So war es von Anfang an gedacht: Geht Pfarrer Franz Keil mit 70 Jahren in den Ruhestand, wird Clemens Knorpp leitender Pfarrer der katholischen Seelsorgeeinheit Kirchheim. Die Stelle des Pfarrvikars, die er im Oktober 2022 angetreten hatte, wurde neu ausgeschrieben und Clemens Knorpp gibt sich hoffnungsvoll: „Ich hoffe, dass wir bis Ostern Klarheit haben.“
Der zweite Mann ist dringend nötig, denn es gibt gemeinsam viel zu tun, zur Seelsorgeeinheit gehören aktuell rund 10.500 Katholiken und neun Gottesdienstorte. Zu Maria Königin in Kirchheim, wo Clemens Knorpp nebenan –Schlierbach, Notzingen, Ohmden und Dettingen dazu. Solange Clemens Knorpp alleine ist, hilft als Pensionär Wolfgang Schrenk bei den Messen, doch oftmals leitet sie Clemens Knorpp am Sonntagmorgen gleich zweimal: Um 9.30 Uhr in St. Ulrich und um 11 Uhr in Maria Königin. Für die umliegenden Orte reicht es nur für eine monatliche Messe am Samstagabend. Hinzu kommen aber Feiern ohne Eucharistie, die auch ohne Priester möglich sind. „Die Entscheidung ist uns allen nicht leicht gefallen“, sagt Clemens Knorpp zu den Einschränkungen.
Diözese will klimaneutral werden
Er weiß, dass in Zukunft noch ganz andere Entscheidungen anstehen. Weil die Kirchenmitglieder weniger werden und die Diözese klimaneutral werden will, sollen 30 Prozent der pastoral genutzten Flächen jenseits der Kirchen – also etwa Gemeindehäuser und Pfarrbüros – abgebaut werden. Für Kirchheim ist in einigen Jahren ein gemeinsames Pfarrbüro auf dem Gelände von St. Ulrich vorgesehen. Wo genau, das steht aber noch nicht fest – eine Renovierung, eine Aufstockung des Gemeindehauses, ein Neubau?
Clemens Knorpp, Jahrgang 1973, bringt für solche komplexen Fragen viele Voraussetzungen mit. Bevor er Priester wurde, hat er Geschichte, Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaften studiert und als Finanzberater gearbeitet. Die Vorerfahrungen möchte er nicht missen. Erst Mitte 30 begann er, am Ambrosianum in Tübingen ein Jahr lang Hebräisch und Griechisch zu büffeln – Latein konnte er zum Glück vom Gymnasium schon. Danach studierte er in Tübingen und Würzburg katholische Theologie. Er wurde zum Diakon geweiht, ging als Großstädter nach Rechberghausen, nach der Priesterweihe als Vikar nach Ulm und dann nach Schorndorf.
Mutig etwas Neues probieren
Die Seelsorgeeinheit Kirchheim leitet er nun gemeinsam mit Dieter Groß und Bernhard Resemann, den gewählten Vorsitzenden der beiden Kirchengemeinderäte von Maria Königin und St. Ulrich. „Die beiden Gremien tagen längst gemeinsam und gehen auch gemeinsam in Klausur“, sagt Dieter Groß. Nicht, weil sie das müssen, sondern weil sie das so wollen. Die Praxis eilt den theoretisch noch getrennten Strukturen voraus.
Die Bereitschaft vieler Kirchenmitglieder, zu gestalten und mutig etwas Neues zu probieren, hat Clemens Knorpp in seinen bisher zweieinhalb Jahren in Kirchheim gut gefallen. Er weiß, dass sich eine lebendige Gemeindearbeit nicht von oben organisieren lässt, sondern dass sie von unten wachsen muss. Er schätzt die vielen Formate und Angebote, die es in der Seelsorgeeinheit gibt. Gemeinsam mit dem Pastoralteam und den Ehrenamtlichen will er vor Ort gute Lösungen suchen, auch wenn Räumlichkeiten aufgeben werden müssen. Diese Lösungen können auch überkonfessionell sein: Eine katholische Erstkommuniongruppe, die sich im Evangelischen Gemeindehaus trifft, gibt es bereits.
Neben aller Organisation soll genügend Zeit für die Seelsorge bleiben, von der Taufe über die Hochzeit bis zur Beerdigung. Auch dann, wenn einer ohne einen solchen Anlass im Pfarrbüro anruft, weil ihm irgendwo das Herz oder Gewissen drückt und er gerne mit einem Pfarrer darüber sprechen will.
Der neue leitende Pfarrer bewegt sich gerne in der frischen Luft, fotografiert gern, hat einen Sinn für Ästhetik und Liebe zu Büchern – sofern er dafür bei seinen vielen Aufgaben noch Zeit hat.
Die Investitur mit Dekan Volker Weber und dem Kirchenchor wird am Sonntag, 9. März, um 14.30 Uhr in St. Ulrich gefeiert.

