Die Frage des Monats: Wie viele Windräder verträgt das Kirchheimer Waldgebiet Bettenhart?
Windenergie erhitzt die Gemüter

Der mögliche Windenergie-Standort zwischen Schafhof und Kreuzeiche erhitzt die Gemüter. Unabhängig davon, ob sich dort überhaupt jemals ein Windrad drehen wird, hat der Teckbote den Kirchheimer Gemeinderatsfraktionen für November folgende Frage des Monats gestellt: „Wie viele Windräder verträgt das Kirchheimer Waldgebiet Bettenhart?“

Kirchheim. Für die CDU-Fraktion antworten Dr. Thilo Rose, Klaus Buck und Wilfried Veeser: „Die Energiewende hat Konsequenzen für alle, wobei der massive Ausbau der Windkraft vor allem vom grünen Teil der Landesregierung vorangetrieben wird. Wegen der Aufhebung des Regionalplans im Teilbereich Windkraft sind derartige Anlagen im Außenbereich generell zulässig. Durch die Formulierung von Vorranggebieten setzt sich die CDU-Regionalfraktion gemeinsam mit der CDU-Gemeinderatsfraktion dafür ein, Beeinträchtigungen vor allem für die Bevölkerung wie Lärm (daher: größtmöglicher Abstand zu Wohngebieten) und das Landschaftsbild möglichst gering zu halten. Generell verhindern lassen sich Windkraftanlagen nicht. Dies ist eine der Konsequenzen aus dem Atomausstieg.“

Walter Aeugle, Fraktionsvorsitzender der SPD: „Nach Meinung der meisten Schafhof-Bewohner wohl kein einziges, nach dem Ergebnis der Potenzialanalyse maximal drei, womit circa 20 000 MWh Strom pro Jahr erzeugt werden könnten – immerhin etwa neun Prozent des Kirchheimer Strombedarfs. Ob dies je so kommt, ist völlig offen, denn ob sich Windräder im windschwachen Bettenhart rentabel betreiben lassen, ist mehr als fraglich. Sollte sich aber dennoch ein Investor finden, der das Risiko eingeht und einen Bauantrag stellt, müssen vor der Genehmigung die – sicher sehr zahlreichen – Einwände geprüft und ausgeräumt werden, was schwer fallen dürfte. So wird noch viel Wind nutzlos über den Schafhof wehen – und auch der Geist des Heiligen Sankt Florian: die Energiewende lässt grüßen!“

Hagen Zweifel, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler: „Die Freien Wähler sehen Windräder positiv, solange sie umweltfreundlich und wirtschaftlich betrieben werden. Dies gilt auch für die geplanten Anlagen im ,Bettenhart‘. Nicht optimale Wind-Verhältnisse erfordern dort Nabenhöhen bis zu 150 Meter. Deshalb muss in einem umfangreichen Genehmigungsverfahren der Einfluss auf die Wohnbebauung, die Vogelwelt, den Wald, die Lärmausbreitung, die Energieableitung et cetera betrachtet und bewertet werden. Gegebenenfalls können wir uns maximal drei Windräder vorstellen.“

Grünen-Fraktionsvorsitzende Sabine Bur am Orde-Käß: „Der Gemeinderat hat das Kirchheimer Klimaschutzkonzept beschlossen, um einen lokalen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Eine Einsparung von 37  Prozent CO2 bis 2030 ist danach ein realistisches, aber durchaus ambitioniertes Ziel. Ohne den Bau von drei Windkraftanlagen auf dem Schafhof, durch die immerhin circa 4 500 Kirchheimer Haushalte mit sauberem Strom versorgt werden können, ist dieses Ziel nicht zu schaffen. Ob Windkraftanlagen auf dem Schafhof entstehen werden, hängt von genaueren Voruntersuchungen ab. So müssen Windmessungen vor Ort durchgeführt und der Vogelschutz sowie mögliche Lärmemissionen im Genehmigungsverfahren geprüft werden.“

Bernhard Most, Vorsitzender der FDP/KiBü-Fraktion: „Die politische Entscheidung zur Energiewende ist gefallen. Die Konsequenzen waren bekannt. Für Kirchheim wurde noch nie bewertet, welche der alternativen Energiearten sich am besten eignet. Sollte dies die Windkraft sein, ist die erstellte Beurteilung von Standorten ein hilfreicher Anhaltspunkt. Das Waldgebiet Bettenhart wurde dabei lediglich im Hinblick auf die Windausbeute positiv bewertet. Erst wenn klar ist, dass die Windenergie in Kirchheim die beste Lösung zur Energiegewinnung ist, sollten nach unserer Auffassung an einem geeigneten Standort so viele Anlagen wie nur möglich entstehen. Dann werden der Eingriff in die Landschaft und die Beeinträchtigung der Menschen relativ gesehen am geringsten.“

Dr. Silvia Oberhauser, Fraktionsvorsitzende der Frauenliste: „Nirgends in Deutschland wird so viel Energie verbraucht wie hier im Süden. Logisch, dass wir uns deshalb direkt vor Ort Gedanken über die Erzeugung von Energie machen müssen. Die Stadt Kirchheim hat, nach Aufforderung durch den Verband Region Stuttgart, potenzielle Standorte für Windräder gesucht. Infrage käme nur die Gemarkung Bettenhart. Konkrete Pläne gibt es nicht, denn dann müsste der Gemeinderat den Flächennutzungsplan ändern. Wir sollten zu einer sachlichen und ideologiefreien Diskussion über dieses wichtige Zukunftsthema kommen. Eine gute Gelegenheit für alle gab es dazu beispielsweise bei der kürzlich von der Stadt Kirchheim durchgeführten Klimakonferenz.“

Hans Kiefer, Stadtrat der Christlichen Initiative Kirchheim (CIK): „Das ist nicht die richtige Frage zum Thema. Die richtigen Fragen sind: Wollen wir die Energiewende voranbringen, wollen wir dezentrale Energieerzeugung, wollen wir das kürzlich beschlossene Klimaschutzkonzept ernsthaft umsetzen, nehmen wir das alles ernst oder handeln wir nach dem Sankt-Florians-Prinzip? Die Christliche Initiative Kirchheim ist grundsätzlich für Windkraft auf Kirchheimer Gemarkung, sofern sich dies wirtschaftlich darstellt und ein transparentes Genehmigungsverfahren positiv beschieden wird.“vol