Ulrike Renz ist neue Leiterin der Verkehrserziehung im Landkreis
Zwei Herzen für die Prävention

Fast 31 Jahre lang war Gerd Reichert in der Verkehrserziehung tätig, im vergangenen Jahrzehnt als deren Leiter im Kreis Esslingen. Nun wurde der Polizeihauptkommissar in den Ruhestand verabschiedet. Seine Nachfolge übernimmt Polizeikommissarin Ulrike Renz.

Altbach. Zur Verabschiedung und Amtseinführung in der Jugendverkehrsschule Altbach waren viele Polizeikollegen und Partner der Verkehrserziehung gekommen. Ulrike Renz erzählte von einem schrecklichen Unfall in Nürtingen: Zwei Kinder stehen am Straßenrand, ihr Papa hält sich auf der anderen Seite auf. Ein Kind bleibt stehen, doch das andere läuft los, wird von einem Auto erfasst und schwer verletzt. „Unsere Aufgabe muss sein, dass beide Kinder stehen bleiben“, betonte Ulrike Renz.

Die Polizeikommissarin, die ab 1. Januar die Nachfolge von Gerd Reichert antritt, hatte die Hochschule der Polizei in Villingen-Schwenningen besucht und ist seit über 13 Jahren bei der Polizeidirektion Esslingen tätig. Bei ihrer Jugendsachbearbeitung nahm der erzieherische und soziale Aspekt einen breiten Raum ein. Sie engagierte sich in der Kriminalprävention und will „etwas tun, bevor es passiert“. Ihr geht es um das nötige Wissen und die Einstellung. „Ein Fahrer soll sich aus Einsicht anschnallen, nicht aus Angst vor der Strafe.“ Oft seien es Kleinigkeiten, die zu Unfällen führten.

„Wir decken alle Zielgruppen ab“, lobte sie das Angebot der Verkehrserziehung im Landkreis. Mit ihrem Vorgänger ist sie sich darüber einig, dass bei den Senioren mehr getan werden muss.

Die fünf Jugendverkehrsschulen in Altbach, Dettingen, Esslingen, Nürtingen und Sielmingen seien noch immer ausgebucht. Durch kleinere Klassenteiler ändern daran auch rückläufige Schülerzahlen nichts. 10,5 Vollzeitstellen zählt die Verkehrserziehung im Landkreis. Mehr wäre natürlich gut, verdeutlichte Gerd Reichert. Aber er sei schon froh darüber, dass er Kürzungen verhindern konnte. „Durch die Partner sind wir optimal ausgestattet“, sagte der Polizeihauptkommissar, der sich sehr für die Zusammenarbeit mit der Verkehrswacht, dem Motorsportclub Sielmingen, der AOK und anderen einsetzte.

„Höflich und zurückhaltend, macht einen frischen Eindruck“: So hatte der Prüfer den 18-jährigen Gerd Reichert einst beschrieben, der 1969 in die Bereitschaftspolizei Göppingen aufgenommen wurde. Er sei widerstandsfähig und belastbar, habe ein freundliches und ausgeglichenes Wesen, sei ein zuverlässiger und ordentlicher Beamter, stand in seiner ersten Beurteilung. „Der Traum jeder Schwiegermutter“, resümierte der Leitende Polizeidirektor Hans-Dieter Wagner. Nur Gerd Reicherts „Maschinenschnellschreiben“ sei damals als „gerade noch ausreichend“ kritisiert worden. Der erfolgreiche Sportler wollte zur Polizeidirektion Esslingen, wurde stattdessen nach Steinenbronn beordert und lernte dort sehr viel von einem „alten Hasen“. Mit Unterstützung der Gewerkschaft gelang ihm schließlich ein Tausch nach Esslingen. Vom dortigen Ermittlungsdienst wollte er eigentlich nie wieder weg – und kam doch zur Prävention.

Denn Fritz Lohr, Gerd Reicherts Vorgänger als Leiter der Verkehrserziehung, holte ihn mit viel Hartnäckigkeit. Der heutige Polizeihauptkommissar a. D. überreichte Gerd Reichert, der ihm im Rückblick für sein Handeln dankbar ist, die große Goldene Ehrennadel der Landesverkehrswacht.

Gerd Reichert verabschiede sich von seiner beruflichen Funktion, aber nicht von der Verkehrswacht, sagte Dieter Lentz, Vorsitzender der Kreisverkehrswacht Esslingen. Das sah der Personalratsvorsitzende Peter Mangel genauso. Niemand müsse Gerd Reichert zum Weitermachen überreden, Verkehrserziehung sei für ihn zugleich Berufung und Hobby gewesen. Hobbys hat Gerd Reichert aber noch viele mehr: Unter anderem warten nun Faustball, Skat, eine Männerkochgruppe, die Fotografie sowie Haus, Hof und Garten auf ihn.