Landfrauen erlebten gelungene Symbiose von Bildung und Kultur
Wohlfühlatmosphäre im Haberhaus

Verschiedene Wege führen zur Weiterbildung. Doch die Wege müssen gesucht und beschritten werden. So verlegten die Landfrauen ihren gewohnten Vortragsraum im Ort einen Vormittag lang auf die Alb, nach Schopfloch ins Haberhaus. Diese Herausforderung – oder auch Abwechslung – nahmen die Mitglieder gerne an.

Neidlingen. Gemeinsames Frühstücken verbindet und Landfrau, Gästeführerin und Hausherrin Heike Gössel ließ ihrer Gastfreundschaft freien Lauf: Sie kredenzte Geschmackvolles, Regionales, Selbstgemachtes, Genuss für Leib und Seele, getreu der Devise „das Auge isst mit“. Über die mehr als hundertjährige Geschichte des Haberhauses ließ sie wissen, dass dieses Gebäude nie ein Wohnhaus, sondern ein Lagerschuppen für Getreide gewesen war, den ein wohlhabender Schopflocher Bürger erbauen ließ.

Das „Haber“ leitet sich ab vom süddeutschen „Hafer“. Wahre Sisyphusarbeit hat das Ehepaar Gössel mit der Renovierung des stattlichen Anwesens bisher geleistet und dabei viel urbanes Verständnis walten lassen. Im Kern des Dorfes – nicht auf der grünen Wiese – blieb ein Gebäude erhalten, das für Stil, Tradition und Innovation steht. Diese werteorientierte Beharrlichkeit der Bauleute bewunderten die Landfrauen ebenso wie das Bewusstsein für die Umgestaltung des einstigen Lagerhauses zu einem kulturellen Ort mit bäuerlicher Alltagsästhetik. Das Erinnern an so manch einst weggeworfenen oder entsorgten „Kruscht“ wurde dabei real. Es war zu spüren, dass das Haberhaus keine Aufbewahrungsstätte für Dinge ist, die keinen Wert mehr haben. Der Blick richtete sich auf die oft einfachen, aber genialen Lösungen, die unsere Vorfahren erfunden hatten und die noch heute Menschen inspirieren.

Geschichte, so sah es eine Landfrau, dürfe und solle nicht als Last gesehen werden, die man tragen muss, sondern als Motivation für die Zukunft. Baukultur gerade in einem Dorf gehe jeden Bürger an, und das Hautnahe muss in einem Kontext mit der Landschaft, in die jeder hineingeboren wurde, gesehen werden.

Ohne erkennbares Bedauern stellte Heike Gössel klar, dass, bis alles fertig ist und das erste Obergeschoss sowie das Dachgeschoss einmal „Museum“ sein sollen, noch einige Zeit verstreichen wird. Doch die Besucherinnen stellten jetzt schon fest: „Das Haber­haus ist angekommen – wird angenommen“.

Zum eigentlichen Sinn des Treffens im Haberhaus stellte Vorsitzende Ulrike Braun Heilpraktiker Klaus Schweisser aus Ludwigsburg vor, der zum Thema „Handreflexzonen-Massage“ aus seiner langjährigen Erfahrung, vor allem mit Kindern und Jugendlichen, Spannendes zu erläutern wusste. Es gelang ihm, die Frauen mit allen Sinnen und Freude an gezielten Handbewegungen mitmachen zu lassen und für das Umsetzen Geduld aufzubringen. Wissenswertes aufnehmen und sich wohlfühlen, das gute alte Wort für den Trendausdruck „Wellness“, waren bei dieser Begegnung keine leeren Begriffe, sondern eigenwillige Erlebnisse.rr