine Tafel aufgebaut und wir konnten direkt am Strand essen. Man holt sich da Energie, die man dann wieder an die Gäste abgibt.“
Als ihre Kinder noch klein waren, hat die Hepsisauerin ihre Arbeit auf den Schiffen vorerst auf Eis gelegt, damit sie sich um ihre Familie kümmern konnte. Stillsitzen war noch nie ihre Sache, und so gründete sie ihren eigenen Tanzverein, den TFS Hepsisau. Wenn die 51-Jährige mal wieder für mehrere Wochen unterwegs ist, hat sie Vertretungen, die ihre Kurse weiterführen. Sie war bis jetzt noch nie länger als 90 Tage am Stück weg. „Meistens sind es zwei bis drei Wochen, die ich an Bord bin.“ Ihrem Mann, den sie bei der Arbeit kennengelernt hat, macht das nichts aus. „Er ist selbst geschäftlich viel unterwegs und unterstützt mich überall.“
Ihre Kinder sind stolz auf ihre Weltenbummler-Mama. „Sie lieben meine Arbeit, vor allem, weil sie kostenlos aufs Schiff kommen können.“ Ihre Kinder wollen später auch in der Tourismusbranche arbeiten. Die 17-jährige Kim plant eine Ausbildung bei Phönix. Der 18-jährige Lee möchte nach der Schule ein Jahr als Animateur aufs Schiff.
Conny Sieme ist schon wieder auf Reisen. Am Dienstag ging‘s los von Bremerhaven nach St. Petersburg. - Eine von insgesamt ungefähr 270 Städten, die sie während ihrer Arbeit bereist hat. „Ich war in etwa in 31 Ländern und habe 270 Städte gesehen. Das sind 12 Prozent der Welt“, so steht es in ihrem Handy. Dass noch etliche Städte und Länder hinzukommen, steht für sie fest.