Konzert
Esprit, Eleganz und Energie

Mit einem vielseitigen Programm begeisterte das Schwäbische Kammerorchester in der Kirchheimer Stadthalle. Klarinettist Adam Ambarzumjan sorgte für Begeisterungsstürme.

Das Schwäbische Kammerorchester brillierte in der Stadthalle Kirchheim mit dem Solo-Klarinettisten Adam Ambarzumjan. Foto: Florian Stegmaier

Ein Klarinettenkonzert von Carl Maria von Weber und Beethovens zweite Sinfonie – das Programm des Schwäbischen Kammerorchesters versprach Farben und Kontraste. Insbesondere die Wahl des Solisten Adam Ambarzumjan stellte sich als Glücksgriff heraus.

Das erste Klarinettenkonzert in f-Moll von Carl Maria von Weber zählt zu den Juwelen romantischer Konzertliteratur. Vom Solisten verlangt es technische Brillanz, zudem das Vermögen, den lyrischen, beinahe vokalen Qualitäten seines Instruments Ausdruck zu verschaffen. Adam Ambarzumjan, Solo-Klarinettist der Württembergischen Philharmonie und Preisträger internationaler Musikwettbewerbe, gelang das auf bemerkenswerte Weise.

Schon die energisch deklamierten Takte der Orchestereinleitung ließen auf eine temperamentvolle Interpretation schließen. Als in hoher Lage die Klarinette mit ihrem sehnsuchtsvollen Thema einsetzte, war das Publikum gefesselt. Ambarzumjan überzeugte mit samtig-warmem Ton, der auch in den hohen Registern nie an Substanz verlor. In den rasanten Passagen der virtuosen Kadenzen ließ er die Klarinette regelrecht tanzen, brillierte mit geschmeidiger Geläufigkeit, ohne an Klarheit der Phrasierung einzubüßen.

Bravorufe und Zugabe

Unter der Leitung von Matthias Baur begleitete das Orchester umsichtig und sensibel, wahrte geschickt die dynamische Balance zwischen Tutti-Passagen und den solistischen Linien und überzeugte durch seine weiche, tragfähige Streicherbegleitung. Die langsame Romanze geriet zum Höhepunkt des Abends. Innig schwebte die Kantilene des Solisten über einem Orchesterteppich, der sich durch dezente Phrasierung und wunderbar atmendem Streicherklang auszeichnete. Geschmackvoll brachte der feinsinnige Dialog zwischen Klarinette und Bläsern den intimen kammermusikalischen Charakter des Satzes zur Geltung. Im Schlussrondo zeigte sich Ambarzumjan als intelligenter Gestalter und feuriger Virtuose. Bravorufe und der Wunsch nach einer Zugabe wurden laut. Ambarzumjan ließ sich nicht lange bitten und kredenzte eine mitreißende Interpretation der berühmten Habanera aus der Carmen-Suite von Bizet – eigentlich ein Virtuosenstück für Geiger.

Mit Beethovens zweiter Sinfonie stellte sich das Schwäbische Kammerorchester einer besonderen Herausforderung. Die D-Dur-Sinfonie steht an der Schwelle zwischen der klassischen Formensprache Haydns und der kraftvollen Eigenständigkeit Beethovens. Ebendieser Drahtseilakt aus Spritzigkeit, Energie und formaler Klarheit gelang dem Orchester in bemerkenswerter Weise.

Spielfreude und Präzision

Vollmundiges Legato entfalteten die Streicher in der klanglich fein abgestimmten Einleitung des ersten Satzes. Spannung und dynamische Kontraste prägten die Durchführung, in der Beethoven mit überraschenden Modulationen spielt. Im lyrischen zweiten Satz entfaltete das Orchester seine breite Palette an Klangfarben. Die Holzbläser gefielen mit weichen, kantablen Linien. Plastisch traten die subtilen harmonischen Schattierungen des raffiniert gestrickten Tonsatzes hervor. Das Scherzo nahm das Orchester mit federnder Leichtigkeit. Energischen Streicherfiguren antworteten die Bläser mit Esprit und artikulatorischer Klarheit. Spielfreude und Präzision bewies das Orchester im mitreißenden Finale, wo es Beethovens kühnen Wendungen mit der notwendigen Souveränität begegnete.

Am Ende stand überschwänglicher Applaus für einen Konzertabend, der das Publikum nicht nur zu begeistern, sondern auch sichtlich zu berühren wusste.