Himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt - bloß umgekehrt: Keine 24 Stunden, nachdem die Landesligakicker des TSV Weilheim infolge des 0:3 gegen Hofherrnweiler auf den letzten Tabellenplatz abgerutscht waren, konnte ein Roter trotzdem über beide Backen strahlen: Trainer Benjamin Geiger ist am Montag Vater einer Tochter geworden. Mutter und Kind sind wohlauf, der Herr Papa im siebten Himmel.
Weitaus schwerer als die Geburt des ersten Kinds stellt sich für Geiger die Mission dar, der er sich als Trainer des TSVW im Frühsommer verschrieben hat: der Klassenerhalt. Nach zwölf von 30 Spielen stehen die Weilheimer am Tabellenende und feiern damit eine Premiere der traurigen Art: Noch nie zuvor in der immerhin schon acht Jahre währenden Landesligazugehörigkeit hing die Rote Laterne an der Lindach - dass dies dem Leistungsvermögen der Truppe tatsächlich entspricht, wollen die Verantwortlichen trotz des drohenden Abstiegs nicht gelten lassen. „Die Mannschaft ist gut“, glaubt Spielleiter Armin Sigler, „den Spielern fehlt einfach Erfahrung.“
Die nackten Zahlen geben dem Teammanager recht: Mit einem Durchschnittsalter von 21 Jahren stellen die Weilheimer den mit Abstand jüngsten Kader der Liga. Routinierte Haudegen, wie sie der TSVW in der Vergangenheit in Person von Ferdi Er, Thomas Edelmann, Carmelo Scaffidi oder Chris Eisenhardt eigentlich jede Saison in seinen Reihen hatte, fehlen momentan an allen Ecken und Enden. „Die jetzige Kaderstruktur war so nicht gewollt“, betont Abteilungsleiter Paul Schrievers, dass er den einen oder anderen alten Hasen gerne in Weilheim gehalten hätte. Unabhängig davon, ob der Exodus von 17 Spielern auf finanzielle, sportliche oder persönliche Gründe zurückzuführen ist, nimmt Schrievers den aktuellen Kader in die Pflicht: „Bei uns muss nun eben jeder Einzelne ein bisschen Verantwortung tragen und nicht einige Wenige viel.“
Soll heißen: Das Kellerkind setzt auf Teamgeist und die Überzeugung, dass man trotz der Magerbilanz von nur einem Sieg und drei Unentschieden ligatauglich ist. „Wir waren bislang immer in der Lage mitzuhalten“, will Paul Schrievers nicht nur zuletzt gegen Spitzenreiter Hofherrnweiler erkannt haben, als der Gegner aus vier Torchancen drei Treffer machte, während der TSVW sich einmal mehr nicht für den betriebenen Aufwand belohnte. „Es gab keinen großen Unterschied zwischen uns und dem ungeschlagenen Tabellenführer“, versucht auch Spielleiter Armin Sigler das Positive hervorzuheben.
Das Glück im Weilheimer Unglück: Es gibt Mannschaften, die es nicht wesentlich besser machen. Die Kellerkonkurrenz aus Bargau, Bad Boll, Blaustein, Echterdingen und Neu-Ulm ist nur einen bis sechs Punkte entfernt. „Die Lage ist nicht aussichtslos“, schwört Armin Sigler die Truppe auf die restlichen vier Partien bis zur Winterpause ein. „Wenn wir an Weihnachten ein zweistelliges Punktekonto haben, sind wir wieder im Geschäft.“
Geiger kehrt morgen zurück
Den ersten Schritt in diese Richtung können die Weilheimer am kommenden Samstag machen, wenn sie bei Aufsteiger SV Bonlanden gastieren - dann wird übrigens auch der frisch gebackene Vater wieder an Bord sein: Benjamin Geiger hat sich aus nachvollziehbaren Gründen im Montags- und Dienstagstraining von seinem Co Luca Greco vertreten lassen. Beim Abschlusstraining am morgigen Donnerstag und am Samstag in Bonlanden will Geiger dann wieder das (Himmelfahrts-)Kommando übernehmen.