„Traum“-Reise mit „Rise of Risk“ und der Sporttheatergruppe der Alleenschule
„Wir packen die Koffer . . .“

Kirchheim. Die Beiträge, mit denen sich die Sporttheatergruppe und die Band der Alleenschule alljährlich im Rahmen der Kinder- und Jugendtheatertage „Szenenwechsel“ am


bunten Angebot beteiligen, zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich stets aus Musik- und Tanzeinlagen sowie Sport- und Spielszenen zusammensetzen, immer originell und verlässlich ausnehmend gut sind.

Die bunte Szenenfolge „Wir packen unsere Koffer und ziehen in die Welt“ machte da keine Ausnahme – im Gegenteil. Die selbstbewusst immer weiter nach oben geschraubte Hürde wurde souverän und unangestrengt übersprungen, und das machte dem Publikum und den Akteuren auf und hinter der Bühne offensichtlich sehr viel Spaß.

Die Reise, zu der die aus einem schweren Koffer herausgekletterten „Schattenspielfiguren“ ihr begeisterungsfähiges Publikum einluden, begann am Rande des in der Nähe von Inverness im schottischen Hochland liegenden sagenumwobenen Loch Ness. Der Besuch dort ermöglichte eine hautnahe Begegnung mit dem See-Ungeheuer „Nessie“, das immer wieder vor der Ferienzeit aus dem dunklen Wasser auftaucht und damit verlässlich für Schlagzeilen und einen entsprechend großen Ansturm neugieriger Touristen sorgt.

Die Schülerinnen und Schüler, die auf ihrer fiktiven Wanderung durch die Wälder der Umgebung am Seeufer plötzlich von Ungeheuern förmlich eingekreist waren, nutzten die drei Wünsche, die sie frei hatten, dann aber nur suboptimal. Sie wünschten sich, dass alles ein Traum sei, dann ein Glas Wasser und zuletzt sogar, schnell wieder in der Alleenschule zu sein. Das spricht deutlich gegen die Aufenthaltsqualitäten Schottlands, sagt aber umso mehr über die Zufriedenheit der Schülerinnen und Schüler mit ihrer Schule . . .

In Griechenland hatten es dann die vielen Klöster den Weltreisenden angetan, die aber bald von andächtigen Mönchsgesängen und tiefer Meditation zu lautlosen Luftgitarrenriffs überschwenkten und übermütig mit den Mönchen gemeinsam im Gangnam-Style über die Bühne tanzten.

Bevor sie sich in Mexiko den Magen mit Burritos vollschlugen, hatten die Traveller in Moskau schon einmal Menschenpyramiden gebaut und spektakuläre Turnübungen absolviert, in der Türkei wahre Einkaufsorgien gefeiert, um sich dann im Libanon bei einer Teezeremonie wieder etwas zu beruhigen und wieder zu sich selbst zu finden. In den Ver­einigten Staaten ging die abwechslungsreiche Reise mit „cooler Musik“ dann viel zu früh schon wieder zu Ende.

Erfolge haben immer viele Väter – heißt es. Bei Aufführungen der Sporttheatertruppe der Kirchheimer Alleenschule ist es aber schwer, die tatsächlichen „Väter“ des Erfolgs zu ermitteln. Für die Sporttheatertruppe zeichnet mit Christin Burgstett und Günter Zoglmann schon einmal ein starkes gemischtes Doppel verantwortlich. Raphael Lindeke beruft sich bescheiden darauf, dass die von ihm maßgeblich betreute Musik ja nur eine dienende Funktion habe.

Da die hilfreichen Menschen hinter der Bühne alles auf die Akteure im Rampenlicht schieben, bleiben also eine zwölfköpfige Schauspielerschar und sieben Mitglieder der Schulband „Rise of Risk“ übrig. Da die siebenköpfige Band meist mit gleich drei Frontfrauen antritt, ist hier das Verhältnis noch relativ ausgewogen.

Bei der Schauspieltruppe haben aber ganz klar die Mädchen die Oberhand und werden von ein paar wenigen sich in Szene setzenden Alibi- oder Quotenjungs unterstützt. Von vielen „Vätern des Erfolgs“ kann also beim besten Willen keine Rede sein. Wahrscheinlich basiert der Erfolg ja doch vor allem auf Frauen-Power und einem von großer Begeisterung getragenen Teamgeist, der das Pub­likum gleich mit einbezieht.

Wie viel Arbeit und wie viele Ideen alle zusammen in dieses Programm eingebracht haben, ist der überzeugenden Produktion eigentlich gar nicht anzumerken. Dass es allen Beteiligten viel Spaß macht, ist dagegen unübersehbar und sorgt immer wieder aufs Neue dafür, dass auch das Premierenpublikum begeistert mitgeht.

Zwei sehr kurzweilige Aufführungen wurden den interessierten Gästen geboten, die dann auch nicht mit anerkennendem Applaus sparten. Großzügig belohnt wurden damit die vielen Akteure, die trotz großem Publikumsandrang überhaupt keinen Grund hatten, nervös zu werden.

Kleine Fehler wurden verziehen oder auch gar nicht erst wahrgenommen, da das Publikum von Anfang an mitmachte, mitklatschte, schon bei den ersten Takten von „We are the World“ mit hochgehaltenen Amen mitschwang und mitsang und nach einer Stunde mit anhaltendem Applaus eine Zugabe einforderte, die dann auch gerne gewährt wurde.

Bevor zum großen Finale noch einmal von allen Menschen vor und hinter der Bühne gemeinschaftlich „We are the World“ angestimmt wurde, galt es aber zunächst erst „Nur noch kurz die Welt retten“ – und sie zu bereisen, solange sie noch steht. Die mit einer etwas verwegenen Streckenführung in Angriff genommene Reise steckte voller Abenteuer und überzeugender Regieeinfälle, die nicht vorgegeben, sondern gemeinsam entwickelt und auch wieder spontan verändert wurden.

Die Schulband „Rise of Risk“ setzte bei der die szenischen Darbietungen begleitenden musikalischen Reise nach Tim Bendzko zunächst auf das von der Italienerin Laura Pausini gemeinsam mit James Blunt neu vertonte „Primavera in Anticipo“. Es folgten lateinamerikanische Klänge mit Los Lobos und dem Ohrwurm „La bamba“, bevor dann auf und vor der Bühne mit dem von Michael Jackson und Lionel Richie geschriebenen Welthit „We are the World“ gemeinsam das Ende einer großartigen, die Menschen einander näherbringenden Reise gefeiert wurde.