CJD-Jubiläum
Ein „Chancengeber“ wird 50

Mit einem Festakt und Tag der offenen Tür feierte das CJD sein 50-jähriges ­Bestehen. Ein Podiumsgespräch gab Einblick in die Geschichte.

Zeitzeugen gewährten Einblicke in die Geschichte des CJD. Foto: Florian Stegmaier

Seit 50 Jahren ist das CJD ­Hohenreisach ein Leuchtturm der Hoffnung“ – Alexander Lawitschka, Gesamtleiter des CJD Baden-Württemberg, würdigte das Engagement der Mitarbeiter. Mit Herzblut und Professionalität hätten sie in den vergangenen Jahrzehnten das Leben vieler junger Menschen geprägt und ihnen geholfen, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Das Erfolgsgeheimnis liege in Teamarbeit auf Basis christlicher Werte: „Diese Werte, gepaart mit Innovationsgeist und Anpassungsfähigkeit, haben es ermöglicht, neue Wege zu gehen und den Anforderungen der Zeit gerecht zu werden.“ Mit seinem Leitungskollegen Reinhard Sechser überreichte Lawitschka ein symbolträchtiges Jubiläumsgeschenk: eine Palme – Repräsentantin des Friedens und der Freude.

 

Ein Ort der ungeahnten Möglichkeiten.
Inge Starzmann, Fachbereichsleiterin, über das CJD
 

Den zahlreichen Gästen brachten Fachbereichsleiterin Inge Starzmann und Angebotsleiterin Connie Siegel-Hießerer das CJD Hohenreisach als „Chancengeber“ näher. 1974 hatte das CJD den Standort Hohenreisach von der Stadt Kirchheim übernommen. Jugendliche, die aufgrund persönlicher, sozialer oder gesundheitlicher Umstände Förderung benötigen, finden hier Unterstützung in Form von Berufsausbildung, schulischen Bildungsangeboten oder Maßnahmen zur sozialen und beruflichen Integration. Aus Sicht von Inge Starzmann ist das CJD Hohenreisach ein „Ort der ungeahnten Möglichkeiten und Heimat auf Zeit“. Hier werde das Fundament für ein selbstständiges Leben gelegt.

Dieses Graffiti, das eigens für das Jubiläum angefertigt wurde, verschönert jetzt den Außenbereich im Jugenddorf Hohenreisach. Foto: Florian Stegmaier

Ein Podiumsgespräch mit Zeitzeugen bot Gelegenheit, die Historie des Hohenreisach mit Perspektiven für die Zukunft zu verknüpfen. Spürbar wurde die tiefe Verbundenheit der Ehemaligen mit dem CJD. Vergnüglich gingen Manfred Donabauer, Harald Gerharth, Elke Wolber-Rothe und Jürgen Dieterich miteinander ins Gespräch. Die Herausforderung, sich als Sozialpädagoge mit Bauausschreibungen befassen zu müssen, kam ebenso zur Sprache wie der Wert einer Arbeit auf Beziehungsebene, wie sie die Kooperation von CJD und Agentur für Arbeit stets geprägt habe. Zukünftige Aufgaben liegen in der Erweiterung des Ausbildungsspektrums und des therapeutischen Angebots. Herzstück bleibe jedoch die Reha-Ausbildung, in der benachteiligte Jugendliche eine voll anerkannte Berufsausbildung absolvieren.

Führungen durch die hauseigenen Werkstätten gaben praxisnahe Einblicke. Bei den Raumausstattern ratterte die Buttonmaschine, in der Malerwerkstatt rotierte die Farbschleuder. Retro-Charme versprühte der Discokeller, der vom Hauswirtschaftslehrgang liebevoll im Stil der 70er-Jahre eingerichtet wurde. Und wem der Formel-1-Simulator im Büro der Bauzeichner zu virtuell war, konnte im Metall- und Schweißraum analoges Schmiedehandwerk bewundern.

Mit rund 11.000 Mitarbeitern ist das Christliche Jugenddorfwerk Deutschland (CJD) eines der größten Sozialunternehmen Deutschlands. Auf Basis eines christlichen Weltbildes folgt das CJD der Vision einer inklusiven Gesellschaft. Der leitende Gedanke „Keiner darf verloren gehen!“ bedeutet, dass jedem Menschen Teilhabe am Leben und an der Gesellschaft zusteht.

1947 gründet der evangelische Pfarrer Arnold Dannenmann das CJD in Faurndau bei Göppingen. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg finden sich viele Jugendliche in schwierigen Umständen wieder. Mit Kreativität und Zuversicht sucht Dannenmann nach Lösungen. Bundeskanzler Konrad Adenauer ist fasziniert von Vision und Tatkraft des Theologen.

Dannenmann gründet Ausbildungsjugenddörfer, entwickelt das Berufsvorbereitungsjahr und richtet Sprachlehrgänge für „Aussiedlerkinder“ ein. Im Ruhrgebiet entstehen Bergbau-Jugenddörfer. Ein Heim eigens für Arbeiterinnen öffnet in Ebersbach/Fils. Während der 1960er-Jahren wachsen Jugenddörfer in Afrika. Die Kinder- und Jugendhilfe wird in den 70er-Jahren ein eigenständiger Bereich des CJD. Die 80er-Jahre machen verstärkt Arbeits- und Qualifizierungsmaßnahmen sowie die Förderung von Migranten nötig. Mit der deutschen Wiedervereinigung halten neue Organisationsformen im CJD Einzug. Der Beginn des 21. Jahrhunderts zieht eine grundlegende Neustrukturierung der internen Fachbereiche nach sich. Heute zählt der Verein bundesweit über 350 Standorte. 

Kita im Doschler wird zehn Jahre alt

Mit einem „Jahrmarktzauber für Groß und Klein“ feierte die CJD-Kindertagesstätte im Doschler ihr zehnjähriges Bestehen. Die Bildungs-Kita bietet 30 Krippen- und 40 Kindergartenplätze. Im Beisein von Kathrin Leibold und Mareike Wandel, Angebots- und Fachbereichsleitung Kita, und CJD-Gesamtleiter Alexander Lawitschka würdigte Kirchheims Sozialbürgermeisterin Christine Kullen die pädagogische Arbeit.

Anerkennung zollte Bürgermeisterin Kullen allen Mitarbeiterinnen, die als vertrauensvolle Bezugserzieher Kinder darin unterstützen, die Welt begreifbar zu machen. Die Bildungs-Kita orientiert sich an der individuellen Lern- und Bildungsgeschichte des einzelnen Kindes. Kinder sind „aktive Lerner“, sie lernen in sozialen Zusammenhängen, durch Mitmachen und Mitverantwortung. Voraussetzung für jedes Lernen, für die Möglichkeit eines aktiven Erforschens und Entdeckens ist eine Atmosphäre von Sicherheit, Geborgenheit und Wertschätzung. 2013 wurde der Gebäudekomplex nach ökologisch und biologisch höchstem Standard neu gebaut.

Bürgermeisterin Kullen überreichte einen Gutschein zur Anschaffung neuer Spielgeräte. Zwischen Spielstraße und Foodtruck begingen Kinder und Erwachsene das Jubiläum bei Sonnenschein. fs