Weilheim.
Kompakte Trauben und ordentliche Oechslegrade – „wir wollen nicht jammern“, meinte der frisch gebackene Vorsitzende des Weilheimer Vereins der Weinbergbesitzer, Werner Kauderer. Der lange Winter und der trockene April hatten den Wengertern Magengrimmen bereitet: „Wir waren schon ein bisschen bange, wie es wohl weitergehen wird“, gab Werner Kauderer zu. Doch auf den recht späten Austrieb folgte eine einwöchige Blüte Ende Juni mit optimalem Wetter. Was den Winzern im Sommer Sorge und jede Menge Arbeit bescherte, war ein fünfminütiger Hagelschlag Ende Juli. „Das Auszupfen der Beeren hat mich dieses Jahr allein 100 Stunden gekostet“, so Kauderer, der den Rundgang und insbesondere die anschließende Verkostung mit Sprüchen rund um den Rebensaft würzte: „Was der August nicht kocht, kann der September nicht braten“, lautete eine Weisheit, die sich an der Höhe der Oechslegrade zu bewahrheiten scheint. Brachte es der Spätburgunder beispielsweise vergangenes Jahr auf 95 Grad Oechsle, so zeigt das Refraktometer derzeit gerade
mal 75 Oechsle an.
Die Lese in der Limburgstadt ist bereits in vollem Gange: Den Startschuss gaben die Winzer am Egelsberg mit dem Acolon, einer sehr frühen
roten Rebsorte, über die sich bereits Wespen, Mücken und Vögel hermachen wollten. Am Samstag wurde der Müller-Thurgau bei der Weingärtnergenossenschaft abgeliefert. „Das wird mit 76 Öchsle ein guter Qualitätswein“, prognostizierte Werner Kauderer. Mit Dornfelder und Schwarzriesling sind im Moment rote Sorten an der Reihe. Nächste Woche folgen Kerner und Silvaner. Insbesondere der Riesling könnte laut Kauderer noch ein paar Sonnentage vertragen. Der Vereinsvorsitzende gab sich optimistisch, dass der Silvaner des Jahrgangs 2010 wieder einen guten „Bertold II“ abgeben wird. Von der Qualität des trockenen Weißweins, der im vergangenen Jahr in die Flaschen gefüllt wurde, konnten sich die Gäste, zu denen auch Notarin Susanne Jocham gehörte, bei Brezeln und lockeren Gesprächen selbst ein Bild machen. Er mundete ebenso wie ein trockener Kerner sowie eine leckere Spätlese, ein 2009 erstmals von der Weingärtnergenossenschaft Hohenneuffen-Teck angebotener Spätburgunder Weißherbst.
Insgesamt bauen die 20 Mitglieder des Weilheimer Vereins der Weinbergbesitzer am Bürrle und an der Limburg auf knapp drei Hektar Wein an. Ein Exot unter ihnen sind Franz Sziebert und sein Sohn. Die Ökowinzer setzen auf sehr zeitaufwendige, alternative Schädlingsbekämpfung und keltern ihre edlen Tropfen selbst. Mit der Lese fahren auch sie den Lohn für ihre Mühen ein: „Wenn man die reifen Beeren in der Hand hält, schlägt das Herz eines jeden Winzers höher“, so Franz Sziebert.