Kirchheim / Weilheim. Jungen Menschen in ihrer Lebenswelt zu begegnen und sie zu unterstützen, ist ein Anliegen der Schulkontaktarbeit ejki. Seit Mai 2009 besucht Andreas Forro deshalb jede Woche die Teck-Realschule und die Realschule Weilheim. In den vergangenen zwei Jahren hat der 35-Jährige an den Bildungseinrichtungen viel bewegt. Über Spiele, die der Projektreferent in den Pausen angeboten hat und das Schüler-Mentoren-Programm (SMP), in dessen Rahmen den Jugendlichen Schlüsselqualifikationen wie Teamarbeit, Kommunikationsfähigkeit, Zeit- und Projektmanagement vermittelt werden, hat Andreas Forro Zugang zu den Jugendlichen erhalten.
„Anfangs beschränkten sich die Kontakte nur auf die Schule, doch mittlerweile kommen die Schüler auch privat auf mich zu“, so der Projektreferent für Schulkontaktarbeit. „Zwischenzeitlich laden mich die Jugendlichen zu Veranstaltungen ihres Vereins ein, beispielsweise wenn ein Fußballspiel ansteht.“ Viele wenden sich auch über Facebook an Andreas Forro. „Von der Teck-Realschule sind es rund 150 Schüler, die ich auf der Internet-Plattform als Kontakte zähle. Und von der Realschule Weilheim sind es circa 100 Schüler“, berichtet der 35-Jährige, der betont, dass die Jugendlichen aus eigener Initiative eine Freundschaftsanfrage über Facebook an ihn gerichtet haben. Bei Fragen, Problemen oder Sorgen würden ihn die Heranwachsenden anschreiben und um Rat fragen: „Jede Woche sind es vier bis fünf Schüler, die den direkten Kontakt suchen, manchmal auch zehn.“
Nicht nur für den ejki-Mitarbeiter ist das ein Erfolgserlebnis. Auch für Wolfgang Wörner, Rektor der Teck-Realschule, und seinen Kollegen von der Weilheimer Realschule, Winfried Rindle, ist die Arbeit des Projektreferenten wertvoll. Wörner erklärt, dass es wichtig sei, dass jemand an der Schule vertreten ist, der jenseits vom Leistungsgedanken, den die Bildungseinrichtung verfolgt, das Vertrauen der Jugendlichen genießt und das über sämtliche Konfessionen hinweg. „Wir Lehrer erleben die Schulkontaktarbeit als Entlastung“, erklärt der Rektor. Das bestätigt auch Winfried Rindle: „Wir sehen uns Schülern mit sozialen Problemen gegenüber.“ Der Rektor erklärt, dass es eine Illusion sei zu glauben, dass im ländlich-kleinstädtischen Raum die Welt in Ordnung wäre. Die bestehenden Probleme aufzufangen sei nicht möglich. „Dazu fehlen uns an der Schule die Kapazitäten und uns Lehrern auch die Ausbildung. Lehrer sind keine Sozialarbeiter“, sagt Winfried Rindle. „Die Schulkontaktarbeit ist eine gute Ergänzung für uns, auch wenn sie die Schulsozialarbeit nicht ersetzt.“
Hermann Murrweiß, betont allerdings, dass die Zielrichtung von Schulsozial- und Schulkontaktarbeit eine jeweils andere sei. „Die Schulsozialarbeit hat für das Persönliche, die Seele der Jugendlichen keine Zeit“, so der ejki-Vorsitzende. „Und hier setzt die Schulkontaktarbeit an.“
Karlheinz Graf, Pfarrer in Oberlenningen und stellvertretender Dekan im Kirchenbezirk Kirchheim-Teck, erklärt, dass mit dem Ausbau der Ganztagsschulen, Vereine wie auch Kirchen über eine Verzahnung von Jugendarbeit und Schule nachdenken müssen. Künftig werde man auch überlegen müssen, die Jungschar beispielsweise in der Schule stattfinden zu lassen, da die Bildungseinrichtungen immer mehr zum Lebensmittelpunkt der Heranwachsenden werden. Umso wichtiger sei es auch, die Jugendlichen genau an diesem Lebensort zu erreichen und zu begleiten. Das müsse verlässlich geschehen, wie Hermann Murrweiß erklärt. „Ein Problem ist, dass Schule dann stattfindet, wenn die meisten Menschen einer Berufstätigkeit nachgehen“, so der ejki-Vorsitzende. „Das heißt, zu dieser Tageszeit haben eigentlich nur Senioren Zeit.“ Insofern sei es ein Glückfall, eine professionelle Kraft wie Andreas Forro an den Schulen zu haben, der auch für die Sorgen und Nöte der Schüler ein offenes Ohr habe.
Rund 100 000 Euro hat das ejki in die Schulkontaktarbeit in den vergangenen zwei Jahren investiert, wie Stephanie Schwarz erklärt. „Bis Ende April 2012 ist die Finanzierung gesichert“, so die ejki-Bezirksjugendreferentin. Die hauptamtliche Stelle von Andreas Forro soll auch darüber hinaus bestehen bleiben. Deshalb hat das ejki laut Hermann Murrweiß ein Fundraising-Team gegründet, das Sponsoren und Spender für die Schulkontaktarbeit gewinnen will. Jährlich werden dem Vorsitzenden zufolge etwa 50 000 Euro zur Finanzierung benötigt. „Wir sind daher auf Dauer- oder Einzelspenden angewiesen, um die Beziehungs- und Kontaktarbeit fortzusetzen“, so Murrweiß.