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Zwischen Alb und Allgäu

Wie der TV Unterlenningen den Wintersport trotz Klimawandel neu aufstellt

Hoch die Hände: Der TV Unterlenningen zieht in Sachen Wintersport an einem Strang. Foto: pr

Der Wintersport steckt im Wandel – und mittendrin, wie viele andere Vereine in der Teckregion, die Wintersportabteilung des TV Unterlenningen. Klimawandel, steigende Kosten und veränderte Lebensgewohnheiten setzen auch dem TVU zu. Doch anstatt den Kopf in den Schnee zu stecken, stellen sich die Unterlenninger den Herausforderungen. Kira Bosch und Leonie Gökeler erklären, wie die Abteilung versucht, den alpinen Sport in die Zukunft zu tragen.

Dass es schwieriger geworden ist, Kinder für Ski- und Snowboardkurse zu begeistern, erleben die Verantwortlichen jedes Jahr aufs Neue. „Es reicht nicht mehr, einfach ein Kursangebot auszuschreiben“, wissen Bosch und Gökeler. Stattdessen setzt die Abteilung auf ein ganzes Paket: familienfreundliche Programme, persönliche Ansprache, Schnupperangebote und Ferienaktionen. Auch Familien-Stammtische gehören dazu – nicht nur als Infoveranstaltung, sondern als Ort für Gemeinsamkeit. Zumal oftmals die Motivation der Eltern darüberentscheidet, ob Kinder überhaupt mit dem Wintersport anfangen. Der Kreis derer, die ihre Kinder selbstverständlich auf die Piste schicken, wird kleiner. Umso wichtiger sind Kooperationen mit Schulen und ein breit aufgestelltes Sommerprogramm, das passive Mitglieder wieder aktiver macht. „Wir wollen den Breitensport ausbauen und gut ausgebildete Skilehrer einsetzen, darauf legen Familien heute mehr Wert als früher“, betonen Bosch und Gökeler.

Mit stabilen Teams durch die Saison

Die Nachwuchsarbeit beginnt nicht erst im Schnee. Das starke und bekanntlich auch international erfolgreiche Inlinesport-Team des TVU sorgt dafür, dass Kinder und Jugendliche auch jenseits der Wintermonate zusammenbleiben. Mit Erfolg: Die Gemeinschaft trägt viele bis in den Winter hinein. „Wenn sie ihre Freunde beim Skifahren wiedersehen wollen, sind sie die besten Überzeuger“, sagt das Abteilungsteam, das auch auf Social Media setzt: die Instagramseite soll Lust machen auf Kurse, Ausfahrten und neue Bewegungsangebote.

Dennoch: Der Klimawandel macht die Wintersportplanung auch im Leninger Tal zur Wette.  Skikurse auf der Alb stehen längst nicht mehr im festen Jahresplan. Stattdessen hält sich der Verein bereit, wenn ein Wintereinbruch kommt. Das funktioniert: Im vergangenen Jahr waren die kurzfristig angesetzten Albkurse binnen Stunden ausgebucht. Regelmäßig verlässlichen Schnee findet man aber nur im Allgäu. Dort bietet der Verein inzwischen vier Kurstage an, um den Kindern das zu ermöglichen, was auf der Alb kaum noch möglich ist: regelmäßiges Üben und echte Routine auf Ski und Snowboard. Auch die Skifreizeit bleibt ein Fixpunkt – ein Angebot, das zunehmend von ganzen Familien genutzt wird.

Zwischen Wehmut und Aufbruch

Dass viele Kinder kein klassisches „Alb-Wintererlebnis“ mehr haben werden, stimmt die Verantwortlichen nachdenklich. „Wir alle haben auf der Alb Skifahren gelernt, wochenlang waren wir nur dort“, erinnert sich Kira Bosch. Doch der Blick geht nach vorn. Ein Erlebnis aus dem Jugendausschuss bleibt besonders hängen: Die sehnsüchtige Antwort eines Mädchens, das sich für die kommende Saison nur eines wünschte: „Egal wohin, Hauptsache wir fahren mit dem Reisebus und alle sind zusammen“.

Inflation drückt – aber der Verein hält dagegen

Steigende Preise für Ausfahrten, Material und Ausbildung machen den Sport jedoch teurer. Doch die Unterlenninger versuchen gegenzusteuern. Der Skibasar boomt, gut erhaltene Kleidung und Ausrüstung wird weitergegeben. Ausfahrten werden so kalkuliert, dass sie kostendeckend bleiben. Verdient wird nichts, alle Übungsleiter arbeiten ehrenamtlich. Selbstanreisen könnten Kosten senken, bringen jedoch enorme organisatorische Herausforderungen mit sich. Dazu kommt ein Aspekt, den der Verein stark gewichtet: Nachhaltigkeit. Die gemeinsame Busfahrt schont nicht nur die Umwelt, sondern stärkt das Wir-Gefühl.

Trotz aller Bemühungen spüren die Verantwortlichen, dass Wintersport für manche Familien zu teuer wird. „Das lässt sich leider nicht wegreden“, sagen Bosch und Gökeler, die die vereinseigene DSV-Skischule als Qualitätsversprechen sehen. Doch die Zertifizierung verlangt regelmäßige, kostenintensive Fortbildungen. Förderprogramme des Landessportbundes helfen, ebenso der Rückhalt im Hauptverein. Die Abteilung achtet darauf, preisgünstigere Skigebiete für Schulungen zu nutzen. „Die Inhalte sind überall gleich, aber die Kosten eben nicht“, betont Leonie Gökeler.

Familien im Fokus

Die Teilnahmezahlen bei Ausfahrten schwanken zwischen 40 und 90. Die Skifreizeit hat sich von einer Jugendausfahrt zu einem großen Familientreffen entwickelt. Viele nutzen sie inzwischen als Ersatz für den eigenen Winterurlaub: Kinder lernen Skifahren, Eltern haben Zeit für sich und am Ende erlebt man dennoch alles gemeinsam.

Auch wenn die Kooperationen mit den Schulen weniger unmittelbar der Nachwuchsgewinnung dienen, sind sie wichtiger denn je. Das Schneesportprojekt mit der Realschule Lenningen ist seit 2006 ein Dauerbrenner. Neu dazu gekommen sind Aktivitäten mit der Grundschule Unterlenningen – inklusive Teilnahme bei „Jugend trainiert für Olympia“ in Oberjoch.

Der jüngste Erfolg: Ein Inlinetag für alle Zweitklässler der Lenninger Schulen. Danach gab es einen regelrechten Ansturm aufs Skittytraining. „Ein schönes Beispiel dafür, wie schulische Kooperationen wirken können“, sagen Bosch und Gökeler, die mit ihren Funktionärskollegen bemüht sind, die Abteilung breiter aufzustellen: Mountainbike, Langlauf, Klettersteig: Neue Angebote sollen Bewegung fördern, nicht nur eine bestimmte Sportart. Dass vor allem der Inlinebereich boomt, trägt dabei auch die Begeisterung für den Wintersport. „Uns ist wichtig, die Kinder in Bewegung zu bringen“, sagen Kira Bosch und Leonie Gökeler „Ob Ski oder Skates, entscheidend ist die Gemeinschaft.“