ADFC. Mobilität in Deutschland (MiD) ist eine bundesweite Befragung von Haushalten zu ihrem alltäglichen Verkehrsverhalten im Auftrag des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV). Sie wurde bereits in den Jahren 2002, 2008 und 2017 erhoben.
Die Befragung in der aktuellen MiD-Studie wurde von April 2023 bis Juli 2024 durchgeführt. Das Bundesverkehrsministerium hat nun die Erhebung "Mobilität in Deutschland 2023" veröffentlicht. Der ADFC stellt die wichtigsten Ergebnisse für den Radverkehr vor, Bundesgeschäftsführerin Caroline Lodemann kommentiert:
Der Radverkehr ist seit 2017 kaum gewachsen, im ländlichen Raum geht er sogar zurück. Trotz einiger Positiventwicklungen werden die Ziele des Nationalen Radverkehrsplans perspektivisch weit verfehlt. Der Fahrradclub ADFC fordert deshalb massive Investitionen in den Ausbau der Radwegenetze im Rahmen des Sondervermögens Infrastruktur sowie einen Bund-Ländervertrag pro Rad.
Radverkehr im Sondervermögen Infrastruktur
„Die gute Nachricht ist: Dort, wo der Radverkehr seit Jahren ernstgenommen und kräftig ins Radwegenetz und die Anbindung an den Nahverkehr investiert wird, dort wächst er auch. Das sieht man sehr gut im Norden Deutschlands, aber auch im Südwesten. Das sollte Ansporn für die nächste Bundesregierung sein, den Radverkehr im Sondervermögen Infrastruktur fest zu verankern – und die Mittel auf die jährlich notwendige Fahrradmilliarde aufzustocken“, so ADFC-Bundesgeschäftsführerin Dr. Caroline Lodemann. „Besonderes Augenmerk braucht dabei der ländliche Raum. Auch in kleineren Orten und auf dem Land wollen die Menschen freie Verkehrsmittelwahl haben und gesund und klimafreundlich mobil sein können.“
Unzufriedenheit mit der Radinfrastruktur wächst
Mobilität in Deutschland 2023 zeigt, dass die Zufriedenheit mit der Radinfrastruktur deutlich gesunken ist. Das liegt daran, dass der Radverkehr in mittleren und großen Städten zunimmt, die Infrastruktur jedoch nicht Schritt hält. Radwege sind oft zu schmal, zu holperig oder enden abrupt. Oft kommt es auch zu Konflikten mit anderen Verkehrsteilnehmern, da die Radwege nicht ausreichend vom Fußweg oder dem Autoverkehr getrennt sind. Das macht das Radfahren unkomfortabel und unsicher – und schreckt viele Menschen vom Radfahren ab.
Steigende Nutzung von Pedelecs
Ein positiver Trend ist die steigende Nutzung von Pedelecs, meist E-Bikes genannt. Sie tragen mittlerweile zu einem erheblichen Teil der gefahrenen Fahrradkilometer bei. Der Anteil der Haushalte mit Pedelec steigt deutlich von 8 auf 21 Prozent.
Ziele des Nationalen Radverkehrsplans so nicht erreichbar
Der von der Bundesregierung 2019 verabschiedete Nationale Radverkehrsplan 3.0 sieht bis zum Jahr 2030 eine kräftige Steigerung des Radverkehrs vor. 224 Millionen Kilometer sollen die Deutschen 2030 jeden Tag mit dem Rad zurücklegen. Nach Einschätzung des ADFC ist dieses Ziel mit der aktuellen Ausbauambition aber nicht zu erreichen.
Finanzierung und Bund-Länder-Vertrag
Ein deutschlandweites, attraktives Radwegenetz, wie es der Nationale Radverkehrsplan als ideales Ziel definiert, ist weder verbindlich geplant noch durchfinanziert. Der ADFC fordert von der nächsten Bundesregierung deshalb einen Gesamtplan für ein Radnetz Deutschland und die dauerhafte Bereitstellung der notwendigen „Fahrradmilliarde“, beispielsweise als feste Säule im kürzlich verabschiedeten Sondervermögen Infrastruktur. Außerdem braucht es nach Auffassung des ADFC einen Bund-Länder-Vertrag, um den Radverkehr verbindlich in allen Regionen zu fördern. Lodemann: „Für mehr Stauentlastung, mehr Entlastung bei den Gesundheitskosten, mehr Lebensqualität, mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt und mehr klimafreundlichen Verkehr für alle braucht es vor allem eins: Mehr Ambition für das Fahrradland Deutschland.“
Die Ergebnisse der Erhebung „Mobilität in Deutschland 2023“ gibt es auf www.mobilitaet-in-deutschland.de.