Zweihundertzwanzig Kandidatinnen und Kandidaten bewerben sich um einen von mindestens 32 Sitzen im Kirchheimer Gemeinderat bis 2029. Wegen Ausgleichsmandaten hat das Gremium derzeit 37 Mitglieder. Wie viele es also tatsächlich werden, lässt sich nicht exakt voraussagen. Die Bewerber gehören acht unterschiedlichen Listen an. „Volle Listen“ – also mit 27 Namen für den Wohnbezirk Kirchheim sowie mindestens drei für den Wohnbezirk Jesingen und mindestens zwei für den Wohnbezirk Nabern – gibt es lediglich drei Mal: bei den Freien Wählern, den Grünen und der SPD. Bei der CDU dagegen fehlen zwei mögliche Namen für den Wohnbezirk Jesingen, was de facto aber nicht ins Gewicht fallen dürfte: Erfahrungsgemäß gibt es nämlich keine Liste, die gleich zwei Kandidaten für jeweils einen der beiden Teilorte Jesingen und Nabern in den Gemeinderat schicken kann.
Bei den Freien Wählern tritt Stadtrat Hans-Peter Birkenmaier nicht mehr an. Dafür ist auf der Liste wieder ein ehemaliger Stadtrat vertreten: Andreas Banzhaf. Karl-Michael Bantlin ist zwar kein aktuelles Gemeinderatsmitglied. Aber als Erster Vorsitzender der Kirchheimer Händlergemeinschaft City Ring ist er in der Stadt und in der Lokalpolitik kein Unbekannter. Die aktiven Gemeinderatsmitglieder Bettina Schmauder, Philipp Köber, Monika Barner, Martin Döbler, Ulrich Kübler, Ralf Gerber, Reinhold Ambacher und Rainer Kneile kandidieren wieder.
Die Grünen hoffen auf Veränderung, sollte es bei der Anzahl von neun Sitzen bleiben. Sechs Ratsmitglieder werfen erneut ihren Hut in den Ring: Sabine Lauterwasser, Manfred Machoczek, Max Blon, Hans-Peter Weyhmüller, Michael Attinger und Martin Gienger. Gegen eine erneute Kandidatur haben sich Jürgen Berghold, Anja Hezinger und Martina Zuber entschieden.
Ebenfalls drei aktuelle Sta dträte sind es, die bei der CDU nicht wieder antreten: Eva Baudouin, Thilo Rose und Wilfried Veeser. Natalie Pfau-Weller, Michael Haug und Dieter Franz Hoff bewerben sich um den Wiedereinzug in Kirchheims Gemeinderat. Auf der Liste stehen außerdem die früheren Stadträte Elmar Müller und Klaus Buck sowie der ehemalige Weltklasse-Sprinter Tobias Unger und das ehemalige Volksbank-Vorstandsmitglied Dieter Helber.
Die SPD geht mit allen sechs amtierenden Gremiumsmitgliedern ins Rennen: Andrea Helmer-Denzel, Marc Eisenmann, Michael Faul haber, Stefan Gölz, Andreas Kenner und Marianne Gmelin. Einen Namen außerhalb der Kommunalpolitik hat sich der Kandidat Ralf Sach gemacht: als evangelischer Bezirkskantor.
Auf der gemeinsamen Liste der FDP und der Kirchheimer Bürgerliste (KiBü) fehlt der bisherige Fraktionsvorsitzende Ulrich Kreyscher. Jens Hildebrandt und Hans Kahle dagegen stellen sich der Widerwahl.
Bei der Christlichen Initi ative Kirchheim (CIK) stehen die Stadträte Gerd Mogler und Tobias Öhrlich wieder auf der Liste. D ie ehemalige Stadträtin Katja Seybold tritt nach einer Pause wieder an.
Die Liste „KiSo – Kirchheim.Sozial“ tritt zwar erstmals an, ist dafür aber mit zwei Kandidaten vertreten, die vor fünf Jahren für die Linke erstmals in den Gemeinderat eingezogen waren: Heinrich Brinker und Uta Dahner.
Komplett neu ist die Liste der AfD, bei der es sich um die kürzeste Liste von allen handelt: mit sieben Namen für den Wohnbezirk Kirchheim und je einem für Jesingen und Nabern.
Was das Alter betrifft, schicken die CDU und die SPD die jüngsten Kandidaten ins Rennen: Mit den Geburtsjahrgängen 2004, 2005, 2006 und 2008 handelt es sich ausnahmslos um Schüler oder um Personen, die gerade ihr Freiwilliges Soziales Jahr ableisten.
Gemeinsam mit der FDP/KiBü stellt die CDU auch den ältesten Kandidaten im Bewerberfeld : In beiden Fällen ist es der Geburtsjahrgang 1942, sodass zwischen den ältesten und dem jüngsten Bewerber 66 Jahre Altersunterschied liegen.
Ängste dürfen nicht lähmen
Kommentar von Andreas Volz zur Liste der AfD für den Gemeinderat
Sie tritt an für den Kirchheimer Gemeinderat, die AfD. Das mag für viele demokratisch gesinnte Menschen ein ernsthaftes Problem sein, und es kann berechtigte Ängste auslösen. Falsch wäre es allerdings, sich von diesen Ängsten in einer Weise lähmen zu lassen, wie es sprichwörtlich dem Kaninchen vor der Schlange geht.
Jedes Problem bietet auch Chancen. Die Chance in diesem Fall: Parolen der AfD lassen sich im Gemeinderat demokratisch-parlamentarisch aufgreifen und entlarven. Eine weitere Chance: Wer sich vor dem Einzug der AfD in den Gemeinderat fürchtet, kann etwas dagegen tun – wählen gehen und möglichst viele andere ebenfalls zum Wählen auffordern.
Das wird möglicherweise nicht verhindern, dass einer oder zwei Sitze im neuen Gemeinderat an die AfD gehen. Aber es stärkt die anderen Parteien und Listen, wenn sich deren Vertreter durch eine hohe Wahlbeteiligung legitimiert sehen.
Solange eine Partei, gegen die berechtigte Vorwürfe des Extremismus im Raum stehen, nicht über eine nennenswerte Anzahl an Sitzen im Gremium verfügt, kann sie auch keine Entscheidung nachhaltig beeinflussen. Das einzige, was die AfD folglich im Kirchheimer Gemeinderat erreichen könnte, wäre eine massive Verschlechterung der Stimmung – bis hin zu einer Vergiftung des Klimas. Hier werden also künftig die anderen Fraktionen und Gruppierungen ebenso gefragt sein wie die Verwaltungsspitze, um sich so etwas nicht bieten zu lassen.