Konzert
Auf dem Dach der Bastion gibt es Jazz vom Feinsten

Die Bigband des LUG und die Bigband Kirchheim begeisterten 199 Besucher mit musikalischen Leckerbissen und ausdrucksstarken Vorträgen. 

Die Bigbands auf dem Dach der Bastion sorgten für einen stimmungsvollen Abend. Foto: Rainer Kellmayer

Beim Open-Air-Konzert auf dem Dach der Kirchheimer Bastion stimmte am Samstagabend einfach alles: Das Wetter machte mit, die fetzige Bigband-Musik begeisterte, und das Publikum war allerbester Laune. Diesmal bot die Bastion-Crew, die in ihrem vielfältigen Programm zumeist bekannte Bands mit internationalem Ruf präsentiert, zwei lokalen Formationen eine Bühne.

Eine gute Entscheidung: Die Bigband des Ludwig-Uhland-Gymnasiums und die Bigband Kirchheim boten Jazz vom Feinsten. Einen Wermutstropfen gab es dennoch. Trotz intensiver Gespräche von Vorstandsmitgliedern des Clubs Bastion mit der Stadtverwaltung wurden nur 199 Besucher zugelassen. Sehr schade: Es mussten zahlreiche Musikfreunde wieder den Rückweg antreten. Dabei wäre auf dem Areal noch reichlich Platz gewesen und Brandgefahr besteht auf dem Dach der Bastion ohnehin keine: Der Amtsschimmel hat gewiehert.

Glutvolles Spiel

Wer das Glück hatte, einen Platz zu ergattern, konnte eine vielschichtige Musikpalette genießen. Mit „Cold Duck Time“ von Eddie Harris legte die Bigband des Kirchheimer Ludwig-Uhland-Gymnasiums gleich mächtig los. Man spürte: Hier sind junge Musikerinnen und Musiker am Werk, die ihr instrumentales Handwerk beherrschen. Zudem stand mit Musiklehrer Daniel Bucher ein Leader vor der Band, der nicht nur die musikalischen Fäden souverän zog, sondern seine Mannschaft überdies zu glutvollem Spiel animierte.

Der Drive stimmte, der Satzklang war ausgeglichen, und in Titeln von Herbie Hancock oder Stevie Wonders „Superstition“ blitzten immer wieder herrliche Chorusse der talentierten jungen Musikerinnen und Musiker auf.

Ein Sonderlob verdiente sich Alana Weißflog. Mit ausdrucksstarker Stimme drückte sie „Feeling good“ ihren Stempel auf. Und in „Knock on Wood“ von Floyd & Cropper entpuppte sie sich mit vehementem Stimmeinsatz als Rockröhre.

Als gegen Ende „Crunchy Frog“ verklungen war, gab es nicht nur viel Applaus, sondern von Bandleader Daniel Bucher auch eine Tüte mit Studentenfutter für die acht Abiturienten, die zum letzten Mal mitgespielt hatten. Natürlich spielte die LUG-Formation noch eine Zugabe – dann wurde die Bühne frei gemacht für die Bigband Kirchheim.

Dirigent überflüssig

In dieser 2018 gegründeten Band spielen zahlreiche ehemalige Schüler des Ludwig-Uhland-Gymnasiums, verstärkt durch einige externe Musiker. Auch hier ist Daniel Bucher der musikalische Chef, doch die Formation ist derart gut eingespielt, dass es keines Dirigenten bedarf. Bucher, der den Abend charmant moderierte, nützte die Gelegenheit, und wechselte – quasi als Spielertrainer – in das Trompetenregister.

Der Klangqualität tat dies keinen Abbruch. Das mit einem Klaviersolo von Joshua Hunter garnierte „Dat Dere“ tönte souverän von der Bühne herab, und in Miles Davis‘ „Nardis“ pendelte die Musik zwischen Latinsound und lockerem Swing hin und her.

Alana Weißflog überzeugte mit wandelfähiger Stimme. Foto: Rainer Kellmayer

Als in „Fool me once“ der Trompeter Marvin Essig für Strahlglanz sorgte, der Pianist virtuose Chorusse aus den Tasten hämmerte und Jonas Gawehn seinem Saxofon brillante Läufe entlockte, gab es begeisterten Applaus. Es folgte ein vokales Highlight. In der Soulballade „You make me feel like a natural Woman“ legte Alana Weißflog mit wandelfähiger Stimme spannende Spuren, dann wehte bei Gordon Goodwins „El Alma de la Banda“ ein Hauch südamerikanischen Flairs über das Dach der Bastion.

Als es dem Ende zuging und das ohrenschmausige „What a Feeling“ aus dem Soundtrack zum Musik- und Tanzfilm „Flashdance“ von Keith Forsey und Giorgio Moroder verklungen war, wollte das Publikum noch mehr. Die Bigband Kirchheim ließ sich nicht lumpen: Nach heftigem Applaus gab es als Zugabe Les Hoppers peppigen Hit „Dancin‘ Fool“.