Kampagne
Ein „Und“ für Kirchheim – und kein „Oder“

Die Teckstadt wirbt gezielt um Mitarbeiter und sieht sich dabei nicht nur im Wettbewerb mit der freien Wirtschaft, sondern auch mit anderen Arbeitgebern der öffentlichen Hand.

Die Verantwortlichen der Kampagne für die „Arbeitgebermarke Stadt Kirchheim“ zeigen mit dem „Und“-Zeichen Gesicht. Foto: Andreas Volz

Groß ist die Konkurrenz im Kampf ums Personal. Das hat auch die Stadt Kirchheim erkannt: „Wir stehen nicht nur im Wettbewerb mit der freien Wirtschaft, sondern auch untereinander als Kommunen“, sagt Oberbürgermeister Pascal Bader. Um in diesem Wettbewerb bestehen zu können, müsse sich die Stadt als Arbeitgeber präsentieren – „nach außen, aber auch nach innen“. Eine Kampagne, um Arbeitskräfte zu gewinnen, müsse auch von den Mitarbeitern getragen werden: „Die müssen auf jeden Fall dahinterstehen.“

Andreas Fahrion, Geschäftsführer der Kirchheimer Werbeagenturen fmk und fact, stellt fest: „Man muss sich heute als Arbeitgeber um Mitarbeiter bewerben.“ Das gelte auch für die Stadt Kirchheim als Arbeitgeber, bei der es sich mit 850 Mitarbeitern durchaus „um eine Hausnummer handelt“. Diese Bewerbung um Arbeitskräfte sei ein umfangreicher Prozess: „Das ist kein Sprint, sondern ein Dauerlauf. Da reicht es nicht, einen schönen Slogan und ein paar tolle Bildchen zu haben – auch wenn es immer noch darum geht, vom verstaubten Image der Behörde wegzukommen.“

Hohe Rücklaufquote

Das alles war Grund genug, um die Kampagne der Stadt Kirchheim mit einer Mitarbeiterbefragung zu starten. Der Rücklauf der freiwilligen und anonymen Befragung hat ihn total überrascht: „350 Teilnehmer, das ist eine unglaublich hohe Quote, ein absolutes Top-Ergebnis – und das auch noch über alle Bereiche hinweg.“

Was die Teilnehmer positiv bewertet haben, war die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, was die Stadt durch flexible Teilzeitmodelle ermögliche. Was die Mitarbeiter ebenfalls schätzen, sind die Handlungsspielräume und die Selbständigkeit, die sie haben: „Sie können ihre Kompetenzen einbringen und erfahren dafür auch ein hohes Maß an Wertschätzung.“ Das Vertrauen spiele eine ebenso große Rolle wie die positive Arbeitsatmosphäre. Andreas Fahrion geht auch darauf ein, dass nicht alle Rückmeldungen positiv sein können: „Natürlich müssen wir auch den negativen Aussagen nachgehen.“ In diesem Fall gehe es aber weniger darum, die negativen Aspekte nach außen zu kehren. Vielmehr seien sie intern durch Verbesserungen zu klären.

Was ist nun die Kernaussage, zu der die interne Umfrage geführt hat? Arbeiten für die Stadt Kirchheim bedeute nie ein „Oder“, sondern immer ein „Und“, sagt Andreas Fahrion. Es gehe darum, „Privatleben und Arbeit“ in Einklang zu bringen. Es gehe um „maximale Flexibilität und individuelle Lösungen“, es gehe darum, „emotional und authentisch“ zu sein.

Auch das neue Verwaltungsgebäude in der Marktstraße soll das Image der Stadt Kirchheim als moderner Arbeitgeber fördern – ohne Widerspruch zu einer gewissen Bodenständigkeit. Foto: Markus Brändli

Aus diesem Grund ist das Und-Zeichen zur Erkennungsmarke der Kampagne geworden. Es steht nicht nur für Kirchheim, es steht auch immer wieder in Kirchheim, an den verschiedensten Stellen. Der QR-Code führt zur Homepage der Stadt – und dort zur neuen Kategorie „Karriere“. Das Zeichen begleite die Stadt auch auf Ausbildungsmessen.

Gesicht zeigen für die Stadt

Katja Schmitt, die Leiterin der Abteilung Personal und Organisation, legt noch Wert auf einen weiteren Aspekt der Kampagne: „Wenn’s authentisch sein soll, brauchen wir auch Fotos mit eigenem Personal.“ Auch in diesem Fall waren die Verantwortlichen überrascht vom Rücklauf: „Da haben sich ziemlich viele gemeldet – ganz normale Menschen, die bei der Stadt arbeiten und die bereit sind, auch Gesicht zu zeigen.“

Die Bilder, einschließlich des Und-Zeichens, sind auf der Internetseite der Stadt zu sehen, auf Social-media-Kanälen – und in der Zeitung. Denn die Umfrage hat ergeben, dass Stellen-Angebote eher direkt auf der Homepage des Arbeitgebers oder eben in der Zeitung wahrgenommen werden.

Spielraum für die Persönlichkeit

Was wichtig ist für die Mitarbeiterfotos, fasst Andreas Fahrion zusammen: „Wir stellen keine Situationen dar, sondern Menschen. Die sind sehr individuell, da gibt es keine Konformität, sondern viel Spielraum für die Persönlichkeit.“ Wenn dadurch zum Ausdruck kommt, dass die Stadt Kirchheim zugleich für Modernität und für Bodenhaftigkeit steht, dann ist das ganz im Sinne des Erfinders. Gerade das „Und“ sorge ja dafür, dass es kein Widerspruch ist, solche scheinbaren Gegensätze zu vereinen. Auch Arbeitgeber und Arbeitnehmer sollen in diesem Fall keine Gegensätze sein, sondern ein Miteinander zum Ausdruck bringen: „Kirchheim & ich“.