Kirchheim. Schwach anzufangen, um dann stark nachzulassen ist nicht unbedingt ein erfolgsorientiertes Handlungskonzept. Immer wieder extrem laut zu werden, um das Publikum wachzurütteln und aus der Reserve zu locken, ist humoristisch ebenfalls sehr fragwürdig. Die
abgedroschene Floskel des Lachens, das einem zuweilen im Halse stecken bleibt, könnte dagegen durchaus bei einem Abend mit Peter Grohmann im monologischen Disput mit dem „Rest der Welt“ entstanden sein. Gute Laune konnte bei der Begegnung im Kellergewölbe nicht aufkommen.
Der friedfertige, aber ungemein zynisch polemisierende und polarisierende Poet, der von den gemeinsamen Veranstaltern Club Bastion, DGB und Bündnis „Kirchheim für K 21“, in den Bastionskeller geladen wurde, sollte dort ja eigentlich für einen vergnüglichen Kabarettabend sorgen und zum Nachdenken über „die da oben“ anregen. Bürger Grohmanns Rundumschlägen „gegen den Rest der Welt“ fehlte zuweilen aber etwas die nötige Stringenz und Struktur.
Mit seiner beeindruckenden, aber zugleich immer auch etwas unsortiert wirkenden Themenvielfalt tat sich der „An-Stifter“ erstaunlich schwer, eine solide Brücke zum überschaubaren Publikum zu schlagen und mit seiner skrupellosen Polit-Satire sicher zu punkten.
Alles blieb eher im unverbindlich Angedeuteten, wurde nicht immer auch pointiert zu Ende gedacht und wirkte mehr improvisiert als stimmig durchkomponiert.
Auch wenn der klar gegen Terror und Verbrechen, Bücherverbrennungen und Unterdrückung der Menschenrechte Stellung beziehende politische Aktivist, Kabarettist und Satiriker sich immer wieder Gehör verschaffte, blieb die Stimmung im Kellergewölbe recht verhalten.
Vor allem Peter Grohmanns etwas bemühte Rückbesinnung auf die ja schon Jahrzehnte zurückliegenden unglücklichen und skandalumwitterten Gründungszeiten des kulturell-literarisch-politischen Clubs zündete nur bedingt. Peter Grohmanns bewusst an der Schmerzgrenze angesiedelten Pointen über Kinder im Krieg oder sich vom grünen Gras ernährende Hartz-IV-Empfänger hatten auch nicht den richtigen Biss, um immer wieder befreiendes und verzeihendes Lachen aufkommen zu lassen.
Grohmanns muntere Nonsens-Gedichte fanden dagegen guten Anklang und wurden ausgedruckt auch großzügig im Publikum verteilt, große Ovationen konnte der legendäre „An-Stifter“ aber nicht entfachen. Die obligatorische Zugabe nach einem überraschenden und eher zufällig wirkenden Ende wurde vom Künstler zwar großzügig gewährt, nicht aber durch den Applaus des begeisterten Publikums enthusiastisch erst eingefordert.
Im Kampf gegen konkurrierende Fußball-Ereignisse und ungewohnt angenehme Außentemperaturen hatte der immer hart am Limit lavierende „Wutbürger“ keine idealen Voraussetzungen, sein zweifellos vorhandenes Potenzial optimal zu nutzen. Die in den „Erfinder“ des Stuttgarter Theaterhauses und das langjährige Mitglied des legendären „Club Voltaire“ zu Recht gesetzten hohen Erwartungen mussten bei dieser Veranstaltung leider doch etwas zurückgeschraubt werden.
Beim selbstbewusst angezettelten Kampf gegen den Rest der Welt blieben Biss, Bühnenpräsenz und oft auch der Witz etwas auf der Strecke.