Wohnformenn
Die Tiny-Häuser in Kirchheim können kommen, aber in der Halde gibt es Streit

In Kirchheim wird’s konkret: Die Tinyhaus-Siedlung in der Ötlinger Halde ist spruchreif. Organisatorisch beschreitet die Stadt völlig neue Wege. Der Boden im kompletten Areal soll unversiegelt bleiben, deshalb wird dort auf einige Parkplätze verzichtet.

Dieser Ausblick ist noch aktuell - aber schon bald historisch. Denn auf der hellgrünen Wiesenfläche im Anschluss an die Einfamilienhäuser im Ötlinger Wohngebiet Halde soll eine Siedlung aus Tinyhäusern entstehen. Foto: Jörg Bächle

Weniger ist mehr. Dieses Motto leben viele Fans von Tinyhäusern – mit unterschiedlichem Erfolg. Jetzt wird der Plan einer ganzen Tinyhaus-Siedlung in Ötlingen konkret. Dort, wo einst ein klassisches Baugebiet entstehen sollte, könnte nun ein Tinyhaus-Dörfchen mit 15 Wohngebäuden und einer Gemeinschaftseinrichtung wachsen. Die Rede ist von der Ötlinger Halde Richtung Kirchheim.

Neu in Kirchheim ist, dass die Stadt nicht einzelne Parzellen an Interessenten verpachtet und auch keinen Investor ins Boot nimmt. Als einzige Gemeinde im ganzen Ländle will Kirchheim die Siedlung als Projekt begleiten und die Realisierung einem Verein oder einer Interessengemeinschaft überlassen.

Interesse hat eine Gruppe aus Stuttgart bekundet. Sie könnte das Areal für 30 Jahre pachten. Wer den Zuschlag letztlich erhält, ist aber noch offen. Entwickelt werden Vergabekriterien für die Bewerber. Da geht es um Aspekte wie Nachhaltigkeit, soziales Engagement, ökologische Vielfalt oder auch Flächenverbrauch. Über die Gestaltung der Ausschreibung wird der Kirchheimer Gemeinderat in seiner Sitzung am Mittwoch abstimmen.

Die Wendeplatte im Ötlinger Narzissenweg wurde größer als unbedingt nötig geplant. Deshalb will die Stadtverwaltung dort einige Parkplätze abzwacken für die Bewohner der Tinyhaus-Siedlung. Das sorgt für Streit. Foto: Irene Strifler

Dem Entwurf des Bebauungsplanes hat der Ausschuss für Infrastruktur bereits zugestimmt, indem er den Auslegungsbeschluss fasste. – Allerdings nur knapp. Es gibt nämlich Streit in der Halde. Der entzündet sich konkret an der Parkplatzsituation im benachbarten Wohngebiet. So soll beispielsweise die Wendeplatte am Narzissenweg nach dem Willen der Verwaltung künftig teilweise zum Parken genutzt werden. Ohnehin sei sie überdurchschnittlich groß konzipiert, da sie ursprünglich als Dorfplatz gedacht war, wie Stadtplaner Gernot Pohl erläuterte. Angesichts zahlreicher Garagen und Stellplätze wird der Parkdruck im dortigen Einfamilienhausgebiet nicht als hoch eingestuft.

Übergeordnetes Ziel ist, auf weitere Bodenversiegelung verzichten zu können. Die gesamte Fläche bleibt laut Plan unversiegelt, denn die kleinen Häuschen werden auf Stelzen stehen. Rund um die Tinyhaus-Siedlung sind Grünflächen vorgesehen, die auch einen Graben beinhalten. Über ihn soll im Falle von Starkregen ein Teil des Wassers aus der Ötlinger Halde abgeführt werden.

Der Ötlinger Ortschaftsrat hatte die Planung vorab im Großen und Ganzen für gut befunden, stößt sich allerdings am Wegfall der Parkplätze. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Marc Eisenmann, selbst Ötlinger, stellte im Ausschuss den Antrag, Parkplätze wie ursprünglich geplant innerhalb der Tinyhaus-Siedlung anzulegen. Heinrich Brinker (Kirchheim.Sozial) hielt dagegen, dass seine Gruppierung überhaupt nur zugestimmt hatte, weil keine Fläche versiegelt werden sollte.

 

Wir präferieren den aktuellen Entwurf.
Oberbürgermeister Bader will keine weiteren Flächen für Parkplätze in der Halde versiegeln.
 
 

 

Der Antrag von Marc Eisenmann erhielt bei Stimmengleichheit von acht zu acht bei einer Enthaltung im Ausschuss keine Mehrheit. Es bleibt also dabei, dass die neue Tinyhaus-Bewohnerschaft zum Teil auf der Wendeplatte und im benachbarten Wohngebiet parken wird. Eisenmann kritisierte, dass doch eigentlich die Verwaltung ihrerseits den Antrag hätte stellen müssen, die zunächst geplanten Parkplätze aus dem Tinyhaus-Areal herauszunehmen. Dann nämlich – so seine Argumentation – hätten sich die Verhältnisse bei der Abstimmung umgedreht: Bei Stimmengleichheit hätte die Streichung der Parkplätze keine Mehrheit erhalten, die Bewohnerschaft der Halde müsste wachsenden Parkdruck weniger fürchten. Oberbürgermeister Dr. Pascal Bader rechtfertigte das Vorgehen als planerische Weiterentwicklung.

Der abschließende Beschluss zum Thema „Ötlinger Halde II“ wird für Ende des Jahres erwartet. Dann soll dem Gemeinderat auch das Ergebnis der Ausschreibung vorliegen.