Politik
Die Logik des Friedens: ein neuer Blick auf Sicherheit

Wie kann Frieden aktiv gestaltet werden? Die Politologin Hanne-Margret Birckenbach gab in Kirchheim Einblicke in die Prinzipien der Friedenslogik – von Gewaltprävention bis hin zur Diplomatie.

Die Politologin Hanne-Margret Birckenbach sprach in Kirchheim darüber, wie Frieden aktiv gestaltet werden kann. Foto: Florian Stegmaier

Kirchheim. Man horcht auf, wenn in Zeiten der Kriegsertüchtigung das Schlagwort „Friedenslogik“ fällt. Das gibt es also auch? Und warum auch nicht? Ist nicht der Wunsch nach Frieden ein völkerverbindender Gedanke? Den Frieden herzustellen ist möglich. Doch das ist ein vielschichtiger Prozess. Auf Einladung der Kirchheimer Friedensinitiative gab die Politologin Hanne-Margret Birckenbach im katholischen Gemeindehaus von St. Ulrich Einblick in die Grundlagen der Friedenslogik.

Mit Friedenspreis ausgezeichnet

„Frieden hat man nicht, man muss ihn machen“, lautet ihr Motto. Bis zum Ruhestand war Birckenbach Professorin für Friedens- und Konfliktforschung an der Universität Gießen. 2023 wurde sie mit dem Göttinger Friedenspreis ausgezeichnet. Schon in Studienzeiten hatte sie mit ihrem Lebensgefährten Christian Wellmann die Zeitschrift „antimilitarismus information“ gegründet, eine wichtige Brücke zwischen Wissenschaft und sozialen Bewegungen. „Die Logik des Friedens verstehen, heißt klarer zu sehen, was mit dem Begriff Frieden gemeint ist“, sagte die Referentin. Es gelte zu fragen, unter welchen Bedingungen Frieden entsteht und an welchen Prinzipien sich friedensstiftendes Handeln orientiert.

Der Begriff Frieden bezeichnet Formen sozialer Beziehungen, in denen Gewalt abnimmt und Konflikte kooperativ und lösungsorientiert behandelt werden. Oft hält das Drängen gesellschaftspolitischer Strukturen einen solchen Annäherungsprozess in Gang.

Damit wählte Birckenbach ein weites Verständnis von Frieden. Es entspricht der friedenspolitischen Auffassung der Vereinten Nationen und der Konfliktforschung. Zudem ist ein weit gefasster Friedensbegriff auf Staaten ebenso anwendbar wie für Individuen und Gruppen. Er eröffnet zudem Praxisfelder für gesellschaftspolitische Friedensarbeit, an der staatliche und zivilgesellschaftliche Akteure mitwirken können.

Hanne-Margret Birckenbach stellte fünf Prinzipien friedenspolitischen Handelns vor. Gewaltprävention sei ein alltagstaugliches Konzept, das in der Familie und auf dem Schulhof ebenso gepflegt werden sollte, wie in globalen Zusammenhängen. In den europäischen Abkommen mit der Ukraine sei von Prävention keine Rede: „Ohne Risikoverminderung ist die europäische Sicherheitsarchitektur auf Sand gebaut“, betonte die Politologin. Konflikttransformation soll zu Veränderungen führen, mit denen alle Seiten besser leben können. Es geht darum, das Töten zu stoppen, Gesprächsräume zu öffnen. Dass bislang keiner der zahlreichen Friedenspläne für die Ukraine gegriffen hat, machte Hanne-Margret Birckenbach an fehlender „emotionaler Resonanz“ fest. In einer konfliktgeladenen Welt müsse Achtsamkeit für Befindlichkeiten Teil des Sicherheitskonzepts sein.

Weiter gelte es, den Dialog zu stärken, staatlich wie zivilgesellschaftlich. Der Friedenslogik erwachsen daraus neue Denk- und Kooperationsräume. Die Ethik des Friedens mit den Bedingungen der Realität zu verknüpfen, erfordere verstärkten Einsatz diplomatischer Mittel. Sicherheitspolitischen Ausdruck könne dieses Prinzip in Mechanismen zur Kontrolle des Rüstungssektors finden. Und schließlich müsse der Grundsatz gelten, dass aus Fehlern gelernt wird.

Transparenz gegenüber Bürgern

Das könne sich in erhöhter Transparenz niederschlagen, auch haushaltspolitisch: „Die Bürger müssen wissen dürfen, wofür sie bezahlen“. In ihrem Zusammenwirken könnten diese Prinzipien Anleitung sein, aus der Eskalation von Gewalt auszubrechen und die Lösung von Friedensproblemen zu fördern.

Um welche Lösungen es sich im Einzelfall handelt, liegt bei den jeweiligen Akteuren, basierend auf ihren Interessen, Ressourcen und ihrer Fähigkeit, aufeinander zuzugehen.