Am 15. März spielt Andreas Arnold mit seinem Trio im Club Bastion. Der renommierte Gitarrist stammt aus Kirchheim. Im Interview spricht er über seine Leidenschaft für Flamenco und die Liebe zum musikalischen Grenzgang.
Herr Arnold, was bedeutet Flamenco für Sie?
Andreas Arnold: Poetisch ausgedrückt: Erde, Feuer und Leidenschaft. Traditionellen Flamenco finde ich faszinierend, weil er so rau und archaisch ist. Da ist nichts Elitäres wie in der klassischen Musik oder dem Jazz. Nichts Kommerzielles wie im Pop. Flamenco versucht gar nicht, Kunst zu sein. Er ist purer Ausdruck von Menschen, die lange unterdrückt und am Rande der Gesellschaft gelebt haben, sehr ähnlich dem amerikanischen Blues. Deshalb geht mir diese Musik mitten ins Herz. Den bewegendsten Flamenco findet man auch gar nicht auf den großen Bühnen, sondern um 3 Uhr morgens in einer Bar in Jerez oder Granada.
Wann hatten Sie Ihre erste Begegnung mit dem Flamenco? Gab es da eine „Initialzündung“?
Arnold: Erst während des Musikstudiums in Amsterdam kam ich über spanische Freunde in Kontakt mit Flamenco. Es war Liebe auf den ersten Blick. Zu der Zeit war ich allerdings auf Jazz konzentriert. Und mir war auch klar, dass man Flamenco nicht mal so nebenher lernt. Der Rhythmus ist hoch komplex. Ebenso die Gitarrentechnik, vor allem in der rechten Hand. Ich habe dann jahrelang Flamenco gehört, aber nicht gespielt. Ich war schon fast 30 und mittlerweile in New York, als ich mir schließlich sagte: Wenn ich es jetzt nicht in Angriff nehme, werde ich es vielleicht mein Leben lang bereuen. Also habe ich mir eine Flamencogitarre gekauft und bin für drei Monate nach Spanien gezogen. Das war für mich der Anfang als Flamencogitarrist.
Welche Persönlichkeiten haben Ihren Weg als Künstler maßgeblich beeinflusst? Was verdanken Sie diesen Begegnungen?
Da gibt es zahllose Vorbilder und Einflüsse, allen voran die Beatles. Auch Miles Davis, Brad Mehldau, J. S. Bach, Camaron de la Isla. Aber was unmittelbare Begegnungen betrifft, war das sicherlich mein erster Gitarrenlehrer Hans Peter Weyhmüller an der Kirchheimer Musikschule. Später waren Leni und Mike Stern in New York wichtige Mentoren. Meine akademische Laufbahn war lehrreich, aber nicht besonders inspirierend – abgesehen von einem 80-jährigen Geschichtslehrer am Queens College in New York: Howard Brofsky hatte die Bebop-Ära in den 40ern in New York mit Charlie Parker und Dizzy Gillespie aktiv miterlebt. Er war Trompeter und hat mich oft zu sich nach Hause eingeladen zum Jammen. Mit ihm zu spielen und von ihm zu lernen, war ein großes Privileg.
Die Musikkritik hebt Spontaneität und Offenheit als besondere Merkmale Ihres Spiels hervor und bringt diese Qualitäten mit Ihrem Background im Jazz zusammen. Aufgewachsen sind Sie in einer „klassischen“ Musikerfamilie. Was macht den musikalischen Grenzgang so reizvoll für Sie?
Zum einen liebe ich einfach sehr viele Stilistiken. Die Gitarre ist das weltweit am weitesten verbreitete Instrument. Und wo gute Gitarre dabei ist, werde ich schnell neugierig. Was Spontaneität betrifft, bin ich ein Vollblut-Jazzer: Improvisation, das Spielen mit dem Ungewissen, Sachen passieren lassen, die nicht geplant sind – das ist für mich der höchste Zustand. Es gelingt nicht immer, da hinzukommen, aber es ist stets das Ziel.
Mit der bulgarischen Trompeterin Raya Hadzhieva und dem katalanischen Kontrabassisten Manel Fortia bringen Sie zwei hochkarätige Musiker mit nach Kirchheim. Was erwartet das Publikum in der Bastion?
Das wissen auch wir noch nicht und genau so muss es sein, damit es spannend wird. Aber im Ernst: Wir werden Eigenkompositionen von mir spielen, aber auch Jazz-Standards und Covers. Es kommen elektronische Elemente dazu. Die Stücke sind manchmal „offener“ und manchmal dicht arrangiert, fast schon mit einem klassischen, kammermusikalischen Ansatz. Und von dort ausgehend werden wir Räume zum Improvisieren ausloten.
Von Kirchheim nach Andalusien
Für Freunde des Flamencos dürfte der Auftritt des Andreas Arnold Trios im Kirchheimer Club Bastion ein besonderes Highlight werden. Arnold, der in New York und Andalusien lebt, studierte Jazzgitarre in Amsterdam und New York, bevor er sich ganz dem Flamenco widmete. Als Instrumentalist, Komponist und Produzent hat er an zahlreichen Produktionen mitgewirkt und auf fünf Kontinenten getourt. Seine Wurzeln hat der international gefeierte Gitarrist in Kirchheim, wo er in einer klassischen Musikerfamilie aufgewachsen ist. Mit seinem Trio tritt Andreas Arnold am kommenden Samstag, 15. März, um 20.30 Uhr im Kirchheimer Club Bastion auf. Karten gibt es im Vorverkauf bei Juwelier Schairer.

