Land fördert mit neuem Programm die Baumpflege auf Streuobstwiesen – Privatleute können sich in Gruppen bewerben
Zuckerle für Obstbaumbesitzer

Der Erhalt der Streuobstwiesen rückt immer mehr ins öffentliche Bewusstsein. Nun hat das Land Baden-Württemberg ein neues Baumschnitt-Förderprogramm entwickelt. Bei den Wiesenbesitzern in der Region kommt das Konzept gut an. Das zeigt zum Beispiel ein Blick in den Weilheimer Raum.

Raum Weilheim. „Es geht uns da­rum, die Bäume zu erhalten, zu pflegen und zu nutzen“, sagt Dr. Ulrich Arzberger, Pressesprecher des Ministeriums Ländlicher Raum. Dazu beitragen will das Land Baden-Württemberg mit einem ganz neuen Programm: Es stellt Vereinen, Privatleuten, Kommunen und Mostereien Geld in Aussicht, wenn sie ihre Obstbäume ordentlich pflegen. „Verschiedene Stücklesbesitzer oder Vereine können sich zusammentun, ein Schnittkonzept erstellen und gemeinsam einen Förderantrag stellen“, erläutert der Ministeriumssprecher. Mindestens 100 Bäume müssen zusammenkommen, um einen Antrag stellen zu können. Pro Baumschnitt ist eine Förderung von 15 Euro angesetzt (Genaueres siehe Infokasten).

Die Aussicht auf die Prämie hat bei Wiesenbesitzern und Vereinen im Raum Weilheim jedenfalls schon für Bewegung gesorgt. Es werden eifrig Teilnehmer geworben, Konzepte erarbeitet und neue Netzwerke geknüpft.

„Ich persönlich finde das eine ganz tolle Sache“, lobt Dieter Liebrich, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins Holzmaden. „Es gibt ja kaum noch Anreize, etwas auf der Streuobstwiese zu tun“, klagt er und verweist auf die schlechten Preise für Mostobst. „Die Prämie ist wenigstens eine kleine Entschädigung für die Arbeit und gibt einen Anreiz, etwas zu tun.“

In der Nachbarkommune Ohmden gibt es zwar keinen Obst- und Gartenbauverein. Dennoch ist das Interesse groß. Um die 90 Bäume sind bereits gemeldet worden. Auf einen Vorschlag von Gemeinderat Benjamin Döbel hin hatte sich die Kommune bereit erklärt, für das Konzept zu werben und Interessenten auf eine Liste zu setzen. Den Antrag sollten die Wiesenbesitzer aber selbst stellen. Unterstützung winkt ihnen nun aus Holzmaden. „Wir bieten am 21. Februar eine Infoveranstaltung speziell für Wiesenbesitzer aus Holzmaden und Ohmden an“, sagt Dieter Liebrich. Er könnte sich gut eine Kooperation mit der Nachbargemeinde beim Ausarbeiten eines Schnittkonzepts vorstellen.

„Das Programm kommt gut an“, meldet auch Karl Bölz, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins Weilheim. Die notwendigen 100 Bäume werden seiner Einschätzung nach zusammenkommen. Zwar nehme der Verein nicht direkt teil, im Schulterschluss mit der Stadtverwaltung unterstütze er aber Mitglieder und Wiesenbesitzer – zum Beispiel dabei, über 100 Bäume zusammenzubekommen. Außerdem gibt der Verein Schnittkurse. Die Pflegeprämie betrachtet Karl Bölz mit gemischten Gefühlen. „Der Baumschnitt hilft, die Bäume zu erhalten“, freut er sich.

Dennoch ist das Konzept aus seiner Sicht noch nicht der rettende Anker fürs das Streuobst. „Mir wäre es lieber, wenn die Förderung direkt beim Obst ankäme“, sagt er und fügt hinzu: „Aber das ist eine Wunschvorstellung, das geht nicht.“ Darin ist sich Heinz Gienger, Vorsitzender des Hepsisauer Obst- und Gartenbauvereins, mit ihm einig. „Es wäre besser, einen guten Obstertrag zu honorieren, als die am besten formulierten Anträge.“ Ob es einen Sammelantrag des Hepsisauer Vereins geben wird, steht noch nicht fest. „Wir unterstützen die Leute aber auf jeden Fall“, verspricht Heinz Gienger.

Weil die Fördermittel begrenzt sind, ist es wichtig, dass die Gruppen mit ihren Pfunden wuchern. „Bei der Entscheidung fließen auch die Rahmenbedingungen ein“, weiß Dieter Liebrich. Positiv bewertet wird es etwa, wenn in den Bäumen Nistkästen aufgehängt sind oder es Kooperationen mit Schulen und Kindergärten gibt. „Wir mosten zum Beispiel zusammen mit Grundschülern“, sagt Dieter ­Liebrich.

Entscheidend für eine Förderung ist zudem, dass der Baumschnitt tatsächlich „fachgerecht durchgeführt“ wird. Dabei muss nicht unbedingt ein geprüfter Baumwart ans Werk gehen, aber jemand, der etwas von der Sache versteht. Vor Ort überprüft wird das Ganze von der Unteren Naturschützbehörde des Landratsamts Esslingen.