Kirchheim. Die Kreisverwaltung legte im Zuge eines Antrags der Freien Wähler im Kreistag eine Übersicht vor, aus der sich unter anderem die rechnerische Verteilung von Asylbewerbern entsprechend der Einwohnerzahl der Kreiskommunen ersehen lässt. Außerdem zeigt die Liste, welche Kreiskommunen bis 30. Oktober wie viele Flüchtlinge aufgenommen haben. Demnach hat Esslingen 120 Flüchtlinge aufgenommen. Die Stadt plant, weitere 50 unterzubringen. Filderstadt hat bis zum Stichtag Plätze für 35 Asylbewerber eingerichtet, weitere 168 sind in einem Apartementkomplex in Sielmingen geplant. In Kirchheim leben 280 Flüchtlinge im Wohnheim in der Charlottenstraße und zehn in der Boschstraße. Der Kreis plant, weitere 19 Plätze anzumieten. Leinfelden-Echterdingen hat bis zum Stichtag noch keine Räume oder Gebäude angeboten, dafür aber ein Grundstück, auf dem im kommenden Jahr 50 Plätze in Wohncontainern eingerichtet werden sollen. In Nürtingen wurden einschließlich der Notunterkünfte 183 Asylbewerber untergebracht, weitere Container für 50 geflüchtete Menschen sollen 2014 aufgestellt und Räume in Neckarhausen für rund 30 Flüchtlinge angemietet werden.
Wie eine Umfrage unter den Kreiskommunen im Raum ergab, sind auch die kleineren Städte und Gemeinden bereit, Asylbewerber aufzunehmen, wenn dafür geeignete Räumlichkeiten zur Verfügung stehen oder mit einem geringen Aufwand renoviert werden können, wobei die Kosten letztendes das Land übernehmen muss, da die Unterbringung der Asylbewerber eine staatliche Aufgabe ist, die der Landkreis im Auftrag des Landes erfüllt.
„Wir sind seit ein paar Wochen im Gespräch mit der Kreisverwaltung“, sagte Bissingens Bürgermeister Marcel Musolf. Die Gemeinde wird zusätzlich ein Haus anmieten und kleinere Renovierungen vornehmen lassen. Dort will die Kommune aber vier bis fünf Asylanten und Obachlose unterbringen, wozu sie gesetzlich verpflichtet ist. Bis Ende Januar hofft Bürgermeister Musolf Klarheit darüber zu haben, ob und wie Bissingen dem Landkreis in der Flüchtlingsfrage helfen kann. Grundsätzlich ist für Marcel Musolf klar: „Wir Kommunen sollten uns nicht wegducken.“
Das will auch Dettingens Verwaltungschef Rainer Haußmann nicht. Im Gegenteil: „Grundsätzlich versuchen wir, in gemeindeeigenen Häusern Lösungen zu finden.“ Bereits in diesem Monat nahm Dettingen zwölf Flüchtlinge auf. Weitere zehn Asylbewerber im Laufe des nächsten Jahres aufzunehmen, wäre für die Hauptamtsleiterin im Dettinger Rathaus, Claudia Dörner, auch kein Problem. „Unsere drei Gebäude haben die Kapazität.“
„Wenn die Gemeinde Holzmaden „von heut‘ auf morgen“ acht Flüchtlinge vom Kreis übernehmen müsste, „dann hätten wir keine Unterkunft“, sagte Bürgermeister Jürgen Riehle, „aber von heut‘auf übermorgen ging‘s“. Das heißt, mit einer gewissen Vorlaufzeit wäre es kein Problem, die gewünschte Anzahl an Flüchtlingen unterzubringen, denn die Gemeinde kaufte ein leerstehendes altes Gebäude, das nach Riehles Worten ein klein wenig renoviert werden müsste.
Die Räumlichkeiten eines Übergangswohnheims, das in den 1990er-Jahren geschaffen wurde, stehen in Neidlingen derzeit leer. „Sie sind aber in einem entsprechenden Zustand“, sagte Bürgermeister Rolf Kammerlander, „ich kann nicht sagen, ob das Haus überhaupt noch sanierungsfähig wäre.“
In Notzingen sind in einem alten Gebäude momentan drei Asylbewerber untergebracht. Außerdem überlegt sich die Gemeinde laut Bürgermeister Sven Haumacher, ein Gebäude zu kaufen, um darin notfalls Flüchtlinge unterzubringen.
Momentan keine gemeindeeigenen Gebäude hat Bürgermeister Martin Funk aus Ohmden. „Wenn Anfragen kommen, müssten wir eventuell auf Privatpersonen zugehen.“ Er meinte, dass große Kreisstädte wie Leinfelden-Echterdingen, Filderstadt oder Esslingen dem Landkreis beim Problem der Unterbringung eher helfen könnten als die zweitkleinste Kommune im Kreis.
„Wenn der Kreis auf uns zukommt, müssen wir auf Suche gehen“, sagte Verena Grötzinger, Bürgermeisterin des Teckstädtchens Owen. In der Stadt lebt bereits eine fünfköpfige Flüchtlingsfamilie aus Afghanistan, die ehrenamtlich betreut wird. „Das klappt sehr gut“, weiß die Bürgermeisterin.
Weilheims Verwaltungschef Johannes Züfle weist darauf hin, dass der für die Kreiskommunen errechnete Zuweisungsschlüssel zunächst fiktiv sei. „Wir haben eine Unterbringung intern geprüft und dabei feststellen müssen, dass wir keine geeigneten Gebäude und Flächen besitzen“, bedauerte Bürgermeister Züfle. Wären entsprechende Räumlichkeiten vorhanden, so hätte der Landkreis selbstverständlich darauf zurückgreifen können. Züfle erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass die Limburgstadt bereits in früheren Jahren ein Asylbewerberwohnheim mit 80 Plätzen auf dem Gelände der ehemaligen Geflügelschlächterei am Egelsberg stehen hatte.
