„The Handel‘s Company“ in der Martinskirche
„Zurück zur Schlichtheit“

Kirchheim. Als Kammerchor-Projekt der Hymnuschorknaben wurde das Konzert in der Kirchheimer Martinskirche angekündigt – und entsprechend hoch waren die Erwartungen. Doch um es gleich zu sagen:


Sie konnten bei Weitem nicht erfüllt werden.

Dabei war der Auftritt von „The Handel’s Company“ nicht einmal großspurig. Ganz im Gegenteil. Wenn es eine Umschreibung der musikalischen Gestaltung eines Programms, das sich von Johann Sebastian Bach bis hin zu Petr Eben erstreckte, geben sollte, dann hätte das Motto vielleicht „Zurück zur Schlichtheit“ gelautet. Insbesondere das nach galantem Ausdruck geradezu lechzende „Magnificat“ des Bach-Schülers Gottfried August Homilius erfuhr eine dynamisch eher eingeebnete Darstellung, was dem inneren Zusammenhang der einzelnen Sätze sicher guttat, aber eben auch leicht langweilte. Dass die Stimmung selbst beim finalen „Gloria Patri“ gedämpft und innig blieb, überraschte dann wiederum. Selbst das wohl bekannteste Chorwerk Homilius‘, seine Motette „Deo dicamus gratias“, geriet eher zu einer demütigen Danksagung, in der allerdings das stark gedrosselte Tempo zugleich die Intonationsschwächen in den Diskantstimmen offenlegte. Ohnehin schien das Ensemble in zwei Hälften zu zerfallen: auf der einen Seite die erprobten und sicher agierenden Männerstimmen der Hymnianer, bei denen insbesondere der Bass ein klangvolles Fundament abgab; und auf der anderen Seite Frauenstimmen, die insgesamt unsicher wirkten und zu einem in sich geschlossenen Chorklang nicht sehr viel beitragen konnten.

Unterstrichen wurde dieser Umstand wohl auch durch die unvorteilhafte Aufstellung eines Nebeneinanders der einzelnen Stimmen. Für eine solche Aufstellung war das Vokalensemble dann doch zahlenmäßig zu groß. Erst bei den technisch wirklich fordernden Chorwerken schien die Vielstimmigkeit zu einer ausgewogenen Klang-Klammer zusammenzufinden. So entwickelte sich Hugo Distlers enorm anspruchsvolle Motette „Singet dem Herrn ein neues Lied“ wohl zum heimlichen Höhepunkt des Abends, bei dem die Trompetenimitationen und die Schilderungen von Wasserströmen und der Meeresbrandung endlich das mitreißende Engagement abforderten, das man sich schon bei der eher farblosen Eberlin-Motette „Benedicam Dominum“ gewünscht hätte.

Und als der bunte Chormusikreigen in Bachs Motette „Lobet den Herrn, alle Heiden“ einmündete, schienen die Sänger derart erleichtert „zu Hause“ angekommen zu sein, dass man sich insgeheim mehr Bach an diesem Abend gewünscht hätte. Endlich elegante Leichtigkeit in allen Stimmen und vor allem im Sopran faszinierend spielerische Höhen.

Das berauschende Schluss-Halleluja machte denn auch Ungereimtes vergessen und entspannte zunehmend, was vorher schon die Orgelinterludien sehr wohltuend getan hatten. Michael Zink interpretierte Johann Pachelbels Aria Prima aus „Hexachordum Apollinis“, einer Musik zur „Vergnügung der Musen“, wie der Komponist selber anmerkt, auf anrührende Art und Weise, die den Musen sicher zugesagt hätte. Beim Restprogramm hätten sie sicher noch Verbesserungswünsche gehabt.