Open Air
Die Kinosaison geht in die zweite Halbzeit

Die Zwischenbilanz von Kino-Betreiber Reimund Fischer fällt ausgesprochen positiv aus. Für die nächsten 13 Tage rechnet er mit stabilem Wetter und ebensolchen Vorverkaufszahlen.

Ein lauer Sommerabend im August auf dem Kirchheimer Martinskirchplatz. Da dürfen die Leinwand und das passende Getränk nicht fehlen. Foto: Carsten Riedl

Kürzer werden die Tage, aber die Nächte werden deswegen nicht unbedingt kälter: Aktuell zumindest machen sie der Vorstellung von Sommernächten alle Ehre, sodass sich auch die Macher des Kirchheimer Sommernachtskinos über mangelnden Zuspruch nicht zu beschweren brauchen. Eher im Gegenteil: Am
 

Die Nachfrage war immens groß. Das hatten wir bei der Planung unterschätzt.

Reimund Fischer erklärt, warum „Eine Million Minuten“ am 21. August wiederholt wird.

 

Freitag beispielsweise passte alles perfekt zusammen – das Wetter, der Wochentag und der Film. Über tausend Leute wollten sehen, wie sich eine Familie gemeinsam um die wirklich wichtigen Dinge im Leben kümmert, und zwar „Eine Million Minuten“ lang – wobei der Film die eine Million dann doch erfreulicherweise auf 123 Minuten zusammenfasst.

Kino-Betreiber Reimund Fischer räumt zur Halbzeitbilanz der Saison 2024 ein, dass er und seine Kollegen genau diese „Eine Million Minuten“ zunächst falsch eingeschätzt haben: „Es hat sich diesen Sommer gezeigt, dass das der Film ist, der landauf, landab in allen Open-Air-Kinos am besten läuft. Wir hatten ihn aber nur ein einziges Mal im Programm.“

Grund genug, auch nach der eigenen Erfahrung in Kirchheim, diesen Fehler wieder auszubügeln: „Wir ändern unser Programm ab und zeigen den Film einfach noch ein zweites Mal – am Mittwoch, 21. August.“ An diesem Tag war eigentlich das Film-Drama mit dem Titel „Sterben“ vorgesehen. Der Film wäre es sicher wert gewesen, dass man ihn anschaut. Aber: Es hat sich an den Vorverkaufszahlen gezeigt, dass es wohl doch nicht der Film ist, der für die Bedürfnisse des Kirchheimer Sommernachtskino-Publikums optimal geeignet gewesen wäre.

Das heißt nicht, dass „schwere Kost“ nicht geht. Der Mix aus reiner Unterhaltung und Anspruch ist durchaus wieder gelungen. Und Filme wie „The Quiet Girl“ oder „Die Herrlichkeit des Lebens“ haben ihr Publikum auf dem Martinskirchplatz nicht nur gefunden, sondern auch „mitgenommen“. Es sind „ruhige Filme“, mit nicht allzu viel an äußerlicher Handlung. Dafür aber ist die innere Handlung umso bemerkenswerter. In längeren Szenen eingefangen, bieten beide Filme wunderbar ruhige und beruhigende Bilder, besonders in den Szenen am Meer. Wer also zuhause geblieben ist, konnte in Kirchheim trotzdem die besondere Stimmung am Strand mitnehmen, mit dem ewigen Rauschen des Meeres im Hintergrund.

„The Quiet Girl“ stand am Sonntag im Mittelpunkt des Gottesdiensts zum Film. Paradoxerweise wurde in diesem Fall das Schweigen besprochen – aber nicht zerredet. Pfarrer Jochen Maier nannte in seiner Predigt zwei unterschiedliche Formen des Schweigens. Zum einen ist da das Schweigen als Verstummen, als Rückzug, als Schutzmauer und als Ausdruck des Leidens. So geht es der neunjährigen, schweigsamen Cáit in ihrer Familie: „Sie hat zuhause nichts zu sagen, sie wird auch nicht gefragt.“

Kleine Gesten statt großer Worte

Anders ergeht es ihr mit den Ersatzeltern, bei denen sie ihre Sommerferien verbringt. Auch dort wird nicht unnötig geschwafelt. Aber es sind die kleinen Gesten, die non-verbale Kommunikation, durch die Cáit erstmals in ihrem Leben Vertrauen bekommt, Zuwendung erfährt und Wertschätzung erhält. Jochen Maier nannte es das „vertraute Schweigen“, wo es keiner großen Worte bedarf und wo doch alle Beteiligten wissen, dass sie sich verstehen.

Einen ähnlich fürsorglichen Umgang innerhalb der Familie sieht Jochen Maier im Gleichnis vom Verlorenen Sohn, an dessen Ende ein großes gemeinsames Fest steht. Ein solches gemeinsames Fest gab es auch im Anschluss an den Gottesdienst – mit Weißwurst, Weißbier und Blasmusik. „De Selle“ spielten auf und machten den Gastronomiebereich hinter der Kirche zu einem wahren Kirchweih-Festplatz. Selbst am helllichten Sonntagmorgen hat sich der Rasen unter den alten Bäumen somit als ein herrlicher Ort erwiesen, um gemeinsam fröhlich feiern zu können und sich – auch ohne große Worte – blendend zu verstehen.