Schlierbach. Eigentlich hatte die Gemeinde damit gerechnet, für den Abriss und Neubau des Sanitärtraktes auf der Westseite der Halle und einigen Erneuerungen in der Halle selbst rund 1,1 Millionen Euro auf den Tisch legen zu müssen. Seit Januar sind nun die Fachplaner für Heizung, Lüftung und Sanitär sowie Elektrik mit im Boot, und deren Untersuchungen haben einen höheren Sanierungsbedarf als ursprünglich gedacht zutage gefördert: Die Kostenberechnung für die Teilsanierung beläuft sich nun auf knapp 1,5 Millionen Euro.
Beim Oberthema Heizung, Lüftung und Sanitär konzentriert sich das Hauptproblem auf den Heizkessel sowie die Duschen und WCs im Untergeschoss. Während sich Fachingenieur Joachim Händle zuversichtlich zeigt, dass der Heizkessel noch ein paar Jahre weiter betrieben werden kann und die Gemeinde sich so Optionen wie etwa einen Anschluss der Halle an das Nahwärmenetz der Schule offenhält, ist der Speicher, in dem das Brauchwasser für die Duschen aufbereitet wird, nicht mehr zu retten und muss ersetzt werden.
Ebenso schwarz sieht Fachplaner Händle für die von der Gemeinde angedachte Weiternutzung der Duschen im Untergeschoss als stille Reserve für größere Wettkämpfe. „Die Bestandsleitungen sind in einem sehr schlechten Zustand und dürfen so nicht mehr angeschlossen werden“, so der Fachmann. Hier spiele insbesondere die Gefahr eine Verkeimung mit Legionellen eine große Rolle. Er empfiehlt daher, die Duschen komplett stillzulegen und rückzubauen und für die Toiletten neue Kaltwasserleitungen zu legen. Während sich die zusätzlichen Kosten für eine Stilllegung auf etwa 9 500 Euro belaufen würden, schlüge die Alternative – eine Komplettsanierung der Duschen inklusive Erneuerung des gesamten Leitungssystems – mit rund 25 000 Euro zu Buche. Immerhin: Bei einer Stilllegung der Duschen sei eine spätere Reaktivierung nicht vom Tisch.
Weniger Probleme macht hingegen die Beheizung von Halle und Gymnastiksaal. Während im Gymnastiksaal die Heizung des Raumes
„Historische Chance auf einen Neubau vertan“
künftig über Deckenstrahlerplatten erfolgen soll, wird die Luftheizung in der Halle selbst ertüchtigt und mittels moderner Regelungstechnik auf den neuesten Stand gebracht. Die Halle ebenfalls mit Deckenstrahlern zu beheizen mache laut Händle aus wirtschaftlicher Sicht keinen Sinn.
Auch der Fachplaner für die Elektrik, Thomas Freistädter, hat bei der Untersuchung der Halle wenig erfreuliche Entdeckungen gemacht. So ist die Hallenbeleuchtung teilweise noch mit zweiadrigen Kabeln ausgeführt, was nicht mehr den heutigen Anforderungen entspreche. „Kurz: Diese Kabel müssen raus“, so Feldstädter. Auch die Anlage zur Sicherheitsbeleuchtung müsse erneuert werden. Dafür soll die Beleuchtung in Halle, Gymnastiksaal, Foyer und neuem Anbau komplett auf energiesparende und langlebige LED-Leuchtmittel umgestellt werden. „Ich möchte insgesamt die Wartungskosten so niedrig wie möglich halten“, erläuterte Freistädter seinen Vorschlag, auf die etwas teureren Lampen zu setzen.
Wenig erfreut zeigte sich Jörn Feldsieper (FUW) über die Kostenberechnung. „Wir bekommen nicht das, was wir ursprünglich haben wollten“, merkte er angesichts der geplanten Stilllegung der Duschen bei gleichzeitig höheren Kosten an. Im Rückblick habe man mit der Teilsanierung eine falsche Entscheidung getroffen und die „historische Chance auf einen Neubau“ vertan. „Wir sind jetzt bei 1,5 Millionen und ich bin sicher, dass es dabei nicht bleiben wird.“ Unterstützung bekam er von Ralf Dreizler (ebenfalls FUW), der bekannte: „Bei fast 20 Prozent Kostensteigerung wäre ein Neubau fast billiger gewesen.“
Diese Argumentation für einen Neubau bezeichnete Marco Emmert (CDU) wiederum als unlauter. „Ich möchte dem Eindruck entgegentreten, dass wir hier für 1,5 Millionen Euro nichts Halbes und nichts Ganzes bekommen“, so Emmert. Zum einen habe man bisher nur mit einer Kostenschätzung und keiner Berechnung agiert. „Wenn ich einen Altbau saniere, kommen eben immer weitere Dinge zum Vorschein.“
Letztendlich beauftragte der Gemeinderat die Verwaltung dennoch einstimmig, die Ausschreibung für die Teilsanierung vorzubereiten. Bürgermeister Paul Schmid ist zuversichtlich, noch im Sommer mit Abriss und Neubau des Sanitärtraktes anfangen zu können, damit der Rohbau bis November fertiggestellt und über die Wintermonate mit dem Innenausbau begonnen werden kann.