Namengebend für einen Friedhof ist die Tatsache, dass er eingefriedet ist. Beim Alten Friedhof in Kirchheim ist diese Einfriedung allerdings stark gefährdet: Die Mauer neigt sich immer stärker, sodass ihre Steine im südlichen Teil der Notzinger Straße abgebaut werden mussten. Das war schon 2022. Seither wartet die Mauer auf ihre Wiedererrichtung. Das genügt aber nicht: Der gesamte südliche Abschnitt ist zu sanieren. Efeu, Wasser und die Verwitterung machen der Mauer zu schaffen. Auch das Fundament ist neu zu unterfangen. Christoph Kerner, Leiter der städtischen Abteilung Technische Infrastruktur, schildert das Hauptproblem: „Wenn direkt an der Mauer Gräber ausgehoben werden, greifen diese Arbeiten das Fundament an. Das zeigt sich auch daran, dass sich die Mauer eher nach innen neigt.“
Gemeinsam mit dem Landschaftsarchitekten Ralph Wölffing-Seelig rückte Christoph Kerner im Gemeinderatsausschuss für Infrastruktur, Wohnen und Umwelt mögliche falsche Vorstellungen zurecht: „Die Mauer ist nicht zusammengebrochen“, betonten beide. „Wir haben sie Stein für Stein abtragen lassen, weil der Kipppunkt überschritten war.“ Für die Sanierung, die jetzt im Spätsommer oder Herbst endlich beginnen soll, sind enge Absprachen nötig – mit dem Denkmalamt und mit denjenigen, die direkt an den betroffenen Stellen Gräber zu pflegen haben. „Während der Sanierung werden manche Gräber nur eingeschränkt zugänglich sein“, sagte Ralph Wölffing-Seelig. Gearbeitet werde in mehreren Tranchen – und nur in Zeiten, in denen es noch keinen Frost gibt.
„Efeu gehört nicht an Mauern“
Der Frost setzt der Mauer schließlich nicht weniger zu als der Efeu. Efeu wird normalerweise als ästhetische Bereicherung wahrgenommen, weil der Bewuchs in jeder Hinsicht malerisch wirkt. Christoph Kerner stellte deshalb klar: „Efeu gehört nicht an Mauern. Das haben wir in Kirchheim auch schon an der Bastion gesehen, am Kornhaus oder am Schloss.“ Den Efeu zu lösen, ist eine diffizile Arbeit: Mit Brachialgewalt würde man mehr Schaden als Nutzen anrichten. Die Pflanze ist nur ganz vorsichtig zu lösen.
Dazu kommen das Injizieren von Material und das Unterfangen der Fundamente, um die Mauer zu stabilisieren. Für die Sanierung braucht es Fachfirmen, die die Arbeiten sachgerecht ausführen können. 360.000 Euro sind dafür veranschlagt. Auch in diesem Fall galt es, falschen Erwartungen zu begegnen: „Wir müssen nicht die ganze Mauer einreißen“, beruhigte Ralph Wölffing-Seelig zunächst. „Aber wir werden auch nicht die gesamte Mauer rings um den Friedhof sanieren.“
Beim südöstlichen Abschnitt handelt es sich um den „roten Bereich“, der dringend in Angriff genommen werden muss. Umgekehrt gibt es im Nordwesten einen Teil, an dem noch alles „im grünen Bereich“ ist. Die restliche Mauer, und damit der Großteil, ist im Plan mit der Farbe Gelb versehen. Auch dort besteht Handlungsbedarf.
Angesichts der Kosten, die jetzt allein für die ersten Arbeiten anfallen, ist fraglich, wann genau das Geld für die weiteren Sanierungen zur Verfügung stehen kann. Christoph Kerner wehrte sich im Ausschuss gegen Vorwürfe, den desolaten Zustand der Mauer durch zu langes Warten mitverursacht zu haben: „Seit 2017 bin ich bei der Stadt, und seither habe ich immer wieder Mittel für die Sanierung angemeldet.“ Jetzt endlich fänden sich im Haushalt ausreichende Mittel für den ersten Teil der Arbeiten. Oberbürgermeister Pascal Bader verwies auf das grundsätzliche Dilemma: „Nicht alles, was wir sanieren müssten, ist im Haushalt unterzubringen.“
CDU-Stadtrat Dieter Franz Hoff forderte dennoch, die denkmalgeschützte Mauer nicht länger dem Verfall preiszugeben und die Sanierung der weiteren Teile zeitnah anzugehen. Andreas Banzhaf (Freie Wähler) ging noch einen Schritt weiter: „Die Friedhofsmauer ist ein Paradebeispiel für viele Baustellen, an denen wir dringend etwas tun müssten.“ Er mahnte deshalb ein Umdenken an: „Wir müssen mehr Geld in die Hand nehmen, um zu erhalten – und weniger, um neu zu bauen.“