Baustelle
Ein Rohrbruch sorgt für Diskussionen

In der Kirchheimer Marktstraße, direkt am Rathaus, tut sich aktuell ein tiefes Loch auf. In Bälde wird es zugeschüttet, nachdem das tieferliegende Rohr wieder im ordnungsgemäßen Zustand ist.

Der Bauzaun sichert nicht die Baumaschine ab, sondern das Loch in der Mitte. Dieses Loch ist teilweise mit Flüssigboden gefüllt. Nach dem Trocknen kann das gesamte Loch zugeschüttet werden – und vom Rohrbruch ist danach kaum mehr etwas zu sehen. Foto: Carsten Riedl

Es ist nicht das Loch, in das jetzt dauerhaft der Weihnachtsbaum der Stadt Kirchheim gepflanzt werden soll – und es ist auch nicht das Haushaltsloch in der mittelfristigen Finanzplanung. Diese phantasiereichen Beispiele zeigen aber bereits, welche Spekulationen die Folge sein können, wenn an zentraler Stelle in der Stadt plötzlich ein Loch ausgehoben wird, ohne dass es Tage vorher entsprechende Ankündigungen oder Hinweise darauf gegeben hat.

Gewisse Hinweise gab es zwar. Aber sie wurden erstens nicht öffentlich bekanntgegeben, und zweitens zwangen sie zum schnellen Handeln: Ein Rohrbruch wurde an dieser Stelle in der Marktstraße lokalisiert, in unmittelbarer Nähe zur Schaufassade des Rathauses. Um an das Rohr zu gelangen und um es reparieren zu können, war entsprechend tief zu graben. Bis dahin ist das sicher für jeden klar nachvollziehbar.

Wenn das Rohr aber wieder rundum dicht ist, könnte sich das Loch ja schnell wieder zuschütten lassen – und mit dem Pflasterbelag wäre anschließend sogar der redensartliche Kittel wieder geflickt gewesen. Aber ganz so einfach ist es nicht. Zur Verfüllung des Lochs unterhalb des Rohrs kam nämlich Flüssigboden zum Einsatz. Das ist ein zähflüssiges Material, das großteils aus Bodenaushub besteht.

Das Trocknen braucht Zeit

Der Vorteil: Wegen der flüssigen Konsistenz verteilt sich das Material von selbst vollständig rund um das Rohr. Später verfestigt sich der Flüssigboden, sodass er in etwa dieselben Eigenschaften aufweist wie das Aushubmaterial, wenn es als solches wieder in das Loch geschüttet worden wäre. Was aber dringend nötig ist: Zeit. 

Mit der Zeit nimmt das Material die gewünschte, nahezu feste Konsistenz an. Diese Zeit aber gilt es abzuwarten. Deshalb ist bei einigen Passanten der Eindruck entstanden, hier werde ein Loch aufgerissen, und dann bleibe es tagelang so – mit einem Stück Rohr, das noch aus dem Schlamm und Matsch tief unten herausragt. Verheerend an diesem Eindruck ist die scheinbare Bestätigung eines gängigen Klischees: Wieder mal eine Baustelle, mit der man irgendwann begonnen hat und an der die meiste Zeit über nichts weitergeht.

Es ist zwar nicht dasselbe. Aber ein bisschen ist der Flüssigboden vergleichbar mit dem Estrich: Auch der wird nach dem Aufbringen erst einmal in Ruhe gelassen, damit er trocknen kann.