Bundestag
Drei Abgeordnete für den Wahlkreis

CDU-Kandidat Matthias Hiller holt das Direktmandat. Dank ihrer Plätze auf den Landeslisten können auch Nils Schmid (SPD) und Matthias Gastel (Grüne) für eine weitere Legislaturperiode planen.

Matthias Hiller bei der CDU-Wahlparty Kirchheim: Sein Sieg im Wahlkreis Nürtingen war der erste Schritt in der Nachfolge von Michael Hennrich auf dem Weg in den Bundestag. Der zweite Schritt war die ausreichende „Zweitstimmendeckung“ im Land.       Foto: Markus Brändli

Es bleibt – wie zuletzt – bei drei Bundestagsabgeordneten für den Wahlkreis Nürtingen, der den südlichen Teil des Landkreises umfasst: Wie es bereits vor Redaktionsschluss in der Wahlnacht zu erwarten war, behalten Nils Schmid (SPD) und Matthias Gastel (Grüne) ihre Mandate. Für Nils Schmid war der komfortable Listenplatz zwei von vornherein eine „sichere Bank“, sodass seine Arbeit im Bundestag trotz des schlechten Abschneidens der SPD weitergehen kann – als eines von 13 Mitgliedern der Landesgruppe Baden-Württemberg. 22 Mitglieder hat die Gruppe derzeit noch im Bundestag.

Bei Matthias Gastel war die Ausgangslage nicht ganz so eindeutig. Auf zwölf statt bislang 17 Abgeordnete bringen es die baden-württembergischen Grünen im neu gewählten Bundestag. Drei von ihnen haben ein Direktmandat errungen, sodass neun Abgeordnete über die Landesliste hinzukommen konnten. Mit Listenplatz zehn hat Matthias Gastel davon profitiert, dass zwei der Direktkandidatinnen vor ihm auf der Liste rangierten. Folglich ist er der vorletzte Bewerber, der über die Landesliste der Grünen in den Bundestag einziehen kann.

Das Zittern der Wahlkreissieger

Das Direktmandat für den CDU-Kandidaten Matthias Hiller war dagegen noch lange nicht sicher – selbst als feststand, dass er den Wahlkreis mit 37,7 Prozent der Erststimmen gewonnen hatte. In seinem Fall war erstmals eine ganz neue Rechnung notwendig: Der Zweitstimmenanteil der CDU war ausschlaggebend für die Zahl der Abgeordneten, die die Union aus Baden-Württemberg nach Berlin schicken kann. Außer den drei Direktmandaten für die Grünen sind alle übrigen Wahlkreise an die CDU gegangen – also 35 von 38.

Weil der CDU aber nach dem Zweitstimmenergebnis in Baden-Württemberg nur 29 Bundestagsabgeordnete zustehen, waren sechs Wahlkreissieger auszusortieren. Für diesen Zweck brauchte es eine andere Art der „Landeslis­te“: Die 35 Gewinner ihrer Wahlkreise wurden sortiert nach dem Erststimmenanteil, den sie in ihrem „Revier“ für sich verbuchen konnten. Die ersten 29 sind nun im Bundestag vertreten, die sechs auf den hintersten Plätzen erhalten kein Mandat – ungeachtet ihres Wahlsiegs bei den Erststimmen.

Fünf der sechs baden-württembergischen Wahlkreise mit CDU-Pyrrhus-Siegern bleiben deshalb gänzlich ohne Abgeordneten – darunter auch der Wahlkreis Heidelberg, der vor ziemlich genau zwei Jahren das CDU-Mandat erhalten hatte, das durch den Rücktritt des Kirchheimers Michael Hennrich freigeworden war.

Hennrichs Nachfolger im Wahlkreis Nürtingen, Matthias Hiller, konnte nun nicht nur den Sieg bei den Erststimmen wiederholen, sondern auch den Einzug in den Bundestag. Er bezeichnete es ges­tern auf Nachfrage als ein merkwürdiges Gefühl, „den Wahlkreis mit 20 Prozentpunkten Vorsprung zu gewinnen und dann trotzdem zu zittern, ob man reinkommt oder nicht“. Sein „neues Leben“ als Berufspolitiker in Berlin beginnt bereits am Dienstag nach der Wahl um 9 Uhr mit der konstituierenden Sitzung der neuen CDU-Landesgruppe, gefolgt von der ersten Sitzung der neuen Unionsfraktion um 15 Uhr. Als Steuerberater mit einer Professur für Rechnungswesen und Steuerlehre will er sich um einen Platz im Finanzausschuss des Bundestags bemühen. Was weiterhin folgt, ist der Aufbau seiner Büros in Berlin sowie im Wahlkreis.

Ihre Büros auflösen muss dagegen die Kirchheimer FDP-Abgeordnete Renata Alt. Mit der konstituierenden Sitzung des neuen Bundestags ist sie nach rund siebeneinhalb Jahren keine Abgeordnete mehr: Wie bereits von 2013 bis 2017, ist ihre Partei gar nicht mehr im Bundestag.

Zwei Mandate für Esslingen

Der nördliche Teil des Landkreises ist der Bundestagswahlkreis Esslingen. Dort ist der Übergang innerhalb der CDU von Markus Grübel auf David Preisendanz nahtlos geglückt. Über die Landesliste der Grünen – wo er auf Platz vier lag – wird auch Sebas­tian Schäfer den Wahlkreis Esslingen weiterhin im Bundestag vertreten.