Kreis Esslingen. Wer seine Miete nicht bezahlt, hat früher oder später eine Räumungsklage am Hals. 323 solcher Klagen wegen Zahlungsverzugs haben die Amtsgerichte im Landkreis Esslingen dem Kreissozialamt im vergangenen Jahr gemeldet. Im schlimmsten Fall droht die Zwangsräumung. So weit muss es allerdings nicht kommen.
Um Zwangsräumungen zu verhindern, prüft das Kreissozialamt auf Antrag, ob es die Mietschulden übernehmen kann. „Wir zahlen die Rückstände immer dann, wenn wir eine Chance sehen, dass die Miete in Zukunft bezahlt werden kann“, sagt Jürgen Becker, Sachgebietsleiter beim Kreissozialamt. Ein weiteres Kriterium ist, dass der Mieter sich die Wohnung leisten kann. Ist die Miete zu hoch, helfen das Jobcenter, das Kreissozialamt oder die Sozialen Dienste bei der Suche nach einer günstigeren Wohnung.
Die Übernahme der Mietschulden wird in den meisten Fällen als Darlehen gewährt – und das in der Regel auch nur einmal. 2011 hat das Kreissozialamt 81 Anträge auf Übernahme von Mietrückständen bewilligt. 103 wurden abgelehnt. „Wenn keine Besserung zu erwarten ist oder der Mieter die Notlage provoziert hat, übernehmen wir die Mietschulden nicht“, sagt Jürgen Becker.
In 131 Fällen wurde der Antrag vom Mieter zurückgezogen. „Häufig springt jemand aus der Familie ein“, erklärt Jürgen Becker. Oft ließen die Vermieter auch noch einmal mit sich reden. „Die Räumungskosten betragen schnell mehrere Tausend Euro. Die muss der Vermieter vorstrecken, und in der Regel bekommt er sie auch nicht mehr zurück, weil die Mieter dazu wirtschaftlich nicht in der Lage sind.“
Räumungsklagen treffen laut Jürgen Becker besonders häufig zwei Personengruppen: kinderlose, alleinstehende Männer und alleinerziehende Frauen. „Wenn kleine Kinder im Spiel sind, schalten wir immer gleich den Sozialen Dienst ein“, sagt Becker. Wie viele der 323 Räumungsklagen, die im Jahr 2011 bei den Amtsgerichten eingegangen sind, zu Zwangsräumungen geführt haben, kann Jürgen Becker nicht sagen. Zuständig sind die Gerichtsvollzieher. Aus Erhebungen vergangener Jahre weiß Becker aber, dass es unter zehn Prozent der Fälle sind.