Bis Ende 2030 läuft der Vertrag zwischen der Stadt Kirchheim und der Gemeinde Dettingen über die gemeinsame Nutzung des Dettinger Hallenbads in den Unteren Wiesen. Sechs Jahre Zeit sind es demnach, die für Kirchheim übrig bleiben, um gegebenenfalls ein eigenes neues Hallenbad zu bauen. Wenn es um die Baukosten geht, ist Eile geboten, denn 2040 dürfte ein Neubau sicher deutlich teurer sein als 2030.
Es ist nicht so, dass unser Bad in sechs Jahren zusammenfällt.
Rainer Haußmann über den technischen Zustand des Dettinger Hallenbads
Dabei sind die Baukosten – die aktuell bei 36 Millionen Euro liegen – aber nur ein Teil der Gesamtfinanzierung. Weitere Kosten sind die Zinsbelastungen, weil die Investitionssumme vor allem über Kredite zu finanzieren wäre. Und dann ist da noch das jährliche Defizit von über zwei Millionen Euro, das der städtische Haushalt zu übernehmen hätte.
Der Kirchheimer Gemeinderat hat bis Ende des Jahres eine Entscheidung zu treffen, ob das Hallenbad tatsächlich gebaut werden soll oder nicht. Grundlage dafür sind auch die verschiedenen Varianten, die Kosten sparen helfen könnten: Schwimmerbecken und Lehrschwimmbecken sind gesetzt. Ein Eltern-Kind-Bereich scheint ebenfalls dem Kirchheimer Bedarf zu entsprechen. Anders sieht es beim Sprungbecken aus, das extra tief sein muss und deswegen entsprechende Investitionskosten verursacht. Ohne dieses Becken allerdings könnten weniger Badegäste kommen, sodass sich das jährliche Defizit weiter vergrößert.
Was aber wäre die Alternative, sollte sich der Kirchheimer Gemeinderat angesichts der hohen Kosten gegen einen Hallenbadbau aussprechen? Dann müsste alles beim derzeitigen Stand bleiben: Die Stadt Kirchheim müsste weiterhin ihre Schwimmstunden für Schulen und Vereine mit der Nachbarkommune Dettingen vereinbaren und sich an den dortigen Kosten beteiligen.
Ginge das überhaupt? Die Jahreszahl „2030“ galt bisher immer als eine Art Damoklesschwert, das über der Bäderkooperation zwischen Kirchheim und Dettingen schwebte. In der Argumentation für das derzeitige Modell war ursprünglich immer wieder die Rede davon, dass das Dettinger Bad nach 2030 nicht mehr zu nutzen sei. Die möglichen Gründe: zu alt, zu baufällig, zu teuer.
Es gibt kein „Verfallsdatum“
Auf Nachfrage im Dettinger Rathaus bleibt von diesen Gründen allerdings nichts mehr übrig. 2030 ist einfach ein Jahr, das irgendwann festgelegt werden musste als Ende der Vertragslaufzeit. Es ist außerdem bereits ein verlängertes Ende, denn der erste Vertrag lief von 2011 bis 2019. 2017 wurde er vorzeitig verlängert – eben bis Ende 2030.
Das Ende der Vertragslaufzeit ist aber nicht gleichbedeutend mit dem „Verfallsdatum“ des Dettinger Bads, im Gegenteil: „Wir respektieren unseren Vertrag mit der Stadt Kirchheim“, sagt Dettingens Bürgermeister Rainer Haußmann. Dazu zählt für ihn auch die Selbstverständlichkeit, das Bad bis Vertragsende in Schuss zu halten. „Es ist nicht so, dass unser Bad in sechs Jahren zusammenfällt.“
Auch die Technik wird regelmäßig überprüft, nach strengsten Kriterien. Bei der Durchströmung erfüllt das Bad, das 1975 gebaut wurde, aktuell die Werte eines Neubaus. Eine weitere kritische Angelegenheit sind in öffentlichen Duschen, die es auch in einem Hallenbad gibt, die Legionellen. Rainer Haußmann: „Die gibt es bei uns nicht. Wir bekämpfen sie sogar ganz ohne Chemie – durch die Wärme aus der Holzhackschnitzelheizanlage.“
In die technische Ertüchtigung des Hallenbads wurden zwischen 2016 und 2020 insgesamt 2,2 Millionen Euro investiert, also ziemlich genau die Summe, die dem jährlichen Abmangel eines neuen Kirchheimer Hallenbads entsprechen soll. – Auch das Dettinger Hallenbad lässt sich nicht kostendeckend betreiben. Das Defizit ist aber deutlich geringer: 2023 lag es bei 534.000 Euro. Davon tragen die Stadt Kirchheim 379.000 und die Gemeinde Dettingen 155.000 Euro.
Welche Kosten für einen Weiterbetrieb über das Jahr 2030 hinaus anfallen würden, lässt sich nicht im Detail angeben. Das einzige, was möglicherweise erfolgen müsste, wäre eine Dachsanierung. Die Kosten, die dafür einzuplanen wären, dürften zwischen 600.000 und 800.000 Euro liegen.
Ansonsten ist das Dettinger Bad voll funktionstüchtig, was es auch bleiben könnte, sollte der Vertrag beispielsweise bis 2040 verlängert werden. Rainer Haußmann will allerdings nicht in die Entscheidungsbefugnis des Kirchheimer Gemeinderats eingreifen: „Wenn ein Kirchheimer Hallenbad gewollt ist und bis Ende 2030 umgesetzt werden kann, dann ist das eine politische Entscheidung, die wir respektieren müssen.“ Es geht ihm lediglich darum, vor einem entsprechenden Beschluss in Kirchheim auch auf die denkbare Variante einer Vertragsverlängerung hingewiesen zu haben.