Der Teckbote hat sich umgehört: Ist September denn schon Lebkuchenzeit oder nicht?
„Zu Weihnachten auf jeden Fall“

Einigen ist es bestimmt schon aufgefallen: Seit September, stellenweise sogar schon seit Ende August, füllen sich die Regale der Händler mit Lebkuchen. Der Teckbote hat in der Kirchheimer Fußgängerzone Passanten befragt, was sie davon halten. Ist das Frevel oder höchste Zeit?

Kirchheim. Frische Lebkuchen sind etwas Feines, vor allem in der Vorweihnachtszeit. Wie für fast jedes andere Saisonlebensmittel, seien es nun Spargel oder Erdbeeren, Osterlamm oder Martinsgans, gilt auch hier: Weil es traditionell nur zu einer bestimmten Zeit angeboten und verzehrt wird, bleibt es etwas Besonderes.

Für Jessica Fuchs gehören Lebkuchen „zu Weihnachten auf jeden Fall“ dazu. Dass sie dann teilweise schon Ende August in den Supermarktregalen auftauchen, findet die 19-jährige Kirchheimerin eigentlich auch gar nicht so schlimm. Es gehe dabei um den richtigen Rhythmus. „Es kann natürlich sein, dass es den Reiz verliert, wenn man Lebkuchen beispielsweise das ganze Jahr lang kaufen könnte. Es kommt eben darauf an“, gibt sie zu bedenken. „Ich finde es okay, dass es jetzt schon Lebkuchen gibt“, erklärt sie, muss aber gleichzeitig zugeben: „Meistens kaufe ich sie jedoch wirklich erst zur Weihnachtszeit.“

Daniela Kirchmaier aus Kirchheim kann nicht verstehen, wie man jetzt schon Lebkuchen kaufen kann. „Ich finde das wirklich seltsam. Gerade Ende August fiel mir das auf, da ist ja fast noch Hochsommer. Das passt doch gar nicht“, sagt die 34-Jährige. Für sie kommen Lebkuchen derzeit auf keinen Fall in den Einkaufswagen. Allerfrühestens mit Beginn der Herbstferien werde das überhaupt erst in Betracht gezogen. „Ab da backe ich auch selber Plätzchen und andere Sachen. Da gehören Lebkuchen dann schon dazu, aber vorher nicht“, betont sie.

Ebenfalls kein Verständnis bringt Walburga Damschek aus Bellenberg im Landkreis Neu-Ulm dafür auf, dass jetzt bereits Lebkuchen verkauft werden. „Das finde ich gar nicht gut“, sagt die 72-Jährige. Kaufen würde Walburga Damschek sie jetzt, obwohl sie schon erhältlich sind, schon gar nicht. „Das geht für mich einfach nicht zusammen – grundsätzlich nicht.“ Lebkuchen gehörten doch ganz eindeutig in die Weihnachtszeit, beteuert sie. „Vielleicht frühestens noch ab November – aber jetzt ist dafür gewiss nicht die Zeit.“

„Ich sag’s mal so: Mich stört es nicht“, sagt hingegen Sebastian Brinker. Der 26-jährige Kirchheimer hat sich sogar schon vor zwei Wochen Lebkuchen gekauft. „Aus Spaß, weil ich spontan Lust drauf hatte“, sagt er. Ein schlechtes Gewissen hatte er dabei nicht. Die Weihnachtsstimmung werde für ihn dadurch auch nicht zerstört. „Aber eigentlich ist es schon merkwürdig, so früh.“ Er kann es sich auch nur so erklären: „Wahrscheinlich ist die Nachfrage einfach da, sonst würde es das Angebot ja nicht schon geben.“

Dass Lebkuchen zum Teil bereits Ende August in den Regalen erscheinen, ist auch Sabrina Breitmeier aufgefallen. Das findet die 25-Jährige aber ziemlich übertrieben. „Wenn man teilweise noch im T-Shirt draußen sitzen kann, passen Lebkuchen nicht so wirklich ins Bild, finde ich.“ Sie hat dazu eine spezielle Theorie: „Irgendjemand muss die ja kaufen. Wahrscheinlich macht das jeder heimlich, und man redet nur nicht darüber“, scherzt sie. Sie selber hält es traditionell. „Also zur Adventszeit, frühestens aber ab November, ist es für mich auf jeden Fall in Ordnung. Vorher habe ich auch gar keine Lust drauf.“

Matthias Zobel sieht das Ganze eher gelassen. Der 74-jährige Kirchheimer ist außer „ab und an mal zur Weihnachtszeit“ kein besonders großer Lebkuchen-Esser. „Das letzte Mal ist auch schon eine Weile her. Mir sind Kuchen lieber“, sagt er lachend. Erklären kann auch er sich das Phänomen nicht. „Lebkuchen an sich gehören für mich traditionell eher ans Jahresende. Vor allem zur Adventszeit, wenn es auch zu Wetter und Weihnachtsstimmung passt. Fotos: Deniz Calagan