Neuerscheinung
Das Neueste zum Aufstand rund um die Teck

Das Kirchheimer Stadtarchiv präsentiert am 23. Oktober einen Band zum Jahr 1525, der Vorträge und das Theaterstück „Die Teck muss weg“ zusammenfasst.

Einer der Höhepunkte zur Erinnerung an den Bauernkrieg war im Juli die Roadshow „Uffrur!“ auf dem Kirchheimer Marktplatz. Nun endet das Jubiläumsjahr mit der Vorstellung des aktuellen Bands aus der Schriftenreihe, in dem sich alles um 1525 dreht. Foto: Andreas Volz

Freiheit war das zentrale Stichwort im Erinnerungsjahr 2025. Es ging um die Forderung nach Freiheit, die 500 Jahre zuvor zur großen Erhebung im süddeutschen Raum geführt hatte und die seither als der Bauernkrieg von 1525 bekannt ist. Ein ganzes Jahr lang stand dieses Ereignis im Mittelpunkt zahlreicher Veranstaltungen. Auch Kirchheim und Umgebung lagen einstmals mitten im Geschehen, selbst wenn es heute in Kirchheim kaum mehr etwas gibt, was an die damalige Zeit erinnert. Die heutige Bausubstanz ist deutlich jünger, weil sie erst nach dem Stadtbrand von 1690 entstanden ist.

Die Flammen von der Teck waren ein weithin sichtbares Signal.

Frank Bauer über die Symbolik im Kampf um mehr Freiheit vor 500 Jahren

Trotzdem hat sich die Stadt Kirchheim mit zahlreichen Veranstaltungen im Jubiläumsjahr eingebracht. Die Einzelvorträge, die das Jahr über im Angebot waren, sollen jetzt in einem Sammelband veröffentlicht werden. Komplettiert wird der Band durch den Text des Theaterstücks „Die Teck muss weg“, das im Mai mehrfach über die Bühne der Stadthalle gegangen war. Das neue Buch hält also nicht nur die Erinnerung an 1525 wach, sondern auch an 2025 – mit vielen Fotos von Proben und von Bühnenszenen.

„Das ist der erste Band aus der Schriftenreihe des Stadtarchivs seit der Jesinger Ortsgeschichte von 2019“, sagt Stadtarchivar Dr. Frank Bauer. Mit den vielen aktuellen Fotos knüpft Band 40 aber direkt an Band 39 an, und das aus gutem Grund: „Die Bilder sind deshalb so wichtig, weil sich das Buch an alle Menschen in Kirchheim wendet – also auch an diejenigen, die keine Historiker sind.“ Zwar seien die Beiträge auf dem neuesten Stand der Forschung. „Aber der Band ist nicht nur für die Wissenschaft und für die Universitäten gedacht, sondern für alle Menschen in der Stadt Kirchheim und in der Umgebung.“

Als einen besonderen Schwerpunkt, der in den einzelnen Vorträgen und Texten herausgearbeitet wurde, nennt Frank Bauer „die Verbindung zur alten Eidgenossenschaft“. Natürlich sei der Bauernkrieg ohne die Reformation nicht denkbar. Die Proteste nahmen immer wieder direkten Bezug auf Luthers Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“. Aber Luther war nicht alles – und er war nicht allein.

Geflüchtet zu den Eidgenossen

„Die Reformation wird hier oft noch zu sehr nach Wittenberg ausgerichtet. Dabei war Zürich mit Zwingli ein ganz anderes wichtiges Zentrum.“ An dieser Stelle zieht Frank Bauer die naheliegende Verbindungslinie zwischen Bauernkrieg 1525 und einem sehr viel späteren Freiheitskampf – der Revolution von 1848: „Viele Überlebende des Bauernkriegs haben sich in Richtung Eidgenossenschaft geflüchtet, so wie später die Revolutionäre von 1848.“ Immer wieder im Lauf der Geschichte habe es in der Schweiz mehr Möglichkeiten gegeben, Freiheit zu leben als in den obrigkeitsstaatlichen deutschen Ländern.

Zurück zu Kirchheim: An Rosemarie Reichelts Beitrag schätzt Frank Bauer die Aufarbeitung von Quellen für Kirchheim und den lokalen Kontext. Auch die Verortung historischer Stätten sei von großer Bedeutung: „Der Adelberger Pfleghof war eben nicht am heutigen Marktplatz zu finden, sondern wohl da, wo sich heute das Vogthaus befindet. Daraus lässt sich schließen, dass die Bauern, wenn sie am Adelberger Pfleghof waren, wohl über das Jesinger Tor in die Stadt eingedrungen sind.“

Svenja Galla sei erstmals in einem Band der Schriftenreihe vertreten – mit einer „Mikrostudie über Akteure rund um Kirchheim“. Was Frank Bauer besonders herausgreift: „Die wichtigsten Quellen sind die Urfehden, also Verträge, in denen sich die Menschen verpflichtet haben, auf weitere Kampfhandlungen zu verzichten.“ Weitere, härtere Strafen bestanden in der Ausweisung.

Wie kam es nun zur Zerstörung der Teck? Frank Bauer sagt dazu: „Oben gab es Hakenbüchsen. An die wollten die Aufständischen ran. Die Besatzung auf der Teck war eher symbolischer Natur. Der Neuffen war militärisch viel stärker befestigt. Die Teck war also viel leichter anzuzünden, und da waren eher nicht so viele Leute beteiligt. Die Flammen von der Teck waren aber ein weithin sichtbares Signal, auch für die Bauern, die auf der Hahnweide lagerten.“

Matern Feuerbacher dagegen setzte sich dafür ein, die Teck zu verschonen. Dr. Steffen Seischab beschäftigt sich in seinem Beitrag über Feuerbacher und dessen Bild in der Geschichte auch mit einem Paulskirchenabgeordneten von 1848: mit dem späteren Owener Stadtpfarrer Wilhelm Zimmermann, der wegen seiner epochalen „Geschichte des großen Bauernkrieges“ auch als „Bauernkriegs-Zimmermann“ bekannt ist. Bei Feuerbacher fragt Seischab nach der geeigneten Führerpersönlichkeit, aber auch danach, warum Feuerbacher in radikaleren Kreisen wegen seiner Verhandlungsbereitschaft als „Verräter“ galt. Dabei geht es also um weit mehr als nur um 1525: Es geht um generelle menschliche Verhaltensweisen – gerade auch in Zeiten, in denen die Krisen sich zuspitzen.

Abschluss des Jubiläumsjahrs

Frank Bauer freut sich, dass der neue Band der Schriftenreihe in Bälde vorliegt – als Abschluss des Jubiläumsjahrs, das mit allen unterschiedlichen Veranstaltungen auf große Resonanz gestoßen sei. Besonders beeindruckt hat ihn die Tatsache, dass die jungen Schauspieler des Ludwig-Uhland-Gymnasiums sich so intensiv mit ihrem Theaterstück befasst haben: „Die Freiheit ist ein Thema, das uns auch heute viel zu sagen hat.“

Offiziell vorgestellt wird das Buch mit dem Titel „Fryheit unter Teck – Das Amt Kirchheim und der Bauernkrieg 1525“ am Donnerstag, 23. Oktober, um 19 Uhr in der Kirchheimer Martinskirche. Ab Freitag, 24. Oktober, ist es im Buchhandel erhältlich.