Handball Landesliga
Zurück zur Disziplin

Handball Der VfL steht nach zwei Blauen Karten im Fokus des Sportgerichts. Nach dem Pokalerfolg gegen Deizisau wird auch wieder über Sport geredet. Von Bernd Köble

Der VfL schwebt. Im Pokal auf Wolke sieben, abseits des Spielfelds im Verfahren, das zwei Blaue Karten im Landesligaspiel am Wochenende gegen die SG Bettringen nach sich zogen. Aushilfs-Torhüter und Co-Trainer Uwe Hamann flog nach einem Zusammenprall mit dem gegnerischen Kreisläufer vom Platz, Rückraumspieler Robin Habermeier nach einer Beleidigung des Schiedsrichters in der Schlussminute. Dem Toptorschützen drohen nun bis zu vier Spiele Sperre, Hamann sogar bis zu zehn. Der Vorwurf: Der Torhüter habe bei seiner Aktion eine gravierende Verletzung seines Gegenspielers in Kauf genommen.

Dabei gilt die Szene, die in einem turbulenten und lange Zeit fairen Spiel die Atmosphäre gegen Ende aufheizte, als die am meisten umstrittene. Hamann sei im Wurfkreis mit gestrecktem Bein in den Gegner gerauscht, so die Auffassung der beiden Unparteiischen Moritz Bühler und Fabian Riegraf aus Oppenweiler. „Eine Situation, wie du sie als Torhüter hundert Mal erlebst“, meint hingegen der frühere Oberliga-Keeper und heutige VfL-Trainer Engelbert Eisenbeil. Er spricht von einer krassen Fehleinschätzung und beruft sich dabei auf die Videoaufzeichnung vom Spiel. Verletzt wurde bei der Aktion übrigens niemand. Der Gefoulte spielte danach ohne Probleme weiter. Reue zeigt dagegen der Beschuldigte: „Ich führe eine Vereinsabteilung und bin Familienvater“, meint Uwe Hamann, der sich nach dem Spiel bei seinem Gegner entschuldigte. „Mir liegt es fern, irgendjemand verletzen zu wollen.“

Der VfL hat gegen beide Entscheidungen inzwischen fristgerecht Widerspruch eingelegt. Bis zu einem Urteil des Verbands-Sportgerichts bleiben beide Spieler vorläufig gesperrt. Vor allem Habermeier, mit 42 Treffern in bisher fünf Landesligaspielen erfolgreichster Torschütze des VfL, dürfte schmerzlich vermisst werden.

Unheimliche Pokalserie

Am Dienstag ging es auch ohne ihn. Mit einem 31:24 gegen den TSV Deizisau setzte der VfL seine saisonübergreifende Erfolgsserie gegen höherklassige Gegner im HVW-Pokal fort. Nach dem 28:24-Erstrundenerfolg gegen den TSV Heiningen - aktuell immerhin Tabellenvierter der Württembergliga - waren unter der Woche auch die zwei Plätze dahinter notierten Deizisauer kein Stolperstein. Dabei bewies Kirchheim nicht zum ersten Mal beeindruckende Nehmerqualitäten. Nach einem verschlafenen Start und Problemen in der Defensive lagen die Gastgeber nach zwanzig Minuten mit 8:14 zurück. Eisenbeil reagierte, beorderte Abwehrchef Peter Sadowski vom Zentrum auf die Halbposition, während im Angriff der erst 20-jährige Thimo Böck in der Mitte klug die Fäden zog und dabei selbst fünf Treffer beisteuerte. Der VfL holte Tor um Tor auf, ging direkt nach der Pause beim 16:15 erstmals in Führung und gab das Heft in der gesamten zweiten Hälfte nicht mehr aus der Hand.

Der Landesliga-Aufsteiger fühlt sich in der Rolle des Pokalschrecks augenscheinlich pudelwohl, auch wenn der Trainer das ganz anders sieht. Für Eisenbeil kommt der Erfolg nicht überraschend. „Wir verfolgen seit vier Jahren ein ähnliches Konzept, und wir sind eine eingespielte Mannschaft“, sagt er. Wo das Ganze hinführen soll, ist für ihn klar: ins Final Four - zum zweiten Mal in Folge.

Spielstenogramm

VfL Kirchheim: Pisch, L. Hamann, Hesener (6), T. Hamann, Böck (5), Pradler, Merkle (1), Mikolaj (7/3), Schenk (3), Schwarzbauer, Real (1), Sadowski (2), Rudolph (6)

TSV Deizisau: Friedel (5), Kosak (1), Liebing (5), Rapp, Taxis (7), Baumann (3), Reinold (1), Kenner, Seibold (1), Heinemann, Ilii, Spiller, Bröhl (1)