Owen. Der Nürtinger CDU-Landtagsabgeordnete Thaddäus Kunzmann hat seine Fraktion auf einer 16 Kilometer langen Strecke von Nürtingen nach Neuffen geführt. Mit dabei waren ehemalige Minister und Staatssekretäre, etliche weitere Abgeordnete, aber auch ganz „normale“ CDU-Mitglieder und Bürger. Der einzige Abstecher in „fremdes Terrain“, also außerhalb des Wahlkreises Nürtingen, führte auf Owener Gemarkung. Die rund 60 Wanderer bekamen dort in Theorie und Praxis einen Einblick in die Herstellung von Destillaten und allerlei anderen Produkten aus heimischen Beeren und Früchten.
Thomas Rabel führte die Gäste durch seine Brennerei und erklärte dabei so manches über die Tradition des Destillierens. Auch wenn die Geräte moderner geworden seien, habe sich am eigentlichen Prozedere in den letzten 100 bis 200 Jahren kaum etwas geändert. Am wichtigsten sei die Temperatur – und zwar eine, die ziemlich nahe bei 78 Grad Celsius liegt. Bei dieser Temperatur verdampft nämlich der Alkohol. Dadurch lässt er sich vom Wasser trennen, das bekanntermaßen erst bei 100 Grad ins Sieden kommt.
Wichtig sei beim Brennvorgang außerdem ein uraltes „Testgerät“: der kleine Finger. Mit diesem fängt der Brenner einen Tropfen des Destillats auf, um es zu probieren. Am Geschmack kann er dann Vorlauf, Mittellauf und Nachlauf unterscheiden. Der Vorlauf rieche und schmecke beißend, der Nachlauf dagegen muffig. Wirklich brauchbar ist nur der Mittellauf. Der Vorlauf lasse sich aber nach wie vor noch verkaufen – „zur äußeren Anwendung“.
Zum Ertrag beim Brennen sagte Thomas Rabel auf Nachfrage, dass es ganz auf das Obst ankomme. Kirschen zum Beispiel „geben relativ gut aus“. 100 Liter Maische ergäben rund sieben Liter Alkohol. Bei Zwetschgen und Mirabellen könnten es sogar acht Liter sein. Das seien die besten Früchte, was den Ertrag betrifft.
Zum Thema „beste Früchte“ setzt Thomas Rabel voll und ganz auf eigenes, regionales Obst. Und bei seinem schwäbischen Whisky legt er gleichfalls Wert auf Getreide aus der unmittelbaren Nachbarschaft – auch wenn er das nicht selbst anbaut. Seine Devise lautet auf jeden Fall: „Wenn man nichts Gutes reintut, kann auch nichts Gutes rauskommen.“
Damit stößt Thomas Rabel ein Thema an, auf das auch das ranghöchste Fraktionsmitglied im Privatgespräch eingeht, der Fraktionsvorsitzende Peter Hauk. „Die Vermarktung von Streuobstwiesen ist schon lange ein politisches Thema“, sagt er, und als früherer Landwirtschaftsminister weiß er auch genau, wovon er spricht: „Hier müssen neue Wege beschritten und neue Absatzmärkte gefunden werden, wenn man davon leben will.“ Deshalb sei es Aufgabe der Politik, auch im ländlichen Raum Anschubfinanzierungen für landwirtschaftliche Betriebe zu gewähren und nicht nur die Industrie zu fördern. „Es geht ja hier um Investitionszuschüsse und nicht um eine Dauersubventionierung.“
Der CDU-Fraktionschef im Landtag schätzt die Sommerwandertour gerade auch, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen – über deren Lebensverhältnisse und über ihre Sorgen und Nöte. Gerade beim Wandern lasse sich die Distanz zwischen Politikern und Bürgern leicht überbrücken: „Man erfährt so einiges.“