Eine Solidaritätspartnerschaft ist angestrebt zwischen Kirchheim und Sarata. Nach der Vertreibung 1940 hatten viele deutschsprachige Einwohner von Sarata eine neue Heimat in und um Kirchheim gefunden, auch die Eltern von Hiltrud Elbert-Fano. Ihr Vater ging in die
Das ist eine
Alla Koren
Katastrophe.
Redakteurin der Sarataer Zeitung über die Auflagen- und Preisentwicklung
Lehrerbildungsanstalt in Sarata. Ihre Mutter und auch deren Eltern stammten direkt aus Sarata
– einem Ort in der heutigen Ukraine, den deutsche Auswanderer 1822 gegründet hatten.
Hiltrud Elbert-Fano hat aber noch einen zusätzlichen Bezug: „Ich war jetzt, während des Krieges, schon drei Mal in Sarata.“ Der Ort sei nicht direkt vom Krieg betroffen. „Man hört trotzdem jeden Tag die Sirenen und lebt dementsprechend immer in einer Anspannung. Wie jeder Ort, hat auch Sarata Tote zu beklagen.“
Insgesamt hat Hiltrud Elbert-Fano neun Jahre in der Ukraine verbracht – im Auslandsschuldienst. Unter anderem war sie in Donezk, im Osten der Ukraine, der schon lange umkämpft ist. Seit 2014 herrscht dort der bewaffnete Konflikt. Zur politischen Lage in der östlichen Ukraine sagt sie deshalb diplomatisch: „Es ist sehr kompliziert, ich habe es erlebt.“
Nach Sarata, im Südwesten der Ukraine, war sie zur 200-Jahr-Feier mit einer Delegation des Bessarabiendeutschen Vereins gereist. Das war im September 2022, also mitten im Krieg. „Beim ersten Alarm in der Nacht bin ich noch richtig erschrocken“, erinnert sie sich. „Als aber niemand darauf reagiert hat, habe ich auch nicht weiter reagiert – und irgendwann kam die Entwarnung.“ Man hat sich offensichtlich irgendwie mit dem Krieg arrangiert. Und der Krieg konnte auch die Jubiläumsfeier nicht wirklich beeinträchtigen: „Es war ein tolles Fest.“
Vor einem Vierteljahr gehörte Hiltrud Elbert-Fano auch der Delegation an, mit der Kirchheims Oberbürgermeister Pascal Bader erstmals nach Sarata reiste, um dort Kontakte zu knüpfen, die zu der geplanten Solidaritätspartnerschaft führen sollten.
„Das liegt mir sehr am Herzen“, sagt Hiltrud Elbert-Fano und fügt hinzu: „Es ist doch wünschenswert, eine solche Partnerschaft – wenn auch nur temporär – auf verschiedenen Ebenen einzugehen.“ Als eine dieser Ebenen sieht sie die Hilfe für die Lokalzeitung in Sarata, die einmal in der Woche erscheint. Sie hat Kontakt zur Redakteurin Alla Koren – „einer unglaublich freundlichen, herzlichen Frau“. Von ihr hat sie einen Hilferuf erhalten, in dem es heißt: „Die Zeitung wird hauptsächlich von Rentnern abonniert, und die meisten von ihnen haben nur eine Rente von 50 bis 60 Euro. Seit Juni hat sich der Strompreis verdoppelt, und auch alles andere wird teurer. Die Menschen werden jeden Tag ärmer.“
Selbstabholer sparen Geld
Für die vier Ausgaben, die normalerweise pro Monat erscheinen, sind umgerechnet keine zwei Euro zu bezahlen. Das sind aber vier Prozent der unteren Durchschnittsrente. Die einzige Möglichkeit zum Einsparen: Man holt sich die Zeitung selbst ab, weil dann nicht auch noch Portogebühren anfallen. Eine brauchbare Lösung zeichnet sich kaum ab, wie Alla Koren schreibt: „Unsere Zeitung ist die einzige ihrer Art in diesem Gebiet, denn sie ist unrentabel und sehr schwierig herauszugeben. Mehr als zwei Drittel der Abonnementeinnahmen werden für Druck und Porto ausgegeben.“
Junge Leute sind im Internet aktiv. Aber die Älteren erhalten Lokalnachrichten nur über diese Zeitung – die sie kaum zahlen können. Die Folge beschreibt Alla Koren: „Zu Jahresbeginn lag die Auflage bei fast tausend Exemplaren. Aber bis Juli ist sie gesunken, und jetzt haben wir nur noch 470 Abonnenten. Das ist eine Katastrophe.“
Wer die Zeitung und ihren schrumpfenden Leserkreis unterstützen möchte, kann unter dem Stichwort „Sarataer Zeitung“ eine Spende an den gemeinnützigen Bessarabiendeutschen Verein mit Sitz in Stuttgart überweisen: IBAN DE33 5206 0410 0000 6091 53.