Hülben. „Die Kelten erobern den Heidengraben zurück“, freut sich nicht nur Organisator Jürgen Wünsche von der MPS-Agentur in Leinfelden-Echterdingen. Alle drei Gemeinden der Vorderen Alb – Erkenbrechtsweiler, Grabenstetten und Hülben – stehen hinter diesem großen Event, das dank der nahezu idealen Rahmenbedingungen in Hülben stattfindet. Dort gibt es nicht nur einen Flugplatz, der sich perfekt zu einem großen Parkplatz für die Besucher umfunktionieren lässt, sondern auch ein traumhaft schönes Gelände direkt dahinter.
„Das Fest hat für uns eine enorme Bedeutung“, sagt Hülbens Bürgermeister Siegmund Ganser. Das zeigt sich allein schon an der Gruppe „Riusiava“, die sich im Hinblick auf das große Keltenfest gegründet hat. Ihre Gewänder haben sich die FAKT-Mitglieder in den vergangenen Wochen selbst geschneidert und sind dabei auch tief in die Geschichte dieses Volkes eingetaucht. Riusiava ist eine legendäre antike Keltenstadt, die von Ptolemäos, einem Mathematiker und Geograf, um 150 nach Christus schriftlich erwähnt wurde. Über ihren Standort streiten sich die Gelehrten, doch langsam kristallisiert es sich immer mehr heraus, dass es sich dabei um den Heidengraben handelt.
Die Neuzeit-Kelten sind nicht die einzigen Akteure aus der Region. „Die Resonanz ist groß. Wir haben hier Partner aus Industrie und Handwerk gefunden“, freut sich Jürgen Wünsche über die hohe Identifikation. So gibt es beispielsweise Täleswein von der Weingärtnergenossenschaft Hohenneuffen und aus Bad Überkingen das Mineralwasser. Überhaupt: Was hat die Gastronomie „keltenmäßig“ zu bieten? Denn nach Pommes und Thüringer Rostbratwurst werden die Gäste umsonst Ausschau halten. „Für Kinder gibt es Stockbrot, das sie selbst machen können. Denn wir haben ein großes Kinderprogramm mit Brettchenweben, Filzen, Münzen prägen und anderes mehr“, verrät Nadine Härdter von MPS. Die Erwachsenen können sich auf Suppe im Brotteig und andere deftige Speisen freuen.
Acht Keltengruppen schlagen ihr Lager am Albtrauf auf. Eine davon ist die Reitergruppe „Haraldos“, die mit ihren Streitrössern schon bei mehreren Hollywoodproduktionen wie „Gladiator“ oder „Ritter aus Leidenschaft“ mitgewirkt haben. Sie sind es auch, die für den großen Höhepunkt am Samstag sorgen: Von ihren Pferden aus entzünden sie das keltische Zangentor, das der Hülbener Zimmermann Frank Kullen nach historischen Vorlagen zusammengebaut hat. Es ist über fünf Meter hoch und 17 Meter breit – ehe es in einem riesigen Höhenfeuer verschwindet. „Das wird große Kino“, verspricht Jürgen Wünsche. Nicht nur das Feuer sorgt im Nachthimmel für eine besondere Atmosphäre, sondern auch die Illumination des Waldes.
Keltische Siedler und Krieger warten in ihrem historischen Dorf auf die Gäste, und Handwerker bieten nicht nur ihre Waren feil, sondern führen alte Techniken vor. „Wir wollen Einheimischen und Gästen aus der gesamten Region die Kelten näherbringen. Sie waren hier zuhause“, sagt Peter Heiden, Erster Vorsitzender von FAKT (Förderverein für Archäologie, Kultur und Tourismus). Um das Jahr 1200 vor Christus begann die Besiedlung des Heidengrabens. In ihrer Blütezeit war die „Elsachstadt“ die größte keltische Siedlung nördlich der Alpen. Doch mit Beginn der römischen Besatzung etwa 50 bis 20 Jahre vor Christus stellen die Archäologen einen schnellen Schwund der Kelten fest. Die Vermutung: Julius Cäsar hat das Volk in Richtung Schweiz vertrieben.
„Das Keltenfest strahlt weit über die Region hinaus. Wir haben Anfragen aus ganz Deutschland“, freut sich Bürgermeister Ganser, dass Hamburger wissen wollen, wie sie nach Hülben kommen. Nun braucht es nur noch gutes Wetter, damit genügend Besucher in die Welt der Kelten eintauchen wollen und es im nächsten Jahr eine zweite Auflage gibt.