Als junger Mann hatte Franz Keil damit geliebäugelt, Franziskanermönch zu werden. „Franz von Assisi ist nicht nur mein Namenspatron, er hat auch heute den Leuten einiges zu sagen.“ Wäre er es tatsächlich geworden, sagt er schmunzelnd, fiele ihm jetzt der Umzug in den Ruhestand leichter: „Ich müsste nur meine zwei Kutten mitnehmen.“
Das Kirchheimer Pfarrhaus weicht nun einer Drei-Zimmer-Wohnung in Rottweil. „Dort habe ich das Abitur gemacht und die Stadt lieben gelernt, dort habe ich viele Freunde und Bekannte.“ Im Rottweiler Münster wurde er zum Priester geweiht. Die dortige Fasnet gefällt ihm ebenfalls. In Kirchheim zu bleiben, stand für ihn nicht zur Debatte: „Dann komme ich nicht aus der Rolle heraus, gelingt kein klarer Schnitt von meinen Aufgaben.“ Auch bei der Wohnung gibt es einen Schnitt: „Ich muss mich von einem Teil meiner Bibliothek verabschieden, das tut weh.“ Genügend freie Wände für die vielen Kunstdrucke von Sieger Köder gibt es ebenfalls nicht mehr. Sie werden womöglich künftig im Wechsel aufgehängt.
Man freut sich, dass man die Verantwortung los wird. Aber da ist schon Wehmut dabei.
Franz Keil
Was muss ein Priester können? „Du musst die Menschen mögen, dann hast du schon gewonnen“, habe ihm einst ein anderer Priester gesagt, sagt Franz Keil und stimmt von ganzem Herzen zu. Menschen über viele Jahre und Ereignisse zu begleiten, sei eine schöne Seite des Berufes. Einen jungen Kirchheimer hat Franz Keil sogar von der Taufe bis zur – leider frühen – Beerdigung begleitet. Wie viel ihm manche Menschen bedeuten, merke er nun bei der Trennung. So schlagen beim Thema Ruhestand quasi zwei Herzen in seiner Brust: „Man freut sich, dass man die Verantwortung los wird. Aber da ist schon Wehmut dabei.“
Ein Blick zurück: Zur Grundschule ging Franz Keil in Freudenstadt, es folgte das Gymnasium bis zur 9. Klasse in Martinihaus in Rottenburg, dann kam Rottweil. Beim Theologiestudium wechselte er nach vier Semestern in Tübingen für zwei Semester nach Innsbruck. Er genoss die nahen Berge zum Skifahren. Fürs Examen kehrte er nach Tübingen zurück. Als Diakon war er ein Jahr in Ammerbuch, als Vikar zwei Jahre in Aalen, dann folgten zwei Jahre in St. Johannes in Nürtingen. Elf Jahre blieb er als Pfarrer in Esslingen-Mettingen, war parallel Schulseelsorger der Diözese.
In Kirchheim blieb er 27 Jahre. „Das hätte ich am Anfang nie gedacht. Ich bin gerne hier gewesen, ich habe keinen Grund gehabt, zu gehen. Ich habe eine sehr lebendige Kirchengemeinde erlebt.“ Er lobt auch das sehr gute Verhältnis zur Stadtverwaltung. Die Kirchenleitung klopfte wegen eines Wechsels öfters an, aber er kam eben nie weg. Einmal auch deshalb, weil gerade ein großes Jubiläum zu feiern war. Während er selbst blieb, wurde das andere Personal leider immer spärlicher.
„Die Ökumene war mir etwas Wichtiges“, sagt Franz Keil. Er schätzte und lebte das gute Miteinander über Konfessionsgrenzen hinweg und kann sich die Kirche der Zukunft auch nur so – ökumenisch – vorstellen. Auch wenn er einmal Ärger bekam, weil ihn jemand verpfiffen hatte und er aus Sicht der Kirchenleitung im mutigen Miteinander ein Schrittchen zu weit gegangen war. In Gesprächen ließ sich dann alles klären.
Eine Herzensangelegenheit war ihm der katholische Kindergarten. Als Franz Keil nach Kirchheim kam, zählte dieser gerade nur sechs Kinder, es drohte die Schließung. Heute zählt die Einrichtung 30 Kinder. „Sie ist in bester Hand.“ Als er bei einer Stellenausschreibung gleich zwei überzeugende Bewerberinnen hatte, bewies er strategisches Denken: Er stellte die zweite Bewerberin auf Vorrat ein, trotz Widerspruch des kirchlichen Verwaltungszentrums. Schon bald trat ein, was er erwartet hatte: Er verlor eine andere Erzieherin und war froh über die vorausschauende Entscheidung.
Bei Priestern beginnt der Ruhestand erst mit 70 Jahren. Worüber sich Franz Keil jetzt freut: „Nun habe ich mehr Zeit für mich selbst.“ Er will alte Freundschaften wieder beleben und bis Ostern erst einmal Pause machen. Doch er werde mit dem Rottweiler Kollegen reden. „Wenn er mich brauchen kann, mache ich gerne Vertretungsdienste.“ Auch Wallfahrten will er weiterhin begleiten. Etwa nach Assisi. „Dort war ich schon über 40 Mal.“ Eine gute Portion Franziskanermönch scheint also doch in ihm zu stecken.
Der Gottesdienst zur Verabschiedung von Franz Keil wird am 16. Februar ab 10 Uhr in St. Ulrich gefeiert, es folgt ein Stehempfang.