Veranstaltungsplanung
Augenmaß bei Sicherheitsauflagen

Im Nachhinein gab es in Kirchheim eine kurze Gemeinderatsdebatte wegen der geforderten Straßensperren beim Maibaum-Aufstellen des Naberner Musikvereins.

Dass Lastwagen Straßen absperren, gehört mittlerweile zum Sicherheitskonzept vieler Veranstaltungen – wie hier beim Kirchheimer Fasnetsumzug.      Archivfoto: Jörg Bächle

Sicherheit zu gewährleisten, ist alles andere als einfach: Passiert nichts, erscheinen die Auflagen schnell als übertrieben. Passiert doch etwas, wird schnell nach Verantwortlichen gesucht, die dann zu Schuldigen abgestempelt werden. Vor diesem Hintergrund ist auch das Sicherheitskonzept für das Maibaum-Aufstellen in Nabern zu sehen. Rainer Kneile (Freie Wähler) hatte im Gemeinderat kritisiert, dass ein solches Fest für Vereine – wie im konkreten Fall für den Musikverein Nabern – nicht mehr zu stemmen sei, wenn die geforderten Sicherheitsmaßnahmen Zeit, Aufwand und Budget der Veranstalter zu sprengen drohen.

So ein Vorfall rüttelt bundesweit alle Ordnungsämter auf.

Achim Rapp über den Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt im Dezember

Bei vergleichbaren Festen in anderen Teilorten habe es keine so hohen Auflagen gegeben, mahnte er zudem eine Art von Gleichbehandlung an. „Das Konzept in Nabern gab es vielleicht nicht ohne Grund, aber die Auflagen wurden ohne Augenmaß formuliert. Natürlich gibt es immer eine latente Gefahr, und die Sicherheit sollte auf jeden Fall vorgehen. Aber eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht, sonst müssen wir alle künftig zuhause bleiben.“

Kirchheims Erster Bürgermeister Achim Rapp sagt dazu, dass es vor jeder Veranstaltung eine Gefährdungsanalyse gebe. Er fügt hinzu, dass in vielen Fällen Straßensperren angeordnet werden, nicht zuletzt wegen Ereignissen wie dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg. „So ein Vorfall rüttelt bundesweit alle Ordnungsämter auf.“ Im Gemeinderat stellte Achim Rapp fest, „dass das in Nabern vielleicht einige Schippen zu viel waren“. Die Stadt erstelle aktuell ein allgemeines Konzept zur Sicherheit von Veranstaltungen, das dann an Einzelfälle angepasst werden kann. Auch wenn in Nabern ein falscher Eindruck entstanden sein könnte, betonte der Bürgermeister ausdrücklich: „Wir wollen keine Feste kaputtmachen.“

Auch beim Notzinger Dätscherfest gehörten Straßensperren zu den Sicherheitsauflagen – in diesem Fall in Form von großen Betonklötzen.     Archivfoto: Sabine Ackermann

In Nabern habe es im Vorfeld eine größere Besprechung mit vielen Beteiligten gegeben: „Da war noch gar nicht abzusehen, was die einzelnen Forderungen für einen immensen Gesamtaufwand mit sich bringen.“ Aber immer schon mache die Stadt die Genehmigung einer Veranstaltung von der Vorlage eines entsprechenden Sicherheitskonzepts abhängig, bei dem gegebenenfalls auch Nachbesserungen notwendig sind.

Dabei gehe es nicht nur um die Gefahr möglicher Terroranschläge. Auch der Brandschutz spiele eine Rolle, das Vorhandensein und Freihalten von Fluchtwegen oder die Möglichkeiten zur Versorgung von Verletzten. Für jede Veranstaltung gebe es Leitfäden. Immer sei dabei zu berücksichtigen, wer wann wo und zu welcher Zeit genau welches Event mit wie vielen Leuten plane. Da ist also grundsätzlich mit sehr vielen Unbekannten zu rechnen.

Die Kirche im Dorf lassen

„Wir wollen auch künftig gern die Kirche im Dorf lassen“, meint Achim Rapp. „Aber die Sperrung von Zufahrtsstraßen müssen wir je nach Lage des Veranstaltungsorts immer wieder mal verlangen.“ Die Kosten dafür haben die Veranstalter selbst zu tragen. Ob die Straßen durch Betonklötze gesperrt werden, die in ihrer Form an Legosteine erinnern, oder aber durch Lastwagen, spiele keine Rolle. Möglicherweise können die Veranstalter dafür auch Sponsoren gewinnen.

„Wir versuchen natürlich immer, dass sich die Auflagen auch finanziell im Rahmen halten. Gerade Vereine unterstützen wir deshalb, so gut es geht. Aber bei der Musiknacht handelt es sich um eine kommerzielle Veranstaltung. Da können wir folglich keine direkte Unterstützung leisten, sonst würde es sich ja um eine Subventionierung handeln.“

Fazit: Es bleibt auch weiterhin eine Gratwanderung, das rechte Maß zu finden, um einerseits die größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten und andererseits gerade die Vereine nicht zu sehr zu belasten. Künftig alle Feste abzusagen, ist sicher keine Option.