Kirchheim. Es war ein ganz besonderer Abend: Auf Einladung der Musikschule und der Lebenshilfe machte die Brenz Band aus Ludwigsburg
Marlies Fitzner
dem Publikum in der Stadthalle gute Laune. Vor vollem Haus bot die Band mit behinderten und nichtbehinderten Musikern einen unterhaltsamen Ausschnitt aus ihrem riesigen Repertoire, das von Volksstücken, Schlagern, den Beatles bis hin zu Mozart und Beethoven reicht.
Die Band bezeichnet ihren Musikstil als „heftige Straßenmusik mit schwäbischem Cajun“, bei der auch Akkordeon, Gitarre, Dudelsack, Waschbrett, Schalmei, Keyboard und Schlagzeug zum Einsatz kommen. Bereits von der ersten Minute an sprang der Funke über. Die 13 Entertainer schafften es spielend, die Gäste mitzureißen und sie im Rhythmus mitklatschen und mittanzen zu lassen. „Wir spielen euch in Grund und Boden“: So lautet das Motto der Band, die sich 1977 auf Initiative von Horst Tögel aus einer Sonderschuleinrichtung in der Ludwigsburger Brenzstraße herausbildete. Seither reist die Truppe von Erfolg zu Erfolg; sie ist bereits über 2015 hinaus ausgebucht.
Nach einer kurzen Einführung durch Vertreter der Lebenshilfe und der Musikschule wurde den Künstlern ein Scheck über 500 Euro von der „Aktion offene Gärten in Esslingen“ überreicht – für die Band ein willkommener Zuschuss für die bevorstehende zweite Reise nach China.
Die ersten Auftritte absolvierte die Band in den 70er Jahren in der Ludwigsburger Fußgängerzone. Dies war zur damaligen Zeit noch ungewöhnlich, da Menschen mit Behinderung eher selten in der Öffentlichkeit auftraten; sie blieben vielmehr zu Hause im Hintergrund. In den Folgejahren erweiterten sich die Live-Aktivitäten der Brenz Band deutlich. Im Jahr 2000 folgte neben Auftritten in Frankreich und der Schweiz eine Konzertreise in den Nahen Osten. Dort gaben die Musiker im Libanesischen Staatstheater in Beirut im Beisein von Vertretern der libanesischen Regierung sowie von Botschaftern Frankreichs, der Schweiz und Deutschlands ein eineinhalbstündiges, viel umjubeltes Konzert. Es wurde bis in den Irak und nach Syrien übertragen.
Zu dieser Reise entstand auch der Dokumentarfilm „Brenz Band – Ein Wirbelwind im Libanon“. Nach vielen lokalen, überregionalen und internationalen Auftritten (zum Beispiel in Polen) und nach weiteren Dokumentarfilmen spielte die Brenz Band auf besonderen Wunsch Horst Köhlers auf dem Sommerfest 2007 des Bundespräsidenten. Im Jahr 2011 wagte sich die Brenz Band in die Volksrepublik China auf eine Konzert-Tournee. Dabei spielte sie in den Universitäten in Peking, Qingdao und Shanghai, in der Deutschen Botschaft in Peking sowie auf der Chinesischen Mauer und in Taicang, einer Vorstadt von Shanghai. Die zehntägige Tour wurde im Dokumentarfilm „Brenz Band goes to China“ festgehalten. Weitere Reiseziele der Band waren die Ukraine, Jordanien, Israel und Palästina.
Die Musiker der Brenz Band spielten in Gefängnissen und vor gekrönten Häuptern. Sie erhielten zahlreiche Friedens- und Kulturpreise und tragen die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg. Besonders stolz sind die Bandmitglieder auf den Titel „Künstler der Unesco für den Frieden“.
Den Sinn ihrer umfangreichen Konzerttätigkeit sehen die Künstler, die zwischen 16 und 82 Jahre alt sind, hauptsächlich darin, Brücken zwischen den Menschen zu schlagen und humanitäre Projekte zu unterstützen. Dafür verzichten sie auch auf ihre Gage. So unterstützten sie zahlreiche Einrichtungen in der ganzen Welt durch finanzielle Hilfen zum Beispiel beim Bau von Behinderteneinrichtungen, Kindergärten und Krankenhäusern.
Der Auftritt der Brenz Band in der Stadthalle war eine Veranstaltung im Rahmen der Inklusion und ein weiterer Höhepunkt im Jubiläumskalender der Musikschule Kirchheim, die in vielen anderen Bereichen mit der Lebenshilfe Kirchheim kooperiert. Die Begeisterung der Zuhörer sprach für sich. Das Programm war von Erzählungen zahlreicher interessanter und unterhaltsamer Ereignisse, die die Band auf ihren Konzertreisen erlebte, bereichert. „Inklusion“ ist nach dieser Veranstaltung für alle greifbar geworden, und es bleibt zu hoffen, dass das „Brücken-Schlagen“ zwischen den Menschen auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen verwirklicht werden kann.