Steingau-Quartier
Wohnen im Steingauquartier: Ein Mann lebt seinen Traum

Lebensplanung Stadtplaner Gernot Pohl und seine Baugruppe fühlen sich seit 2021 pudelwohl im Steingauquartier. Von Irene Strifler

Kirchheim. Bäcker, Lebensmittelmärkte, Ärzte, Apotheken – es gibt nichts, das Gernot Pohl nicht mit wenigen Schritten erreicht. Auch die S-Bahn und das Rathaus sind nur einen Spaziergang entfernt. Das freut den Mann nicht nur in seiner Funktion als Stadtplaner, sondern auch als Wahl-Kirchheimer: Gernot Pohl gehört zu den überzeugtesten Bewohnern des noch jungen Steingauquartiers.

Insgesamt 28 Mal hat er sich mit seiner Baugruppe getroffen. Vieles will geplant und ausgetüftelt sein, das beginnt beim Design der Briefkästen: Sollen sie als Anlage gebaut oder kunterbunt aufgehängt werden? Jede Baugruppe hat die Chance, eigene Vorstellungen im Verbund umzusetzen. Der Einzelne kann sich da nicht immer durchsetzen, auch Gernot Pohl hat Federn gelassen. Wohl dem, der auf WG-Erfahrung zurückgreifen kann.

Einen langen Diskussionsprozess erfordert grundsätzlich die Frage: Wer zieht wo im Haus ein? Wer mehr Sonne und Aussicht hat, zahlt mehr, nämlich maximal 119 Prozent der durchschnittlichen Kosten pro Quadratmeter. Wer Nachteile in Kauf nimmt, liegt bei 82 Prozent. So wird ein bisschen Gerechtigkeit geschaffen. Das natürlich ist Geschichte, sobald eine Wohnung weiterverkauft wird. Dann greifen die Gesetze der freien Marktwirtschaft: Das stadtnahe Quartier ist beliebt – und deshalb teuer.

In Pohls Wohngruppe sind alle dabeigeblieben im jahrelangen Planungsprozess. Ins Rennen um den Zuschlag gegangen ist das Septett mit dem Konzept, zwei Sozialwohnungen und einer Art Werkstatt samt Büro im Erdgeschoss, die auch gemietet werden können, zu schaffen. Längst kennt man sich gut in der Baugruppe. Dem ersten Grilltreffen am Bürgersee sind viele Feten gefolgt, in regelmäßigen Abständen gibt es freitagabends vor dem Haus offene Treffs für jedermann.

Bald ist das Viertel fertig. Es fasziniert nach wie vor Bauinteressierte und Fachleute. Von seiner Westterrasse aus kann der Stadtplaner Gruppen beobachten, die diskutierend durch die Quartiersgassen tigern. Manchmal weht der Wind ein paar Wortfetzen nach oben. Sie bestätigen Pohl, dass der wichtigste Punkt sofort allen ins Auge sticht: Einheitsbrei gibt’s hier nicht. Jedes Haus im Steingauquartier trägt das individuelle Gesicht seiner Bewohnerinnen und Bewohner.

Führungen durchs neue Areal

Erneut haben in diesem Jahr Interessierte mehrfach die Möglichkeit, das Kirchheimer Steingauquartier bei öffentlichen Führungen gemeinsam mit der Stadtverwaltung zu besichtigen. Das könnte sich lohnen, denn wie die Verwaltung betont, handelt es sich beim Steingauquartier „um ein herausragendes und weit über die Grenzen der Stadt bekanntes Projekt der Kirchheimer Bauoffensive“. Das gesamte Areal ist bereits zu einem Dreiviertel bewohnt und soll noch dieses Jahr vollständig bezogen werden.
Was ist nun das Besondere an diesem Großprojekt, das Teil der Internationalen Bauausstellung „IBA 2027“ sein wird? Diese und weitere Fragen werden im Rahmen der jeweils gut einstündigen Führungen erörtert.
Im Sommerhalbjahr, genauer von Ende April bis Ende September, sind monatlich jeweils donnerstags eine Reihe von Terminen vorgesehen, und zwar am 20. April, 4. Mai, 22. Juni, 20. Juli, 17. August und am 21. September. Treffpunkt ist jeweils schon direkt im Quartier um 17 Uhr vor dem Bio­laden „BioB“ in der Rosa-Heinzelmann-Straße 16.
Aus Sicherheitsgründen beträgt das Mindestalter zur Teilnahme am Baustellenrundgang zwölf Jahre. Außerdem ist festes Schuhwerk Voraussetzung. Die Personenzahl ist bei allen Führungen auf jeweils maximal 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer begrenzt. pm
Anmeldung bei der Stadtverwaltung ist unerlässlich, entweder per E-Mail an ­planung@kirchheim-teck.de oder unter der Telefonnummer
0 70 21/50 24 38